Neu entdeckte Leichtigkeit: kantonale Verwaltung Liestal 1952-55 | Baselbieter Baukultur #52

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Ab 1952 entstand parallel zur Rheinstrasse in Liestal eine respektable Anlage von kantonalen Verwaltungsgebäuden. Die meisten Gebäude sind dabei von der Strasse zurückversetzt und in sich gestaffelt. Zwischen den einzelnen Bauten sind Fahr- und Fusswege angelegt. Die Verwaltungszone bildet eine fussläufige Verbindung zwischen öffentlichen Einrichtungen wie dem Kantonsspital Baselland oder der Gewerblich Industriellen Berufsfachschule und dem erhöhten Bahnhofsviertel.

Situation 1952, Rheinstrasse Nr.33 und 33a (zurückversetzt) stirnseitig zur Rheinstrasse gesetzt

Situation 1952, Rheinstrasse Nr.33 und 33a (zurückversetzt) stirnseitig zur Rheinstrasse gesetzt

Die Architekten Bohny & Otto erstellten 1952 zwei längliche, mit der Stirnseite zur Strasse stehende Bauten. Der Hauptbau steht dabei etwas mehr von der Strasse zurückversetzt mit dem stirnseitigen Haupteingang am Ende einer platzbildenden Treppenanlage. Nordwestlich des viergeschossigen Haupttraktes ragt ein dreigeschossiger, halb so langer Nebenbau bis fast zur Strasse. Die beiden Gebäude sind durch einen eingeschossigen Quergang mit Flachdach verbunden.

Südostfassade Nr.33 © Architektur Basel

Südostfassade Nr.33 © Architektur Basel

1955 ergänzte Architekt Wilhelm Arnold das Ensemble um einen weiteren länglichen Bau. Durch die zu den beiden ersten Bauten parallele Setzung wurde der Platz dreiseitig gefasst. An die eingeschossige, im Grundriss etwas versetzte Verlängerung der Anlage von 1955 schloss 1968  das sechsgeschossige Gebäude der Kantonalen Bau- und Umweltschutzdirektion an.

Grundriss Nr.31 (1952), der rechte Teil mit Treppenhaus ist dreigeschossig, der linke Teil nur eingeschossig

Grundriss Nr.31 (1952), der rechte Teil mit Treppenhaus ist dreigeschossig, der linke Teil nur eingeschossig

Während die neueren Gebäude verschiedene architektonische Sprachen sprechen, eint die Anlagen von Bohny & Otto und Arnold ein einheitliches Fassadenbild. Die Stirnseiten sind zu einem grossen Teil geschlossen und verfügen nur über vertikale Lichtschlitze, die Längsfassaden hingegen sind durch Betonrippen rhythmisiert. Die Fassaden sind mit grau-grünen (Bau 1952) und hellbraunen (Bau 1955) Kunststeinplatten verkleidet. Die flachen Walmdächer sind von der Strasse aus nur minimal sichtbar. Sie wurden als weit auskragende Flachdächer über die Gebäudekanten geführt.

Hellbraune Kunststeinverkleidungen Nr.31 © Architektur Basel

Hellbraune Kunststeinverkleidungen Nr.31 © Architektur Basel

Im Bau von 1952 befindet sich heute die Kantonale Steuerverwaltung. Das Gebäude schliesst rückseitig an die Finanz- und Kirchendirektion an. Das Gebäude von 1955 beherbergt die Bildungs-, Kultur- und Sportdirektion. Dahinter liegt die Kantonale Bau- und Umweltschutzdirektion. Weiter östlich wird der «Verwaltungs-Park» durch eine Gebäudeabfolge von Polizei, Staatsanwaltschaft und Gefängnis abgeschlossen. Folgt man den Fusswegen zum Bahnhof, kommt man schliesslich an der Kantonsbibliothek und den Kantonalen Informatikdiensten vorbei. Andere Verwaltungen liegen verstreut über die Stadt oder im restlichen Kanton.

Text: Simon Heiniger / Architektur Basel


Verwaltungsgebäude Nr. 33, 33a
Adresse: Rheinstrasse 33, 33a, 4410 Liestal
Architektur: Bohny & Otto
Baujahr: 1952
Funktion: Verwaltung

Verwaltungsgebäude Nr. 31
Adresse: Rheinstrasse 31, 4410 Liestal
Architektur: Wilhelm Arnold
Baujahr: 1955
Funktion: Verwaltung


Fotos:
– Simon Heiniger / Architektur Basel
Quellen:
– Hasche, K. & Hanak, M. (2010), Bauten im Baselbiet: eine Architekturgeschichte mit 12 Spaziergängen, Schwabe AG, Basel. ISBN: 978-3-7965-2664-0

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