nord architekten: Puristische Kleinwohnungen an der Missionsstrasse

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Das erste, was auffällt, ist die Symmetrie. Die Strassenfassade an der Missionsstrasse wird von einer zentralen Achse geordnet. Das hat zwei Effekte: Es nobiliert und gliedert die Fassade zugleich. Schon Palladio wusste: Symmetrie schafft Ordnung. Sehenswert ist der geschlämmte Kalksandstein, der in der Mittelpartie eine Steinstärke nach vorne springt und die fensterlose Symmetrieachse damit dezent unterstreicht.

Neubau Wohnhaus Missionsstrasse von Nord Architekten © Architektur Basel

Ebenso sehenswert sind die äusserst elegant auskragenden Balkone. «Wie halten die?», frag man sich. Das clever gelöste Sockeldetail des Geländers reduziert die Stärke der Balkonplatte optisch. «Gewusst wie!» Das helle Beige der Fassade wird vom edlen Dunkelgrün der Metallteile, Staketengeländer und Fensterrahmen, kontrastiert. Den Abschluss findet die Fassade in einem Dachgeschoss mit feinem Titanzink-Falzblech als äussere Verkleidung.

Neubau Wohnhaus Missionsstrasse von Nord Architekten © Architektur Basel

Im Auftrag von Immobilien Basel-Stadt realisierten nord architekten den Neubau an Stelle eines Mehrfamilienhauses aus den 1970er-Jahren. Zwischen zwei Brandmauern fügt sich das neue Wohnhaus als Baustein in den bestehenden Blockrand. Aufgrund der Ausrichtung nach Nordosten zum ruhigen Innenhof und nach Südwesten zur stark frequentierten Missionstrasse fiel die typologische Wahl auf ein Durchwohnen von Fassade zu Fassade.

Neubau Wohnhaus Missionsstrasse von Nord Architekten © Architektur Basel

Zwölf Wohnungen beinhaltet der Neubau: Acht mal Zwei-Zimmer in den Regelgeschossen und in Sockel und Dach je zwei mehrgeschossige mit drei Zimmern. Die Kleinwohnung findet in Zeiten, wo der Singlehaushalt in der Stadt zum Normalfall wird, eine rege Nachfrage. Ein betonierter Kern mit Treppenhaus, Nebenräumen und Nasszellen zoniert den Grundriss mit Raumschalen und Einschnürungen, während die durchgehend weiss verputzte Brandwand das Licht in die Tiefe der Grundrisse bringt.

Grundriss Neubau Wohnhaus Missionsstrasse von Nord Architekten

Die Kleinwohnung funktioniert als Raumkontiuum entlang der Brandmauer. Der «plan libre» wird von Küche und Bad räumlich zoniert. Die 59 Quadratmeter sind gut verteilt, gut proportioniert. Die Möblierbarkeit ist kein Problem. Jedes Billy-Regal findet hier seine Ecke. Der Raumpurist hätte auf die Schiebetüre zum hofseitigen Schlafzimmer hin verzichtet. «Dieser wunderbare Raum veträgt keine phsyische Teilung!», hört man ihn ausrufen. Ebenso hört der schreibende Architekt die Bauherrschaft im inneren Ohre, welche die Türen um jeden Preis möchte, da sonst die Vermietbarkeit nicht gewährleistet sei. Ja, ja. Selbstredend wussten nord architekten die eicherne Schiebetüre elegantest möglich in die Architektur zu integrieren. Zugegeben, sollten hier tatsächlich auch Päärchen wohnen, hat so eine Raumtrennung ihre funktionale Berechtigung.

Neubau Wohnhaus Missionsstrasse von Nord Architekten © Architektur Basel

Die Materialisierung der Innenräume ist schnell erzählt: Zementestrich als Bodenbelag, Sichtbeton an Innenwänden und Decke und hell verputzter Kalksandstein an der äusseren Brandmauer. Von erster Güte und alles andere als Standard sind die hochwertigen Schreinerküchen in massiver Eiche. Diese Wahl ist äusserst lobenswert. Die weiche Wärme der Einbauten in Massivholz lässt den Sichtbeton wohnlich werden. Es sind Feinheiten, die gute Architektur ausmachen. Die zeitlosen Feller-Standard Steckdosen und Schalter sind in den Betonwänden in schwarz und an der verputzten Kalksandsteinwand weiss gehalten.

Neubau Wohnhaus Missionsstrasse von Nord Architekten © Architektur Basel

Zum Schluss eine Prise Kritik. Und zwar an die Adresse der Bauherrschaft, namentlich Immobilien Basel-Stadt, für die (zu) hoch angesetzten Mietpreise. Eine aktuell ausgeschriebene Maisonette-Wohnung im Erdgeschoss weist einen Quadratmeterpreis von über 360 Franken im Jahr auf. Das ist viel. Beim Vergleichsdienst comparis.ch gibts dafür eine 4.0 also eine knapp genügende Note. Das soll die Leistung der Architekten nicht schmälern. Im Gegenteil. Und überhaupt: Wenige Stationen mit der Tramlinie 3 westwärts realisieren nord architekten eines der ambitioniertesten genossenschaftlichen Neubauprojekte in Basel. Stolze 125 preisgünstige Wohnungen werden an der Burgfelderstrasse erstellt. So geht das.

Text: Lukas Gruntz / Architektur Basel


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