Buol & Zünd: Basler Lieblingshäuser

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Man braucht die beiden nicht mehr vorzustellen: Seit drei Jahrzehnten tragen Lukas Buol und Marco Zünd zur Basler Baukultur bei – mit diskussionswürdigen Beiträgen, die sich gekonnt dem architektonischen Mainstream entziehen. Besonders nennenswert sind das Musikerwohnhaus im St. Johann, der Jazz Campus im Kleinbasel oder das Haus Bernardi an der Wolfsschlucht. Gespannt fragten wir sie nach ihren drei Basler Lieblingshäusern. Als Antwort erhielten wir drei Postkartensamt folgender Bemerkung: «Wir sind auf die Suche nach typologischen Erfindungen für die Stadt gegangen. Häuser die aus einer alten oder neuen Bauaufgabe eine spezifische, im übertragenen Sinn protypische Lösung darstellen die sich in Basel als einzigartig zeigen und bemerkenswert sind im wörtlichen Sinn. Die Fotos dazu sind Postkarten aus der Erbauungszeit, welche diese Häuser in ihrer ursprünglichen Gestalt zeigen. Und weshalb gibt es heute keine Postkarten von neu erstellten Häuser?»

1. Rundhofhalle der Messe Basel,
1953 – 54, Hans Hofmann

Postkarte Der Rundhof des neuen Messegebäudes, 1954, © Verlag: Agefoba, Basel

Die Messe als entwickelte Form des Marktes, führt zur Bildung eines Typus, der die zur Schaustellung der Waren und den Platz zu einer neuen städtischen Architektur führt. Die spielerische Leichtigkeit der Architektur aus den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts, setzt einen wohltunenden festlichen Rahmen für das Treiben und Treffen in den Hallen und als Gegenpol zum Hof des Hauses. Eigentlich ein Prototyp und man fragt sich, weshalb sich dieses Haus als Typologie nicht durchgesetzt hat. 

 

2. Grossmarkthalle, 1929
Hans Ryhiner, Hubert Rüsch

Bild: Postkarte Grossmarkthalle, 1930, Autor unbekannt

Braucht es einen so fast schon gigantisch zu nennenden Raum für den Handel mit so kleinen Dingen wie Orangen und Bananen? Ist dieser Raum schlicht der Forderung nach einer stützenfreien Überdachung und deren ingenieurmässigen Umsetzung geschuldet? Oder doch eine Kathedrale des Essens? Sei es drum, auf jeden Fall eine städtische Form für den Markt, auch im zweiten Leben – oder gerade erst dann – immer wieder ein grossartiges Erlebnis.

 

3. Antoniuskirche, 1925 – 1927
Karl Moser

Postkarte St. Antoniuskirche, 1929 © Photo Xaver Frey, Basel

Seelensilo wurde sie genannt, die Kirche an der Kannenfeldstrasse. Dabei ist es gerade diese Reduktion in Material und Form, welche im Zusammenspiel mit dem Licht durch die farbigen Gläser für diese unvergleichliche, transzendente Stimmung sorgt. Typologisch gesehen eine klassische, dreischiffige Basilika, wo der Innenraum durch die mächtigen Säulen und deren tektonisches Abbild an den Wänden den Raum wohltunend und ruhig strukturiert wird. Wenn man da sitzt, zum Beispiel im Weihnachtsgottesdienst, kommt man als Architekt nicht darum herum an die Badezimmer zu denken, die sich vermutlich gerade hinter dem grossen goldenen Christuskreuz an der Wand in der Raumachse anschliessen. Dies verweist aber auch auf ihre Einzigartigkeit als Kirche, die sich einfach in die Zeile der Wohnbebauung einordnet und so zu einem Stück Stadt zu werden vermag.


Text: Lukas Buol und Marco Zünd
www.buolzuend.ch

 

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