Vécsey Schmidt: Neues Leben für Oekolampad

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Die Wibrandis Stiftung ist seit Anfang November 2020 neue Eigentümerin des Gemeindehauses Oekolampad am Allschwilerplatz. Bis im Herbst 2023 wird sie das denkmalgeschützte Ensemble «zu einem Begegnungsort für alle Generationen» umnutzen. Die federführenden Vécsey Schmidt Architekten haben bereits ein Büro vor Ort bezogen und mit der Sanierungs- und Umbauplanung begonnen.

Blick vom Allschwilerplatz auf das Gemeindehaus Oekolampad mit dem öffentlichen Bistro © PONNIE Images/Vécsey Schmidt Architekten GmbH

Klassische Moderne
Das Gemeindehaus Oekolampad wurde 1931 im neuen Iselin-Quartier eingeweiht. Die Architekten Emil Bercher und Eugen Tamm errichteten die Anlage und lieferten damit einen Versuch, die damals in England und Norddeutschland verbreitete Backsteinarchitektur nach Basel zu bringen. Der Kirchenbau ist mit seiner kubischen Architektur der klassischen Moderne verpflichtet. Das nach Johannes Oekolampad, dem Reformator von Basel, benannte Ensemble wurde dreiteilig konzipiert: Es umfasst den Haupttrakt im Süden am Allschwilerplatz sowie zwei Seitentrakte im Osten entlang der Schönenbuchstrasse und im Westen entlang der Oekolampadstrasse. Mit seinen geräumigen, schmucklosen Räumlichkeiten diente es von Anfang an einer vielfältigen Nutzung ausserhalb sakraler Zwecke.

Gemeindehaus Oekolampad am Allschwilerplatz © PONNIE Images/Vécsey Schmidt Architekten GmbH

«Aller Anfang ist Begegnung»
80 Jahre nach der Eröffnung fand 2011 der letzte Gottesdienst statt. Seither wird das Gemeindehaus Oekolampad nicht mehr als Kirche genutzt. Die neu gegründete Wibrandis Stiftung, die dem Leitspruch «Aller Anfang ist Begegnung» folgt, kaufte es Anfang November 2020 für über 4 Mio. Franken von der Evangelisch-reformierten Kirche Basel-Stadt. Sie wird die Räumlichkeiten mit einer Nutzfläche von rund 3000 m2 ab Herbst 2023 den vier gemeinnützigen Institutionen AMIE Basel, Basler Wirrgarten, Quartiertreffpunkt Kontaktstelle 4055 und Vorstadttheater Basel im Sinne einer Förderung zur Verfügung stellen.

Sorgfältige Testplanung
Seit 1996 steht das Gemeindehaus Oekolampad unter Denkmalschutz. Im Vorfeld des Kaufes führte die Wibrandis Stiftung deshalb eine sorgfältige Testplanung mit den beiden Basler Architekturbüros Scheibler & Villard und Vécsey Schmidt Architekten durch. Geleitet wurde die Testplanung von der Wüest Partner AG und begleitet von der Kantonalen Denkmalpflege Basel-Stadt und dem Planungsamt Basel-Stadt. Abschliessend empfahl ein unabhängiges Beurteilungsgremium das Sanierungs- und Umbauprojekt der Vécsey Schmidt Architekten zur Ausführung.

Blick ins zentrale Foyer und ins Treppenhaus zum Quartiertreffpunkt Kontaktstelle 4055 © PONNIE Images/Vécsey Schmidt Architekten GmbH

Umfangreiche Sanierung
Äusserlich wird das Gemeindehaus Oekolampad kaum Veränderungen erfahren. Umfangreich gestalten sich hingegen die Sanierungs- und Umbauarbeiten im Gebäudeinnern. Die federführende Vécsey Schmidt Architekten GmbH wurde 2007 in Basel gegründet von Susanne Vécsey und Christoph Schmidt. Seither haben sie mit ihrem Team diverse Projekte für private und öffentliche Bauherrschaften realisiert, u.a. die Ausstellungsarchitektur für die Swiss Art Awards in Basel, den Umbau der Auferstehungskirche in Offenburg oder die Erweiterung des Gemeindezentrums St. Franziskus in Bassersdorf. Zurzeit planen sie zudem den Konzertclub Neue Kuppel Basel im Nachtigallenwäldeli. Sie haben bereits ein Büro an der Schönenbuchstrasse 9 bezogen und mit der Planung der Sanierung und des Umbaus begonnen.

Blick aus der Wandelhalle in die Theaterbox des Vorstadttheaters Basel © PONNIE Images/Vécsey Schmidt Architekten GmbH

Testplanung unterstützt von der Denkmalpflege
Die Testplanung wurde von Oktober 2019 bis Juni 2020 unter der Leitung der Wüest Partner AG und in Begleitung der Kantonalen Denkmalpflege Basel-Stadt und des Planungsamts Basel-Stadt in zwei Phasen durchgeführt: In der ersten Phase haben die zwei Architekturbüros Scheibler & Villard und Vécsey Schmidt Architekten von Oktober 2019 bis Februar 2020 in einem Workshop-Verfahren gemeinsam mit den Nutzerinnen und Nutzer geprüft, ob die geplante Umnutzung aus baulicher, funktionaler und wirtschaftlicher Sicht machbar ist. In der zweiten Phase durften die zwei Architekturbüros von April 2020 bis Juni 2020 ihre Projekte in einem Konkurrenz-Verfahren frei überarbeiten. Beide Architekturbüros wurden für die gesamte Testplanung mit je 60’000 Franken entschädigt. Im Juni 2020 hat ein Beurteilungsgremium die zwei Projekte in einer gemeinsamen Sitzung diskutiert und der Wibrandis Stiftung einstimmig das Projekt von Vécsey Schmidt Architekten zur Ausführung empfohlen.

Blick in den Demenzgarten des Basler Wirrgartens © PONNIE Images/Vécsey Schmidt Architekten GmbH

«Ein auf allen Ebenen überzeugendes Projekt»
Das Beurteilungsgremium, dem u.a. Maria Conen und Luca Selva angehörten, würdigten das Siegerprojekt mit den folgenden Worten:
«Der Vécsey Schmidt Architekten gelang es, ein auf allen Ebenen überzeugendes Projekt zu entwickeln. Der integrative Lösungsansatz, den die Architekten generell gewählt haben (u.a. von allen Seiten umspielter, zurückhaltender Theatersaal, vereinende Gartengestaltung, Organisation Haupttrakt) wird dem adaptiven Lösungsansatz der Scheibler & Villard GmbH (u.a. Theatersaal als zusätzliches Möbel, Neupositionierung von Orgel und Kanzel, verschiedene kleinere Anbauten im Aussenraum) vorgezogen. Die einzelnen Nutzungsbereiche sind beim Projekt der Vécsey Schmidt Architekt in sich stimmig und überzeugen auch durch ihre betrieblichen Qualitäten. Obwohl die Bereiche unabhängig voneinander funktionieren, schafft die gelungene Landschaftsarchitektur eine zentral gestaltete Mitte, die nicht nur als Aussenraum der einzelnen Nutzungen gedacht ist, sondern als vereinendes Element, welches das Geviert zusammenbindet.»

weitere Infos > www.wibrandis-stiftung.ch

 

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