Lysbüchel Süd: Ein Stück Stadt im Werden

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Die Stiftung Habitat als Grundeigentümerin hat am Donnerstag ihre Pläne für das Areal Lysbüchel Süd unweit des Bahnhof St. Johann vorgestellt. Zwischen Lothringer- und Elsässerstrasse werden insgesamt 11 Baurechtsparzellen ausgeschrieben. Gesucht werden Hausgemeinschaften, Genossenschaften oder gemeinnützige Bauträger, welche dort ihre Ideen vom gemeinschaftlich-nachhaltigen Leben und Wohnen verwirklichen.

Der Städtebau basiert auf der Planung der Metron AG aus Brugg. Der aus einem Studienauftrag mit drei Büros hervorgegangene Bebauungsplan sieht eine Vielzahl unabhängiger Parzellen vor, auf denen im Baurecht Wohnbauten erstellt werden können. Kernelement ist dabei ein geschlossener Blockrand im Westen der insgesamt 11 Parzellen umfasst. Die einzelnen Häuser entsprechen den Vorgaben der Bauzone 5a, was fünf Vollgeschossen und einem zurückversetzten Attikageschoss entspricht. Die Körnung und Dimension der Parzellen und Häuser entspricht dem beliebten Bebauungsmuster der Basler Gründerzeitquartiere. Wie Raphael Schicker verantwortlicher Projektleiter der Stiftung Habitat an der Medienorientierung erläuterte, soll damit ein direkter Bezug zum angrenzenden St. Johann-Quartier geschaffen werden. Hier wurde offensichtlich aus den Fehlern des viel zu selbstbezogenen Städtebaus auf der Erlenmatt gelernt.

Eine öffentliche Durchwegung wird vorwiegend der Begegnung und dem Langsamverkehr dienen und die nördlich auf dem Areal der Einwohnergemeinde Basel-Stadt geplante Schule sicher ans Quartier anbinden. Im Innenhof des Blocks dürfen zudem keine Zäune oder Mauern erstellt werden. „Die Kinder sollen ungehindert im ganzen Hof spielen können“, skizziert Raphael Schicker die Vorstellung eines lebendigen Lebensraums. Das weitere markante Gebäude auf dem Areal ist das ehemalige Coop-Weinlager: Hier soll im Untergeschoss eine zentrale Auto-Einstellhalle entstehen. Das oberirdische Gebäude wird von der Stiftung Habitat in ein Mehrfamilienhaus umgebaut – eine spannende Umnutzung, die hoffentlich zu tollen und innovativen Wohntypologien führen wird. Im Eckgebäude Lothringer-Beckenstrasse wird weiter ein zweites Musikerwohnhauses entstehen, wobei speziell für Musikerinnen und Musiker geeigneter Wohnraum geschaffen wird.

© Architektur Basel

Die Absicht der Stiftung Habitat, ein heterogenes und kleinteiliges Stück Stadt entstehen zu lassen, ist sehr zu begrüssen – und hat in Basel in dieser Form Vorbildcharakter. Hausgemeinschaften und Genossenschaften haben erfahrungsgemäss ein ausgeprägteres Verständnis der Verantwortung gegenüber dem Ort und der Nachbarschaft. Was wir im Konzept der Stiftung Habitat vermissen, sind gewisse Vorgaben zur architektonischen und baukulturellen Qualität. Die Baurechtsnehmer sind frei in der Wahl des Architekten und der Gestaltung ihres Hauses – sofern es der vorgegebenen Volumetrie entspricht. Architekturwettbewerbe werden nicht vorgeschrieben. Wir fragen uns, ob nicht zumindest eine Baukommission für die Einhaltung gewisser gestalterischer Standards sorgen sollte. Im schlimmsten Fall werden 11 völlig unterschiedliche, selbstbezogene Architekturen sich gegenseitig die Schau stehlen wollen. Was wir an der Gründerzeit oder den Baumgartnerhäusern so mögen, ist eine gewisse Verbindlichkeit und Homogenität in der Gestaltung der Häuser.

Ein weiterer Kritikpunkt betrifft die Nutzung der Erdgeschosse. Hier sollte die Stiftung Habitat unbedingt darauf pochen, dass möglichst viele öffentliche, gemeinschaftliche oder gewerbliche Nutzungen vorgesehen werden. Falls alle Baurechtnehmer auf die pragmatische Lösung mittels Hochparterre zurückgreifen würden, wäre eine lebendige Quartier-Erweiterung wohl kaum vorstellbar. Nichtsdestotrotz: Wir sind frohen Mutes, dass auf dem Areal Lysbüchel Süd ein Stück Stadt im Werden ist. Die Vorzeichen sind auf jeden Fall gut. On y va.

Text: Lukas Gruntz / Architektur Basel

 

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