Das Wasser aus dem Turm

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Sie gehören in der Schweiz nicht unbedingt zum breiten Landschaftsbild: Wassertürme. Der bergigen Topografie sei Dank, können die meisten Reservoire unterirdisch gebaut werden. In höher gelegenen Regionen oder Quartieren aber sind Wassertürme nötig, um einen durchwegs gleichbleibenden Druck im Wassernetz zu garantieren. So etwa in Schönenbuch oder Allschwil. Auch in Basel gibt es einen prominenten Turm auf dem Bruderholz. Das höchste Reservoir befindet sich in Turm der Sendeanlage St. Chrischona.

Gleich drei Wassertürme gibts in der Region Basel Grundlagen: © Bundesamt für Landestopografie swisstopo

Gleich drei Wassertürme gibts in der Region Basel Grundlagen: © Bundesamt für Landestopografie swisstopo

Der Turm in Schönenbuch ist mit Jahrgang 1989 der jüngste der drei Wassertürme in der Region. Eingeweiht wurde er 1990. Beinahe kunstvoll gesellt er sich zu den umliegenden Bäumen. Der Bau stammt aus der Feder von Architekt H.R. Bühler und Ingenieur Cyrill J. Burger. Der 31.4 m hohe Turm misst an der breitesten Stelle 20.5 m. Der Schaft ist mit 4.40 m Durchmesser vergleichsweise schmal. Eine Treppe mit 160 Stufen führt nach oben. Die eigentlichen Wasserkammern befinden sich im kegelförmigen Kopf. Das Trinkwasserreservoir fasst 400 Kubikmeter Wasser, jenes für Löschwasser 200 Kubikmeter.

Fast kunstvoll gesellt sich der Wasserturm in Schönenbuch zu den Bäumen im Feld, Grundlagen: © Bundesamt für Landestopografie swisstopo

Fast kunstvoll gesellt sich der Wasserturm in Schönenbuch zu den Bäumen im Feld, Grundlagen: © Bundesamt für Landestopografie swisstopo

Wasserturm Schönenbuch: Fügt sich elegant in die Bäume ein © Simon Heiniger / Architektur Basel

Wasserturm Schönenbuch: Fügt sich elegant in die Bäume ein © Simon Heiniger / Architektur Basel

Während der Schaft und die Kammern aus fein gestalteten Fertigbetonelementen bestehen, kommt der Aufbau der Aussichtsplattform oder zumindest die Verkleidung als leichter Metallbau daher. Der Turm wirkt bis oben hin sehr schlank und stimmig, nicht zuletzt, weil die filigranen Metallgeländer etwas von der Turmaussenkante zurückspringen.

Feine Gestaltung mittels Lisenen in Schönenbuch © Simon Heiniger / Architektur Basel

Feine Gestaltung mittels Lisenen in Schönenbuch © Simon Heiniger / Architektur Basel

Etwas einfacher in der Gestaltung kommt der Wasserturm in Allschwil daher. Das Bauwerk stammt ebenfalls von Ingenieur Cyrill J. Burger aus Basel. Die Fertigbetonteile von Schaft und Kopf sind jedoch flach und ohne Lisenen gehalten. Mit seinen 42.4 m Höhe und 22.8 m Breite ist er um einiges grösser als sein Nachfolger in Schönenbuch. Dennoch ist der Schaft nur 4.70 m breit. Die Aussichtsplattform befindet sich auf 38 m Höhe und kann neben der Treppe seit 1982 angenehm mit einem Lift erreicht werden. Der Turm fasst insgesamt 990 Kubikmeter Wasser – 100 Kubikmeter davon sind für Löschwasser reserviert. Damit der Turm im laufenden Betrieb gewartet und gereinigt werden kann, ist das Reservoir in zwei Kammern unterteilt.

Inmitten von Bäumen überragt der Wasserturm in Allschwil die Kronen, Grundlagen: © Bundesamt für Landestopografie swisstopo

Inmitten von Bäumen überragt der Wasserturm in Allschwil die Kronen, Grundlagen: © Bundesamt für Landestopografie swisstopo

Wasserturm Allschwil: Fertigbetonelemente ohne Schnörkel © Simon Heiniger / Architektur Basel

Wasserturm Allschwil: Fertigbetonelemente ohne Schnörkel © Simon Heiniger / Architektur Basel

Diese Aussicht über Basel und Umgebung lässt sich sehen © Simon Heiniger / Architektur Basel

Diese Aussicht über Basel und Umgebung lässt sich sehen © Simon Heiniger / Architektur Basel

Im Schnittplan etwas verkürzt dargestellt sind die Betonpfähle. Tatsächlich ragen sie ganze 18 m tief in den Untergrund. Im Untergeschoss befinden sich die Pumpen. Der Aufbau ist – anders als in Schönenbuch – im gestalteten Volumen des Turmes integriert und schliesst die Schnittfigur mit einem gegensätzlichen Kegel ab.

Querschnitt des Allschwiler Turms. Die Betonpfähle reichen 18 m in den Boden, Quelle: commons.wikimedia.org, AutorIn: Sektori, 2013, CC BY-SA 3.0, bearbeitet

Querschnitt des Allschwiler Turms. Die Betonpfähle reichen 18 m in den Boden, Quelle: commons.wikimedia.org, AutorIn: Sektori, 2013, CC BY-SA 3.0, bearbeitet

Aus statischer Sicht weniger spektakulär kommt der Wasserturm auf dem Basler Bruderholz daher. Mit Jahrgang 1926 ist er der älteste Bau im Trio und orientiert sich – obschon in Stahlbeton erbaut – noch nicht an den gestalterischen Möglichkeiten, die die Technik bietet. Der Entwurf stammt von den Architekten Ernst und Paul Vischer.

Der Wasserturm auf dem Bruderholz, Grundlagen: © Bundesamt für Landestopografie swisstopo

Der Wasserturm auf dem Bruderholz, Grundlagen: © Bundesamt für Landestopografie swisstopo

Dem Heimatschutz zu viel Art déco: der Wasserturm auf dem Bruderholz © Simon Heiniger / Architektur Basel

Dem Heimatschutz zu viel Art déco: der Wasserturm auf dem Bruderholz © Simon Heiniger / Architektur Basel

Der Heimatschutz stellte sich damals gegen den Gestaltungsvorschlag mit Art déco-Attributen und hätte lieber einen Bau gesehen, dessen Architektur sich sichtbar an der technischen Aufgabenstellung orientiert. Wohl wären die späteren Entwürfe à la Burger genehmer gewesen. Ein Gegenprojekt gab es dann aber tatsächlich. Architekt Hans Schmidt präsentierte einen Turm mit sichtbaren Wassertanks. Letzten Endes aber wurde der bereits aus damaliger Sicht etwas plumpe Turm der Architekten Vischer realisiert. Zusätzlich zu den Kammern im Obergeschoss verfügt er über ein Wasserreservoir im Untergeschoss. Insgesamt fasst der Turm etwas mehr als 800 Kubikmeter Wasser. Es gibt zwei Aussichtsterrassen. Die obere ist über 164 Stufen erreichbar. Informationen zu möglichen Besichtigungen finden sich auf den Websites der jeweiligen Netzbetriebe.

Im Wasserturm auf dem Bruderholz gibts auch im Untergeschoss ein Reservoir, Quelle: commons.wikimedia.org, AutorIn: Allesmüller, 2010, CC BY-SA 3.0, bearbeitet

Im Wasserturm auf dem Bruderholz gibts auch im Untergeschoss ein Reservoir, Quelle: commons.wikimedia.org, AutorIn: Allesmüller, 2010, CC BY-SA 3.0, bearbeitet

Abschliessend ein fragender Blick in die Zukunft: Was könnte man mit solchen Türmen anfangen, wenn sie nicht mehr benötigt werden? Nun gut – jene drei werden wohl noch etwas im Einsatz bleiben, in Deutschland allerdings sind in den letzten Jahren etliche Wassertürme in Rente gegangen. Eine Vielzahl davon wurde auch tatsächlich umgenutzt – zu einem Museum, Loft-Wohnungen oder Jugendherbergen, Büros oder schlicht und einfach: Aussichtstürme.

Text: Simon Heiniger / Architektur Basel


Wasserturm Schönenbuch
Adresse: Mittlerfeldweg, 4124 Schönenbuch
Tragwerksplanung: Cyrill J. Burger
Architektur: H. R. Bühler
Baujahr: 1987-1989
Funktion: Wasserspeicher

Wasserturm Allschwil
Adresse: Herrenweg, 4123 Allschwil
Architektur und Tragwerk: Cyrill J. Burger
Baujahr: 1970-1972
Funktion: Wasserspeicher

Wasserturm Bruderholz
Adresse: Reservoirstrasse 200, 4059 Basel
Architektur: Ernst und Paul Vischer
Baujahr: 1925-26
Funktion: Wasserspeicher


Fotos und Video:
– © 2020/21 Simon Heiniger / Architektur Basel
Karten/Luftbild:
– Bundesamt für Landestopografie swisstopo, bearbeitet
Quellen:
industriekultur.ch
– Schnitt Wasserturm Allschwil: commons.wikimedia.org (Original-Abbildung), AutorIn: Sektori, 2013, Lizenz: CC BY-SA 3.0, bearbeitet
– Schnitt Wasserturm Bruderholz: commons.wikimedia.org (Original-Abbildung), AutorIn: Allesmüller, 2010, Lizenz: CC BY-SA 3.0, bearbeitet
– Gegenprojekt Hans Schmidt, osi-inglin.ch

 

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