Beim Bahnhof St. Johann erhebt sich ein imposantes Gebäude. «Zur Erfüllung seines gesetzlichen Auftrags und für die Digitalisierung seiner bedeutenden Sammlung von rund 12 Millionen Objekten benötigt das Naturhistorische Museum zusätzliche Arbeitsplätze und Arbeitsflächen. Um diese im derzeit entstehenden Neubau realisieren zu können, hat der Regierungsrat Ausgaben von rund 1,5 Millionen Franken bewilligt», schreibt der Kanton in einer Medienmitteilung. Das hat Verzögerungen zur Folge: Die Einrichtung der zusätzlichen Arbeitsplätze erfordere eine Umplanung des bereits laufenden Bauprojekts, weshalb sich die Fertigstellung des Bürobereichs für das Museum um sechs Monate verzögern wird. Weitere Einflüsse beeinträchtigen den geplanten Bauablauf. Die Auswirkungen auf die geplante Eröffnung des Staatsarchivs (2027) und des Naturhistorischen Museums (2028) sowie auf die Kosten werden derzeit überprüft.
«Der gemeinsame Neubau für das Naturhistorische Museum und das Staatsarchiv ist das derzeit grösste und komplexeste Hochbauprojekt des Kantons.»
«Der gemeinsame Neubau für das Naturhistorische Museum und das Staatsarchiv ist das derzeit grösste und komplexeste Hochbauprojekt des Kantons. Der Neubau bringt hohe bauliche Anforderungen mit sich, insbesondere muss er hohe klimatische und sicherheitstechnische Anforderungen zur Aufbewahrung der wertvollen Sammlungen des Museums und der Dokumente des Staatsarchivs erfüllen», heisst es in der Medienmitteilung. In den vergangenen zwei Jahren ist der Neubau in die Höhe gewachsen. Der Rohbau ist mehrheitlich erstellt, der Innenausbau hat begonnen. Mitte April wurde die letzte Decke des 10-geschossigen Turms termingerecht betoniert. Der 180m lange Rohbau entlang der Entenweidstrasse ist damit wie geplant rund eineinhalb Jahre nach der Grundsteinlegung mit fünf Unter- und fünf Obergeschossen sowie dem 41m hohen Turm am Vogesenplatz erstellt. Mit den Arbeiten an der äussersten Fassadenschicht – dem charakteristischen Sichtmauerwerk – wurde plangemäss im April 2024 begonnen.
«Für die Planung und Realisierung dieser Projekterweiterung hat der Regierungsrat – nach Zustimmung durch die vorgängig informierte Finanzkommission – eine Erhöhung der Ausgabenbewilligung um rund 1.5 Mio. Franken von 214 Mio. Franken auf rund 215.5 Mio. Franken bewilligt.»
Zusätzliche Arbeitsplätze erfordern Umplanung
Das Projekt hat eine längere Vorgeschichte: Der Ratschlag für die Ausführung wurde 2017 erstellt, der Bauentscheid lag Mitte 2019 nach einer Volksabstimmung vor und im Juni 2021 erfolgte der Baustart. Während der Projektlaufzeit haben sich einzelne Bedürfnisse und Anforderungen verändert. So kam eine externe Betriebsanalyse für das Naturhistorische Museum, die 2021 im Rahmen der Überprüfung aller kantonalen Basler Museen durchgeführt wurde, zum Schluss, dass das Naturhistorische Museum zur Erfüllung seines gesetzlichen Auftrags über zu wenig Personal und zu wenige Mittel verfügt. Der Grosse Rat hat daher ab 2023 eine Erhöhung des Jahresbudgets unter anderem für zusätzliches Personal bewilligt. Mit den bewilligten Mitteln werden auch die zusätzlichen Aufgaben im Bereich der Digitalisierung, welche als Auftrag im revidierten Museumsgesetz verankert sind, finanziert. Die benötigten elf Arbeitsplätze für das zusätzliche Personal und die benötigte Digitalisierungsfläche von rund 100 m2 waren im Neubauprojekt bisher nicht vorgesehen. Ein externer Standort für die zusätzlichen Arbeitsflächen wäre nachteilig für den Betrieb – deutlich aufwändigere Arbeitsprozesse, Gefahr der Beschädigung der Objekte aufgrund des Transports – und wäre aufgrund der Mietkosten nicht wirtschaftlich. Aus diesem Grund hat der Regierungsrat auf Empfehlung der Projektorganisation (Präsidialdepartement, Naturhistorisches Museum, Staatsarchiv, Bau- und Verkehrsdepartement, Finanzdepartement) entschieden, die zusätzlich benötigten Arbeitsflächen in das laufende Projekt zu integrieren. Für die Einrichtung dieser ist jedoch eine Umplanung nötig: Über fünf Geschosse müssen Nutzungen verschoben, Archivräume des Museums zu vollwertigen Büroräumen umgeplant und die Büroflächen verdichtet werden. Für die Planung und Realisierung dieser Projekterweiterung hat der Regierungsrat – nach Zustimmung durch die vorgängig informierte Finanzkommission – eine Erhöhung der Ausgabenbewilligung um rund 1.5 Mio. Franken von 214 Mio. Franken auf rund 215.5 Mio. Franken bewilligt. Da der Innenausbau in den betroffenen Bereichen zurückgestellt werden muss, bis die komplexe Umplanung abgeschlossen ist, wird der Bürobereich des Museums ein halbes Jahr später als geplant fertiggestellt werden können.
«In den untersten Geschossen verzögert sich der Innenausbau, da die bei den beauftragten Firmen bestellte erforderliche vollständige Dichtigkeit der Gebäudehülle im Grundwasser bisher nicht erreicht wurde.»
Feuchte und Schimmel im Untergeschoss
Auch andere Faktoren wirken sich negativ auf den Baufortschritt aus: Lieferschwierigkeiten aufgrund der weltweiten Materialengpässe sowie Verzögerungen bei der Vergabe der Aushubarbeiten haben den Bauablauf seit 2021 verzögert. Einzelne Verzögerungen konnten durch das Vorziehen später eingeplanter Arbeiten und Beschleunigungsmassnahmen wie längere Arbeitszeiten und Samstagsarbeit aufgefangen werden. «Doch die eingeplanten Zeitreserven sind mittlerweile aufgebraucht», schreibt der Kanton: «Der für Januar 2024 geplante Innenausbau konnte in den oberen Geschossen erst im März begonnen werden, da die Dachabdichtungsarbeiten aufgrund des nassen Wetters und des Kälteeinbruchs im Herbst/Winter 2023 nicht termingerecht ausgeführt werden konnten.» Problematisch ist die Situation im Untergrund: In den untersten Geschossen verzögert sich der Innenausbau, da die bei den beauftragten Firmen bestellte erforderliche vollständige Dichtigkeit der Gebäudehülle im Grundwasser bisher nicht erreicht wurde und einzelne feuchte Stellen nachgewiesen werden konnten. Der Innenausbau in diesen Geschossen muss solange zurückgestellt werden, bis die ausführenden Unternehmen zusätzliche Massnahmen umgesetzt haben und die vollständige Dichtigkeit erreicht ist. Zusätzlich müssen Massnahmen zur Bekämpfung des Schimmelbefalls in den betroffenen Geschossen erfolgreich abgeschlossen sein, bevor dort der Ausbau gestartet werden kann. Die Auswirkungen auf die Eröffnungstermine und die Kosten können erst nach Abschluss zusätzlicher Abklärungen und Überprüfungen eingeschätzt und voraussichtlich im Herbst 2024 kommuniziert werden.
Quelle: www.medien.bs.ch