«Tschüss Rostbalken, hallo Nauentor!» – Drei neue Hochhäuser beim Bahnhof SBB

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Die Tage des «Rostbalkens» von Suter + Suter sind gezählt. Das vierzigjährige Bauwerk, das offiziell Postbetriebsgebäude Basel 2 heisst, wird einem Gebäudekomplex mit drei 87 m hohen Hochhäusern weichen. Nach Vorstudien von Herzog & de Meuron, Buchner Bründler und Morger Partner, haben sich die Projektverantwortlichen für eine Weiterbearbeitung mit letztgenannten Architekten entschieden.

Das bestehende Postreitergebäude © Architektur Basel

Das bestehende Postreitergebäude © Architektur Basel

Das bestehende Gebäude soll gemäss Aussage von Michael Heim, dem zuständigen Manager der Post Immobilien, nicht abgerissen, sonder lediglich «rückgebaut» werden. Konkret wird der «Reiter», also die tragende Struktur über den Bahngeleisen, stehen gelassen. Diese bei laufendem Betrieb neu zu bauen, wäre gemäss Aussage von Architekt Meinrad Morger ein Ding der Unmöglichkeit. Die nördliche Gebäudehälfte zur Nauenstrasse hin wird jedoch komplett abgerissen. Die erst vierzigjährige Bausubstanz sei in einem schlechtem Zustand, weshalb eine weitere Nutzung bzw. Umnutzung nicht möglich sei, erklärte Michael Heim. Was ganz konkret in schlechtem Zustand sei, liess er auf entsprechende Rückfrage von Architektur Basel jedoch offen.

Meinrad Morger © Architektur Basel

Meinrad Morger erläutert das Projekt © Architektur Basel

Die Architekten Christ & Gantenbein hatten erst vor wenigen Tagen in einem Artikel in der NZZ den Erhalt des Bauwerks gefordert: «Wir plädieren dafür, das zeichenhafte Gebäude als Denkmal für den Geist der siebziger Jahre zu erhalten und diesen Geist gleichzeitig zu reaktivieren, indem das heute obsolete Betriebsgebäude umgebaut und geöffnet wird.» Diesem Ruf nach Denkmalschutz kommen Post, SBB und Baudepartement nicht nach. Obwohl es gemäss Christ & Gantenbein «im Grunde nicht viel braucht und aus dem heute etwas stummen Riesenblock wird eine brummende Maschine urbanen Lebens.» Kantonsbaumeister Beat Aeberhard begründete den Entscheid gegen eine Umnutzung des Baus mit den typologischen Anforderungen. Es sei kaum möglich, im Bestand für die geplanten Nutzungen eine angemessene Belichtung zu erreichen. Letztlich gab wohl die geringere Wirtschaftlichkeit einer Umnutzung den Ausschlag für den mehrheitlichen Abbruch.

Nauentor: Illustration Vogelperspektive

Das Postbetriebsgebäude wird also bis auf das gleisüberspannende Trägergeschoss mit integriertem Parking rückgebaut. Auf diesem entstehen drei neue Geschosse einer Passage als sogenannte «Magistrale» mit verschiedenen Höfen. Die Höfe sind öffentlich und bieten sich für verschiedene Nutzungen wie Gastronomie, Dienstleistungen und Einzelhandel an. Ergänzt wird das Ensemble mit drei markanten Hochhäusern mit einer Höhe von maximal 87 m. Zwei kommen im Bereich Peter Merian-Brücke/Nauenstrasse zu stehen und der dritte auf der Seite des Gundelis an der Solothurnerstrasse. Die Planauflage des Bebauungsplans erfolgt ab kommender Woche bis Anfang Juli. Anschliessend wird die konkrete architektonische Gestaltung ausgearbeitet und der Öffentlichkeit vorgestellt. Im Parlament wird der Ratschlag zum Bebauungsplan ab Herbst behandelt.

Das Nauentor wird gemäss Projektverfasser zu einem «Ort der Verbindungen». Im Zentrum steht die bereits genannte «Nauentor-Magistrale», die mehr sein soll als eine ungewöhnliche Wortkreation der Marketingabteilung. In einem «spannenden Wechselspiel zwischen Innenhöfen und Wegen führt sie durch die Überbauung.» Die Räume sind durchgehend öffentlich zugänglich und bieten einen Mix an publikumsorientierten Angeboten. Von hier führen Rolltreppen und Aufzüge zu den bereits heute erschlossenen Perrons und damit auch in die Bahnhofshalle.

Nauentor: Illustration der neuen Postpassage

Nauentor: Illustration der neuen Postpassage

Der Durchgang vom Bahnhof in Richtung Dreispitz ist ebenfalls völlig neu ausgestaltet. Die Post- Passage wird stark verbreitert und bietet genügend Platz für Fussgänger und Velofahrer. Der ganze Durchgang wird offener, heller und somit attraktiver. Für Velos und Motorräder werden ausserdem öffentliche Parkplätze realisiert, die von der Seite Gundeldingen als auch von der Gartenstrasse erschlossen sind.

Das Nauentor soll an zentraler Lage Raum für das Zusammenwirken verschiedener Menschen und Nutzungen bieten. In den oberen Geschossen wird ein Beitrag zu dem in Basel dringend benötigten Wohnraum geschaffen. Gemäss Aeberhard sind rund 400 Wohnungen geplant. Das Verhältnis zwischen zwei Dritteln Arbeitsflächen und lediglich einem Drittel Wohnraum verspricht leider kein Beitrag zu Entspannung auf dem Basler Wohnungsmarkt. Ganz im Gegenteil. Kantonsbaumeister Aeberhard sagte dazu «dass an dieser zentralen Lage die Konzentration von Arbeitsplätzen durchaus Sinn macht.» Man müsse jedoch schauen, dass dafür in den weiteren Entwicklungsgebieten der Stadt entsprechend mehr Wohnraum als Arbeitsplätze geplant werden. Der Gesamtblick sei hier entscheidend.

Nauentor im Stadtmodell © Architektur Basel

Die künftige Skyline rund um den Bahnhof SBB © Architektur Basel

Das Nauentor wird den Hochhaus-Cluster rund um den Bahnhof SBB komplettieren. Zusammen mit dem BIZ-Hochhaus, dem MOH und dem Baloise Park ist hier eine spektakuläre, neue Skyline am Entstehen. Zum Schluss haben wir eine gute Nachricht für die Projektverantwortlichen: Der Rückhalt in der Bevölkerung ist gemäss unserer Umfrage (832 Teilnehmer) vorhanden. Eine klare Mehrheit von 57% stehen dem Projekt Nauentor positiv gegenüber.

UMFRAGESoll der "Rostbalken" beim Bahnhof SBB erhalten bleiben?Ja, finden Christ & Gantenbein Architekten: "Wir…

Gepostet von Architektur Basel am Samstag, 19. Mai 2018

 

Text: Lukas Gruntz / Architektur Basel
Quelle: https://www.nauentor.ch/

 

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