Nicole Wirz in den Grossen Rat!

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Architektur ist nach wie vor eine Männerdomäne. Umso erfreulicher, dass auch Architektinnen für den Grossen Rat kandidieren. Gerne stellen wir euch Nicole Wirz vor, die für die Grünliberale Partei in den Grossen Rat einziehen möchte. Ihre Erfahrung als Architektin, Stadt- und Raumplanerin wäre dort auf jeden Fall gefragt. «Es sollten mehr Anreize für innovative Projekte geschaffen werden», findet Wirz und spricht sich für offene Wettbewerbe insbesondere bei städtebaulichen Aufgabestellungen aus.

Architektur Basel: Weshalb wollen Sie in den Grossen Rat?
Nicole Wirz: „Als Stadtplanerin war ich schon immer politisch interessiert und möchte nun meine berufliche Erfahrung in die Politik einbringen. In der Stadtentwicklung stehen grosse Veränderungen an. Akzente, die ich setzen würde, sind eine nachhaltige, innovative Stadtentwicklung für einen attraktiven Arbeits- und Wohnort im trinationalen Raum Basel und die künftigen Herausforderungen in der Umwelt- und Klimapolitik. Es sollten mehr Anreize für innovative Projekte geschaffen werden. Zudem finde ich es wichtig, dass Frauen und Unternehmerinnen in der Politik gut vertreten sind; das hat auch Vorbildfunktion.»

Inwiefern können die Rahmenbedingungen für die Architektur und die Baukultur verbessert werden?
„Basel hat bereits eine hohe Baukultur und im Vergleich zu vielen anderen Städten eine ausserordentliche Dichte an guten Bauwerken. Dafür verantwortlich sind Verfahren und Prozesse, die eine hohe Qualität unterstützen. Wettbewerbsverfahren gehören zu einer hochwertigen Baukultur. Danach sollten Projekte aber auch gut umsetzbar sein und speditiv abgewickelt werden können. Es gibt jedoch immer noch viele Hürden bis ein Projekt realisiert werden kann.“

Inwiefern zeichnet sich die Basler Baukultur aus?
„Die Basler Baukultur ist geprägt durch viele hervorragende Architekturobjekte über verschiedenste Epochen. Dabei wurde immer sehr viel Wert auf gute Architektur und den städtischen Kontext gelegt. Die sogenannt typisch baslerische Zurückhaltung spiegelt sich meines Erachtens auch in der Nüchternheit, Funktionalität und Schlichtheit der Bauten – gerade bei Hochhäusern; eine ikonographische, „reisserische“ Architektur stösst hier auf wenig Verständnis. Wir haben eine hohe Dichte an ausgezeichneten, kompetenten Architekturbüros. Die Nachwuchsförderung für junge Büros scheint mir deshalb umso wichtiger, damit die Basler Baukultur sich weiter entwickeln kann. Ich wünsche mir auch, dass künftig noch mehr Projekte entstehen, die auf die Herausforderungen des Klimawandels Antworten suchen. “

«Nicht nur Architekturwettbewerbe sind wichtig, sondern auch städtebauliche Wettbewerbe. Ich denke da auch an die Transformationsareale, für die es auch interessant wäre, offene Wettbewerbe durchzuführen.»

Wie könnten Handwerker und kleinere Baufirmen, die zu unserer Baukultur massgeblich beitragen, gezielt unterstützt werden?
„Die Förderung des lokalen Handwerks und kleiner Baufirmen ist sehr wichtig. Die Rahmenbedingungen für das lokale Gewerbe können durch Massnahmen der Wirtschafts- und Standortförderung verbessert werden, sodass dieses konkurrenzfähig bleibt. Ausschreibungen sollten so erfolgen, dass lokale Anbieter konkurrenzfähig sind.“

Braucht es mehr Architekturwettbewerbe in Basel? Sei es von staatlicher oder privater Seite…
„Die öffentliche Hand hat einerseits eine Verpflichtung als öffentlich Bauherrin, anderseits hat sie auch eine Vorbildfunktion. Deshalb sollte sie wann immer möglich Wettbewerbe durchführen. Nicht nur Architekturwettbewerbe sind wichtig, sondern auch städtebauliche Wettbewerbe. Ich denke da auch an die Transformationsareale, für die es auch interessant wäre, offene Wettbewerbe durchzuführen. Als Büro, das selbst auch Verfahren organisiert, motivieren wir immer wieder private Bauherrschaften, Wettbewerbe durchzuführen, auch wenn diese nicht verpflichtet sind, da wir von der Qualitätssteigerung durch diese Verfahren überzeugt sind.“ (1) 

Aeschenplatz mit Turmhaus, 1955, ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv/Stiftung Luftbild Schweiz / Fotograf: Friedli, Werner / LBS_H1-018465 / CC BY-SA 4.0

Aeschenplatz mit Turmhaus, 1955, ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv/Stiftung Luftbild Schweiz / Fotograf: Friedli, Werner

Sollte es klare Richtlinien für die Vergabe bzw. die Verfahren von Planerleistungen seitens der öffentlichen Hand geben?
„Für leistungsbasierte Offerten und Planerwahlverfahren befürworte ich klare Regelungen, damit diese fair und transparent sind. In Vergabeverfahren ist es wichtig, dass nicht nur wirtschaftliche Kriterien priorisiert werden, sondern auch die angebotene Qualität hoch gewichtet wird. Diese Verfahren eignen sich aber nur beschränkt für gestalterische Bauaufgaben. Für die anderen Verfahrensarten wie Wettbewerbe oder Studienaufträge scheint es mir wichtig, dass sie stringent angewendet werden. Das ist wichtig, weil in jedem Verfahren viel Arbeit drin steckt.“

Welches Hochhaus in Basel gefällt Ihnen am besten?
„Im Rahmen des Hochhauskonzepts für Basel habe ich mich intensiv mit dem Hochhausbau in Basel und in anderen Städten befasst. Mir persönlich gefällt das erste Hochhaus in Basel, das Turmhaus am Aeschenplatz, am besten. Dort ist auch unser Büro von raumplan wirz. Mit einer Höhe von knapp über dreissig Metern zählt es bereits zu Hochhäusern. Der ursprüngliche Stammsitz der Basler Versicherung wurde um 1930 erbaut. Mir gefällt es, von der Dachterrasse das städtische Geschehen auf dem Aeschenplatz beobachten zu können und gleichzeitig den Weitblick über die Dachlandschaft von Basel zu haben. “

1 – Artikel im Tec 21/2016, “Konkurrenzen lohnen sich für alle“


Nicole Wirz
1971, Dipl. Arch. MAS Raumplanung, ETH Zürich, DAS BWL
kandidiert auf der Liste 10 der grünliberalen Basel-Stadt (Kleinbasel)

Ausbildung:
2013 DAS Führung und Betriebswirtschaft an der FHNW
2005 MAS Raumplanung ETH Zürich
1997 Diplom Architektur ETH Zürich

Arbeitsstellen:
seit 2014 Gründung und Führung raumplan wirz gmbh in Basel
2005–2014 Stadtplanerin im Planungsamt, Bau- und Verkehrsdepartement, Basel-Stadt
2001–2005 Architektin/Planerin bei Metron Raumentwicklung AG, Brugg
1998–2001 Architektin bei Erny & Schneider Architekten BSA / SIA, Basel
1997–1998 Architektin bei H.P. Menn dipl. Arch. ETH BSA / SIA, Chur

Politik/Ehrenämter:
FSU Nordwestschweiz, Gründungspräsidentin
Förderverein ISOCARP, Gründungspräsidentin
BWA Nordwestschweiz, Vorstandsmitglied

 

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