Als in Liestal noch Bettdecken produziert wurden… | Baselbieter Baukultur #97

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Um 1850 war das heutige Siedlungsgebiet rund um die Altstadt von Liestal noch grösstenteils unbebaut. Nur entlang der Ausfallstrassen nach Basel, Sissach und Waldenburg fanden sich Zeilen- und Einzelbauten. Nordwestlich der Siedlung ausserhalb der Altstadt am Gewerbekanal der Ergolz, entstanden einige Jahre zuvor um 1825 Betriebe zum Färben und Bleichen von Textilien. In den folgenden Jahren kamen diverse Gebäude dazu; von einer Weberei über ein Turbinenhaus bis hin zum eigenen Kraftwerk. Eine spätere Arbeitersiedlung entstand offenbar um 1917 am Mühlemattweg.

Das Schildareal um 1980 (bearbeitet), Grundlagen Luftbild © Bundesamt für Landestopografie swisstopo

Das Schildareal um 1980 (bearbeitet), Grundlagen Luftbild © Bundesamt für Landestopografie swisstopo

Das Schildareal um 1980, Grundlagen Luftbild © Bundesamt für Landestopografie swisstopo

Das Schildareal um 1980, Grundlagen Luftbild © Bundesamt für Landestopografie swisstopo

Die «Tuchfabrik S. Brodtbeck und Rosenmund AG» wurde um 1920 schliesslich von Adrian Schild übernommen und in «Schild AG» umbenannt. Das Fabrikareal entwickelte sich stetig weiter. Anlässlich des 75-jährigen Jubiläums zeigte sich der damalige Präsident des Vereins der Schweizerischen Textilindistrieller, Ständerat Dr. Fritz Honegger überzeugt, dass «die Herren Schild (…) die Probleme des sich im Gange befindlichen Strukturwandels (…) erfolgreich meistern werden.» Zusammen mit den Betrieben in Bern, Dahlhausen in Deutschland und Herbesthal in Belgien beschäftigte die Schild-Gruppe damals rund 900 Arbeitnehmende und stellte unter anderem Anzugstoffe, Garne, Decken und Uniformstoffe her.

Das Schild-Areal am Gewerbekanal, Datum unbekannt, STABL_PA_6412_02_01_243, Fotoarchiv der Firma Lüdin AG, Liestal, Staatsarchiv Basel-Landschaft

Das Schild-Areal am Gewerbekanal, Datum unbekannt, STABL_PA_6412_02_01_243, Fotoarchiv der Firma Lüdin AG, Liestal, Staatsarchiv Basel-Landschaft

Luftaufnahme des Schild-Areals am 15.5.1925, ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv / Fotograf: Walter Mittelholzer, LBS_MH03-0532, Public Domain Mark

Luftaufnahme des Schild-Areals am 15.5.1925, ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv / Fotograf: Walter Mittelholzer, LBS_MH03-0532, Public Domain Mark

Luftaufnahme des Schild-Areals am 3.7.1951, ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv / Fotograf: Werner Friedli, LBS_H1-013889, CC BY-SA 4.0

Luftaufnahme des Schild-Areals am 3.7.1951, ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv / Fotograf: Werner Friedli, LBS_H1-013889, CC BY-SA 4.0

So einfach wie erhofft gestaltete sich die Zukunft längerfristig dann aber doch nicht. Trotz Exporte in rund 20 Länder, wie die «Fachschrift für die gesamte Textilindustrie» schreibt, müssten die Textilmaschinen im Zwei- bis Dreischichtbetrieb bedient werden, um mit der Konkurrenz mithalten zu können. Um 1980 schliesslich verlagerte sich die Produktion ins Ausland. Um 1990 folgte die Stilllegung. Seit dann wird das Areal kontinuierlich umgenutzt. Einige Einzelbauten sind durch Neubauten ersetzt worden. Heute sind diverse Firmen und Betriebe, vom Coiffeur über die Physiotherapie bis hin zum Nachtclub angesiedelt. Aber auch Ateliers, mechanische und chemische Betriebe finden sich – tatsächlich eine bunte Mischung.

Schmale Gassen führen zu den Produktionsstätten (um 1965), ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv / Fotograf: Jack Metzger, Com_L14-0273-0004-0002, CC BY-SA 4.0

Schmale Gassen führen zu den Produktionsstätten (um 1965), ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv / Fotograf: Jack Metzger, Com_L14-0273-0004-0002, CC BY-SA 4.0

Das Schild-Areal (um 1965), ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv / Fotograf: Jack Metzger, Com_L14-0273-0004-0004, CC BY-SA 4.0

Das Schild-Areal (um 1965), ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv / Fotograf: Jack Metzger, Com_L14-0273-0004-0004, CC BY-SA 4.0

Die Anlage besteht aus einem Cluster aus Flach- und Sheddachhallen. Zwischen den Gebäuden führen schmale Gassen zu den einzelnen Zugängen. Charakteristisch für fast alle Gebäude sind die weiss gestrichenen Fassaden. Insgesamt gibt sich die Anlage bis auf die technischen Aufbauten und Installationen in ihrer Gestaltung sehr zurückhaltend und einheitlich. Das ganze Areal liegt etwas tiefer als die südlich verlaufende Rheinstrasse und schliesst heute zu allen Seiten an die Siedlung an. Im Norden wird das Schild-Areal durch den Fluss Ergolz begrenzt, im Westen durch die Kantonsstrasse.

Text: Simon Heiniger / Architektur Basel


Schild-Areal Liestal
Adresse: Eichenweg, Mühlemattweg, 4410 Liestal
Architektur: unbekannt
Baujahr: 1825 / 1862 / 1873 / 1892 / 1893 / 1907 / 1917 / 1920
Funktion: Ehem. Tuchfabrik, Textilindustrie / heute: Gewerbegebiet


Historische Aufnahmen:
– Jack Metzger (1965), CC BY-SA 4.0
– Staatsarchiv Baselland, Fotoarchiv der Firma Lüdin AG, Liestal
Luftaufnahmen:
– Walter Mittelholzer (1925), Public Domain Mark
– Werner Friedli (1951), CC BY-SA 4.0
Karten/Luftbild:
– Bundesamt für Landestopografie swisstopo

Quellen:
– E.N. (1970): «75 Jahre Tuch- und Deckenfabriken Schild AG», in: Mitteilungen über Textilindustrie : schweizerische Fachschrift für die gesamte Textilindustrie, 1970, Band 77, Heft 10, S. 382ff
– Staatsarchiv Baselland, Onlinearchivkatalog
– e-pics Bildarchiv, ETH-Bibliothek Zürich, Onlinekatalog
– Online-Archiv SGTI industriekultur.ch

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