Wettbewerb im Zeichen des Lärmschutzes: Blick auf alle rangierten Projekte von VoltaNord Baufeld 5

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Seit dem Bundesgerichtsurteil vom Dezember 2021 ist der Lärmschutz in aller Munde. Die Planung einer grossen Wohnüberbauung in Zürich wurde damit jäh gestoppt. Die damalige Begründung des Bundesgerichts für den abschlägigen Entscheid: An den meisten Fenstern zur Strasse hin wäre es zu laut gewesen. Konkret wären beim Projekt die Lärmgrenzwerte in der Nacht in 80 Prozent der Wohnungen um bis zu fünf Dezibel überschritten gewesen. Spätestens seit diesem Urteil steht die Lärmfrage im Zentrum vieler Planungen. So auch beim Wettbewerb für das Baufeld 5 auf dem ArealVolta Nord in Basel.

Drei Ankäufe bei sieben rangierten Projekten sind eher ungewöhnlich. Ob es mit den mehrheitlich ungelösten Lärmschutzfragen zusammenhängt? Im Jurybericht wird – mit Ausnahme des Siegerprojekts, das den Lärmschutz «fast» vorbildlich löst – bei praktisch allen Projekten kritisch darauf hingewiesen. Das liest sich so: «Der Lösungsansatz mit einem geschlossenen, allseitig gleich hohen Hofgebäude löst die Lärmproblematik aber leider nicht.» «Allerdings ist in den oberen Wohnhöfen der Lärmeintrag von den hochliegenden Lärmquellen auf den Dächern der gegenüberliegenden östlichen Gebäude deutlich über den Planungswerten.» «Erhebliche Probleme weist das Projekt auch beim geforderten Lärmschutz auf. Insbesondere die Wohnungen im mittleren Gebäudetrakt quer zur Weinlagerstrasse weisen gewichtige Überschreitungen des Grenzwertes auf und müssten neu konzipiert werden.» «Das Projekt scheitert an der unbewältigten Lärmsituation, weil keine Massnahmen gegen den Industrielärm aus Norden ergriffen wurden.» «Der Lärmschutz ist gemäss der detaillierten Vorprüfung in diesem Projekt weitgehend ungelöst.»

Stadtbaustein Volta Nord – Baufeld 5 © besa bild

Was ist passiert? Wurde im Wettbewerbsprogramm zu wenig präzise auf die Lärmproblematik hingewiesen? Gemäss Kantonsbaumeister Beat Aeberhard ist dem nicht so: «Obwohl das Programm explizit und mehrfach auf den lärmbelasteten Standort und die damit verbundene Problematik hinwies, sind etliche Projektverfassende gerade an dieser Herausforderung gescheitert. Des Ausmasses des von Nordosten auf das Baufeld herabpurzelnden Industrie- und Gewerbelärms waren sich offensichtlich nicht alle Teams bewusst.» In Anbetracht dieser Einschätzung bleibt es schleierhaft, wie die Mehrheit der rangierten Projekte den Lärmschutz nicht oder nur ungenügend lösen konnte. Auch der Verweis auf die Plattform “Bauen im Lärm”, die ArchitektInnen viele Anwendungsbeispiele und Planungshinweise bereitstellt, hat da offensichtlich nicht geholfen. Gerade auf den «herabpurzelnden» Lärm wird dort nämlich kaum eingegangen. Es handelt sich dabei um spezifisches Phänomen im Lysbüchel – im Unterschied zum üblichen Verkehrslärm. Im Programm wurde darauf offensichtlich nicht genügend eingegangen. Anders lässt sich die hohe Ausfallrate nicht zu erklären.

«Mit dem «Stadtbaustein» auf dem Baufeld 5 tritt die Einwohnergemeinde nun den Beweis an, dass an einem zwar äusserst interessanten, aber eben auch kniffeligen Standort die Umsetzung von rund 125 bis 140 erschwinglichen und qualitativ hochwertigen Wohnungen nach ökologischen Grundsätzen möglich ist», heisst es in einer Medienmitteilung. Tatsächlich ist der Antritt erfolgt. Die Beweisführung steht jedoch noch aus. Wir gratulieren ARGE Jonger Waeger ArchitektInnen zum Siegeprojekt – und freuen uns auf die Umsetzung. Doch zuerst blicken wir auf alle rangierten Projekte.

Info: Die folgenden Projektbeschriebe stammen aus dem Jurybericht.


1. Rang / 1. Preis
20 – VITA VOLTA
Architekt: ARGE JONGER WAEGER Architekten/-innen
c/o JONGER Architekten GmbH, Zürich
Landschaftsarchitekt: ghiggi paesaggi Landschaft & Städtebau GmbH, Zürich

Stadtbaustein Volta Nord – Baufeld 5 © JONGER Waeger

Der Projektvorschlag definiert einen Stadtbaustein, der differenziert und sehr präzise auf die unterschiedlichen Stadt- räume reagiert und diese stärkt. Prägnanz gewinnt der Baukörper durch seine volumetrische Staffelung, die maximale Ausdehnung und Rhythmisierung. Ein 30 m hoher Riegel im Norden wird mit einem eingeschossigen «Gebäudefuss» zur Schulgasse verankert, seine Dominanz tritt dadurch im Stadtraum in den Hintergrund. Die radikale Höhe erweist sich in puncto Lärmschutz als zielführend und richtige Geste. Der Schule vorgelagert entsteht ein wohl proportionierter Stadtraum, der den Zielvorgaben des Regelwerks entspricht und die Erwartungen der Schule beispielhaft erfüllt sowie auch als Wohnumfeld von hohem Wert ist. Die kleinräumige Strukturierung im Erdgeschoss mit Ateliers, Eingangshöfen und Nebenzugängen vermittelt überzeugend zwischen städtebaulichem und menschlichem Massstab. Die Platzfassade im Westen orientiert sich an den Gebäudehöhen von Baufeld 2 und 4 und sorgt mit acht Geschossen für eine ruhige Platzsilhouette. Der Fassadengestalt fehlt allerdings ein selbstbewusster Ausdruck und eine adäquate Gestalt zum Platz.

© JONGER Waeger

Vier Querbauten definieren nach Süden drei gut belichtete Wohnhöfe, die sich zur Weinlagerstrasse öffnen. Als Referenz dienen die klassischen Zugangshöfe – klar abgegrenzt zum öffentlichen Raum, dennoch einsehbar, einladend und hochwertig materialisiert. Die Weinlagerstrasse ist in der Konsequenz für sämtliche Wohnungen die Adresse. Im Erdgeschoss nutzen die Verfasser gekonnt alle Mittel zur Gliederung der Schwellenräume zwischen Öffentlichkeit und privatem Raum: im leichten Hochparterre angeordnete Studios, eine der Fassade vorgelagerte Rankkonstruktion mit integrierten Balkonen und Trogelementen, die Rückzugsnischen schaffen und Voraussetzung sind für den grünen Raumfilter. Die Grenzgestaltung zum Strassenraum wird kritisch hinterfragt und vermag noch nicht vollends zu überzeugen. Insbesondere die Höhe des Zauns wird als unangemessen hoch beurteilt und strassenseitige Nutzungsmöglichkeiten des Sockels werden vermisst. Der Baukörper wird mit nur vier grosszügigen Erschliessungskernen effizient erschlossen, die bis zum 5. Obergeschoss die Laubengänge der Querbauten mitbedienen.

Stadtbaustein Volta Nord – Baufeld 5 © besa bild

Der dreiseitig belichteten Eingangslobby vorgelagert, befindet sich jeweils eine überhohe «Gartenloggia», unmittelbar daneben Kinderwagen- und Veloräume. Die Hauszugänge sind über die Höfe locker miteinander verbunden, was die interne Durchlässigkeit gewährleistet und die Gemeinschaft des Stadtbausteins stärkt. Im 6. Geschoss befinden sich mit Wasch- und Gemeinschaftsküchen, gedeckten Dachterrassen und Dachgärten weitere gemeinschaftliche Nutzungen. Dieses vielfältige Angebot schafft ideale sozialräumliche Voraussetzungen für nachbarschaftliche Begegnungen. Im Erdgeschoss sind zum Lysbüchelplatz und zur Elsässerstrasse die Gewerberäume organisiert. Die Velorampe an der Elsässerstrasse ist architektonisch noch nicht vollends überzeugend in den Gebäudekörper integriert und erschliesst eine übersichtliche Velogarage unter dem Längsriegel. Dazwischen bespielen zweiseitig orientierte Maisonette-Wohnungen mit interessanten Raumbezügen und Wohnateliers sowie kleine Studios das leicht erhöhte Hochparterre. Darüber befinden sich im langen Riegel 3.5- und 5.5-Zimmer-Wohnungen, die jeweils über eine nach Norden orientierte Loggia direkt in die Wohnküche erschlossen werden. In den Querbauten befinden sich Kleinwohnungen mit Küchen zum Laubengang.

Stadtbaustein Volta Nord – Baufeld 5 © JONGER Waeger

Sämtliche Wohnungen sind somit mindestens zweiseitig orientiert und erfüllen damit die strengen Lärmschutzvorgaben fast vorbildlich. Alle Wohnungen haben via Laubengang und Balkonschicht oder über die tief ins Gebäude greifenden Wintergärten in den obersten Geschossen Bezug zu den Höfen. Die Wohnungsgrund- risse sind ungewöhnlich und vielfältig, überzeugen mit einem hohen Wohnwert und nutzungsneutralen Räumen. Die freien Stützen im Raum schaffen eine willkommene Feinzonierung innerhalb der Wohnungen. Niedrige Brüstungen schaffen eine hohe Wohnqualität. Die Lärmsituation bestimmt den Entwurf sowohl im Grundrisslayout als auch in der Fassadengestaltung. Das hofseitige Gestell ist in den ersten sechs Geschossen überdacht und schützt dank einer schallabsorbierenden Materialisierung die sensiblen Räume. Nach aussen findet der architektonische Ausdruck die passende Antwort für urbane Wohnlichkeit im Industriequartier. Mit einem robusten mineralischen Sockel und Leichtigkeit in den Fassaden dank Welleternit und Scobalitplatten, kombiniert mit einer feinen vorgelagerten Metallkonstruktion, werden das grossvolumetrische Gebäude fein strukturiert und die wiederkehren- den Elemente situativ geschickt variiert. Einzig in den obersten Geschossen der Südfassade wird mehr Eigenständigkeit vermisst. Der Fussabdruck beschränkt sich auf den oberirdischen Gebäudekörper, die Innenhöfe sind somit nicht unterbaut und können ihre zentrale Funktion als grüne Infrastruktur optimal erfüllen. Konstruktiv kommt Beton nur im Erdreich und zur Erdbebenaussteifung zum Einsatz. Die Tragstruktur sowie die Innenwände bestehen aus gedämmten Holzständerwänden. Die konsequente Systemtrennung von Statik und Gebäudetechnik garantieren Flexibilität für mehrere Gebäudezyklen.

© JONGER Waeger

Das Tragwerk bezeichnen die Verfasser als «ungewöhnlich und innovativ», es ist im Vergleich effizient und erstaunlich nachhaltig. Sie schlagen eine Holzkonstruktion aus Deckenplatten auf Stützen vor, analog einer Betonkonstruktion. Dabei werden die grossformatigen Decken mit einem mehrteiligen Metallbauteil an die Stützen gehängt. In der Folge können die Decken sehr schlank ausgeführt werden, was zahlreiche Vorteile wie beispielsweise Flexibilität, Leichtigkeit, Systemtrennung und Materialeinsparung bietet. Der Nachweis zur Erreichung der energetischen Zielwerte und der Zusatzanforderungen wird erbracht. Anhydrit-Unterlagsböden und doppelt beplankte Gipsständerwände dienen als Wärmespeicher. Der aussenliegende Sonnenschutz ist mit Rafflammellenstoren, Stoffrollos und Vorhängen gewährleistet. Auf eine Komfortlüftung wird verzichtet. Im Vergleich zu den Projekten der engeren Wahl liegt die Wirtschaftlichkeit des Projektvorschlags im mittleren Bereich. Insgesamt handelt es sich um einen herausragenden Beitrag, der sowohl städtebaulich als auch funktional und architektonisch dank hoher Sorgfalt überzeugt. Den Verfassern gelingt es, mit bewährten und bescheidenen Mitteln einen zukunftsfähigen und vielschichtigen Wohnbau zu entwickeln, der die Anforderungen optimal erfüllt und das Quartier in Transformation ideal ergänzt.

2. Rang / 2. Preis
01 – VOLT
Architekt: Elmiger Architekten GmbH, Zürich
Landschaftsarchitekt: Goldrand GmbH, Zürich

© Elmiger Architekten GmbH, Zürich

Beim Projekt VOLT handelt es sich um ein Hofrandgebäude, welches das Baufeld rundherum abschliesst. Die Projektverfassenden nutzen die Situation des nicht unterbauten Innenhofs als Chance für eine eigenwillige Freiraumidee mit dem Anspruch an eine hohe Biodiversität. Der Hof soll mit dichtem Wald bepflanzt werden. Man bewegt sich, wenn überhaupt, auf Stegen. Am Boden wachsen zwischen Farnen und Gräsern giftige Pilze. Der Hof wird mehr als attraktiver Zwischenraum denn als Ort des Aufenthaltes und der Bewegung verstanden. Über einen niedrigeren Bau mit Pultdach entlang der Weinlagerstrasse fällt viel Licht in den Hof und auf die Fassade des gegenüberliegenden Hauses. Das Erdgeschoss dient auf beiden Längsseiten dem Wohnen. An der Weinlagerstrasse werden auf Strassenniveau zweigeschossige Wohnateliers, entlang der Schulgasse grössere Hochparterrewohnungen angeboten.

© Elmiger Architekten GmbH, Zürich

An den publikumsintensiveren Lagen am Lysbüchelplatz und an der Elsässerstrasse befinden sich Gewerberäume. Der abgesenkte Hof ist über Eck am Lysbüchelplatz und an der Elsässerstrasse über kurze Treppenabgänge zugänglich. An die Erschliessungszone sind gedeckt Veloabstellplätze auf Hofniveau angeordnet, welche über je eine Rampe an den beiden Längsseiten zugänglich sind. Der Innenhof verspricht eine attraktive Aussicht aus den Wohnungen und einen angenehmen Aussenraum für die Balkone. Da er wenig attraktiv über die Keller an die Wohnungen angebunden ist, leistet er keinen sozialen Beitrag. Demgegenüber macht der Zwischenraum zur Schule ein vielfältiges Angebot an Aufenthalts- und Begegnungsflächen, auch wenn er vom begleitenden, siebengeschossigen Neubau stark beschattet wird. Im siebten Obergeschoss entwickelt sich eine interessante Dachlandschaft mit Waschräumen und Wäschehängen, aber auch mit Hochbeeten, Gästewohnungen, Musik- und Gemeinschaftsräumen, welche allenfalls das Potenzial hat, die fehlenden Begegnungsmöglichkeiten im Innenhof teilweise zu kompensieren. Der restliche Freiraum wird stiefmütterlich als Asphaltfläche behandelt.

© Elmiger Architekten GmbH, Zürich

Konstruiert ist das Haus als reiner Holzbau über einem massiven Sockel. Das Raster von Stützen und Unterzügen in Holz erlaubt Deckenspannweiten von rund vier Metern, welche mit effizienten Brettstapelelementen überspannt werden. Diese Struktur zeigt sich in den Wohnungen deutlich und trägt zum Charakter des Hauses bei. Das Projekt ist nicht besonders effizient und weist im Vergleich mit den anderen Projekten der engeren Wahl die höchsten Erstellungskosten auf. Demgegenüber erreicht es bei den Treibhausgasemissionen sehr gute Werte. Der Lärmschutz ist mehrheitlich erfüllt, auch wenn an verschiedenen Orten zusätzliche Massnahmen zu prüfen und die Eckwohnungen im Nordosten nicht bewilligungsfähig sind.

© Elmiger Architekten GmbH, Zürich

Die durchgerasterte Fassade und die eigenwillige aber nachvollziehbare Volumetrie haben einen industriellen und selbstbewussten Auftritt. Dieser steht teilweise im Widerspruch zu den sehr traditionellen Vorgaben des Regelwerkes Volta Nord, wird von der Jury aber als grundsätzlich möglich beurteilt. Insgesamt besticht das Projekt durch hohe Wohnqualitäten, vielfältige Wohnformen sowie eine starke Idee. Eindrücklich ist die CO 2 -Bilanz. Der zwar attraktive aber doch stark abgeschlossene und zum Aussichtshof degradierte Innenhof lässt das Beurteilungsgremium vor allem aus sozialräumlichen Überlegungen am Schluss doch etwas ratlos zurück.

3. Rang / 1. Ankauf
13 – FUCHUR FLIEGT
Architekt: Haerle Hubacher Architekten BSA GmbH, Zürich
Landschaftsarchitekt: raderschallpartner ag landschaftsarchitekten bsla sia, Meilen

© Haerle Hubacher Architekten BSA GmbH, Zürich

Das Projekt versteht sich als neuer Quartierbaustein, der sich zunächst aus seiner eigenen Logik heraus konstituiert. Unter einem Betontisch entwickelt sich ein zweigeschossiger Sockel, während auf dem Tisch die Regel-Wohnungen als Holzbau errichtet werden, die im Attikageschoss mit Cluster-Typen ergänzt sind. Das Potenzial des Tisches wird zur stadt- räumlichen Einbindung aktiviert, indem nach Norden zur Schule unter dem Tisch als Dach ein Freiraum dargeboten wird – mit differenzierten öffentlichen Nutzungen bespielt – während im Süden zur Weinlagerstrasse ein Sockel mit Vor- gärten den Wohnateliers die notwendige Privatheit vermittelt. Unter dem Tisch liegen die Eingänge zu den vier Treppenhäusern, welche ausnahmslos alle Wohnungen höchst effizient erschliessen. Zwischen den Treppenkörpern werden drei durchgehende Höfe ausgebildet, welche dank dem Verzicht auf Unterkellerungen glaubhaft als üppig begrünt dargestellt werden. Die Verfassenden weisen in ihrem Bericht auf die Freiheit bei der Bespielung des Freiraumes unter dem Tisch hin («könnte mit Zirkuswagen bespielt werden»), bieten aber überraschenderweise eine Interpretation des Raumes mit seriellen Interventionen an, die das inhärente Potenzial nicht voll auszuspielen vermag. Die typologische Präzision in der Interpretation der Wohnungsgrundrisse ist von hoher Qualität. Zwar ist zunächst die systembedingte Spiegelung der Wohnungstypologien an der Längsachse mit der damit verbundenen Ausrichtung der Hälfte der Wohnräume und Terrassen nach Norden festzustellen. Aber gerade hier zeigen sich die typologischen Stärken, die sich beispielsweise mit den durchgehenden Terrassen zeigen und sich auch nach Süden öffnen und damit jeder grossen Wohnung mehrere Ausrichtungen offerieren.

© Haerle Hubacher Architekten BSA GmbH, Zürich

Die Effizienz der nur vier Erschliessungstreppen ist beeindruckend, aber auch die räumliche Qualität dieser grosszügigen, teilweise sechsspännigen Treppenhäuser überzeugt. Hier steht architektonische Qualität und nicht Grundrissakrobatik im Fokus. Die Wohnungen in den Regelgeschossen sind sehr ansprechend und erinnern an gut funktionierende Beispiele von genossenschaftlichem Wohnen in Basel. Das System erlaubt auf einfache Art einen differenzierten Wohnungsmix, allenfalls ist die nur einseitige Ausrichtung nach Ost oder West dieser Kleinwohnungen zu monieren. Bemerkenswert sind die gut proportionierten Räume, die trotz ihres knappen Zuschnitts eine hohe Benutzerfreundlichkeit erwarten lassen. Die Anordnung der Clusterwohnungen in den beiden Attika- geschossen ist gut nachzuvollziehen, die gemeinschaftlichen Dachflächen mit Waschsalons und Aufenthaltsbereichen sind sinnstiftend und räumlich gut gelöst. Der architektonische Ausdruck lebt von der Spannung zwischen dem massiven Betontisch, den darunter eingestellten leichten Baukörpern und dem auf dem Tisch aufgerichteten sieben-geschossigen Holzbau. Dieses konstruktive Narrativ ist grundsätzlich interessant, allerdings sind im dargestellten Schnitt die Herausforderungen dieser Konstruktion noch nicht durchgehend bewältigt. Die Querfassaden zeigen sich zum Quartierplatz und zur Elsässerstrasse richtigerweise unterschiedlich, allerdings kann der Fassadenausdruck zur Strasse mit den Gewerberäumen nicht überzeugen. Die Verkleidung der Holzkonstruktion zur Aussenseite mit Welleternit ist zwar pragmatisch, sie kann sich in diesem spezifisch industriellen Umfeld auch atmosphärisch herleiten. Die stehenden Holzverkleidungen in den Innenhöfen sind sehr gut nachvollziehbar, stimmig sind auch die reduzierten Fensterflächen mit vertikalen Formaten, welche bei der herausfordernden Enge der Innenhöfe eine adäquate Antwort auf die notwendige Intimität in den Innenräumen der Wohnungen darstellen.

© Haerle Hubacher Architekten BSA GmbH, Zürich

Der Lärmschutz gegenüber der Elsässerstrasse wird im vorliegenden Projekt über die Gewerbeflächen grundsätzlich gut gelöst, allerdings mit dem bebauungsrechtlichen Konflikt, dass die zwar sinnvollen Gewerberäume in den Obergeschossen zur Elsässerstrasse mit dem Bebauungsplan – der nur Gewerbe im EG erlaubt – bedauerlicherweise nicht kompatibel sind. Dank der Terrassen, die auch als Loggien ausgebildet werden können, sind auch die Lärmsituationen in den Längsräumen zur Weinlagerstrasse und zur Primarschule lösbar, allerdings ist in den oberen Wohnhöfen der Lärmeintrag von den hochliegenden Lärmquellen auf den Dächern der gegenüberliegenden östlichen Gebäude deutlich über den Planungswerten und eine Lösung diesbezüglich wird von den Verfassenden nicht dargestellt. Die ökonomischen Kennwerte des Projektes sind erwarteter Weise besser als der Durchschnitt der Projekte in der engeren Auswahl. Festzuhalten ist allerdings, dass die im Bebau- ungsplan festgesetzte Pflichtbaulinie an der Weinlagerstrasse nicht ganz eingehalten wird. Die ökologische Nachhaltigkeit wird nachvollziehbarerweise durch den Betontisch erheblich reduziert.

© Haerle Hubacher Architekten BSA GmbH, Zürich

Das Projekt FUCHUR FLIEGT ist seinem Namen zum Trotz sehr geerdet, geht von einer klugen städtebaulichen Strategie mit einer klaren Grundfigur aus, die auch in weiten Teilen zu überzeugen vermag. Der konstruktive Ausbau kann in seiner Stringenz noch optimiert werden, auch der Fassade zur Elsässerstrasse fehlt die notwendige Überzeugungskraft. Das Projekt lebt von seiner einfachen Klarheit, seinem grossen räumlichen Reichtum und den sehr guten Wohnungen.

4. Rang / 3. Preis
35 – LE CROCRODROME
Architekt: kollektive architekt, Basel
Landschaftsarchitekt: Ort AG für Landschaftsarchitektur, Zürich

© kollektive architekt, Basel

Ein sechsgeschossiges Hofgebäude besetzt die Parzelle. Ein Baukörper, der sich durch seine Abmessungen in das Basler Blockrandmuster wie auch in das sich im Wandel befindende Quartier von Volta Nord gut einfügt. Die maximale Höhe wurde bewusst nicht ausgeschöpft und der Baukörper überlässt somit den benachbarten Bauvolumen weiterhin ihre städtebauliche Wirkung. Dank seiner Abmessung nimmt der Baukörper trotzdem selbstbewusst seinen Platz ein. Der Blockrand öffnet sich in allen vier Ecken mit einer zwei-geschossigen Geste in den Hof. Die Bautiefen verändern sich auf allen Seiten – von ganz tief bis ganz schmal. Die Verfasser versuchen somit auf die städtebaulichen Gegebenheiten und auf den Lärm zu reagieren. Eine vielschichtige Erschliessungsstruktur, basierend auf einer Laubengangtypologie im Inneren des Hofes, prägt den vorgeschlagenen Entwurf und lässt eine acht-bündige Erschliessungstypologie entstehen. Bei den vier Hofzugängen befinden sich die innenliegenden Treppenhäuser. Zusätzlich werden aussenliegende Wendeltreppen mit Brücken angeboten, welche den grossen Hof in drei Teile gliedern. Diese Unterteilung nimmt dem Hof seine Grosszügigkeit.

© kollektive architekt

Die Erschliessungsstruktur bietet eine nicht auf den ersten Blick erkennbare Wegführung, was einerseits verwirrend sein kann, andererseits sich durchaus als Qualität bezüglich Privatsphären in den Wohnungen äussert. So kommt über die kürzeste Wegführung nur eine weitere Partei an der eigenen Wohnung vorbei. Das ist eine Antwort auf die immer wiederkehrende Frage der Laubengangtypologie. Leider können aus Gründen des Brandschutzes die Lauben nur im sechsten Geschoss richtig möbliert werden, womit viel unbespielbare Flächen verbaut werden. Das konsequent durchdeklinierte Stützenraster bestimmt die Grundrissstruktur im Innern des Gebäudes wesentlich.

© kollektive architekt, Basel

Eine Kammertypologie lässt je nach Bautiefe verschiedene Arten und Grössen von Wohnungen entstehen. Leider wirkt sich das nahezu dogmatisch angewendete Raster nicht nur positiv auf die Qualitäten der Grundrisse aus. Es entstehen in den kleineren Wohnungen undefinierte Nebenflächen und im tiefsten Gebäudeteil entlang des Platzes grosse Küchenräume mit wenig Licht. Der Lärmproblematik wird durch die Anpassung der Gebäudetiefen grosse Aufmerksamkeit geschenkt. Der Lösungsansatz mit einem geschlossenen, allseitig gleich hohen Hofgebäude löst die Lärmproblematik aber leider nicht. Der Hof wird zum Resonanzkörper und die nach innen gerichteten Wohnungen sind aus diesem Grund nicht zulässig. Die Lärmbelastung wird im Innenhof durch die Einschnitte der Dachterrassen noch verschärft.

© kollektive architekt

Die Verfasser schlagen einen modularen Holzbau vor. Die konsequente Trennung der Tragstruktur und der Trennwände erlaubt eine nachträgliche Veränderung der Grundrisse, da- mit sich das Gebäude dem gesellschaftlichen Wandel anpassen kann. Infolge des strikt durchgezogenen, kurz gehaltenen Stützenrasters in Kombination mit dem angedachten Deckenaufbau ist der vertikale Lastabtrag materialeffizient gelöst. Die Aussteifung ist mit den vorhandenen Wänden des Grundrisses und der angedachten Materialisierung machbar, geht aber zu Lasten der Flexibilität. Die Deckenkonstruktion erfüllt die Anforderungen bezgl. Akustik und Trittschall. Die Verortung der Schüttung zwischen Brettstapeldecke und der Trittschalldämmung lässt sich nur gering thermisch aktivieren. Die angedachte Materialisierung der Laubengänge ist bezüglich der Brandschutzanforderungen fraglich. Die notwendigen Anpassungen dürften die Ökobilanz noch etwas verschlechtern. Durch die im Vergleich eher geringe Anzahl Vermietungsflächen und seine hohen Erstellungskosten zählt das Projekt zu den unwirtschaftlicheren Projektvorschlägen. Das Projekt LE CROCRODROME überzeugt bei einer beachtlichen Bearbeitungstiefe mit seinem robusten städtebaulichen Konzept und seiner klaren architektonischen Sprache. Leider löst es die gestellten Anforderungen an den Lärmschutz nicht überzeugend und es bleiben Unsicherheiten bezüglich der Wohnungsqualität.

5. Rang / 2. Ankauf
12 – IN DEN BÄUMEN
Architekt: Elizaveta Radi, Zürich
Landschaftsarchitekt: Potgeter Landschaftsarchitektur, Zürich

© Elizaveta Radi, Zürich

Die zusammenhängende Positionierung von vier relativ schmalen Baukörpern zu einer S-förmigen Figur schafft zwei unterschiedlich orientierte, offene Hofräume, welche den Strassenraum der Weinlagerstrasse aber auch die Fussgängerverbindung von der Elsässerstrasse zum Lysbüchelplatz stadträumlich ausweitet und bereichert. Gegenüber der historischen Achse der Elsässerstrasse und dem neuen Quartierplatz sind die Baukörper drei Geschosse höher ausgebildet und ordnen mit diesem städtebaulichen Akzent das Projekt gut in die bestehende und künftige Quartierstruktur ein. Sowohl entlang der Weinlagerstrasse als auch im Bereich der Schulanlage gelingt es dem Projekt überzeugend als Stadtbaustein die anvisierte Vermittlerrolle zwischen Alt und Neu zu übernehmen. Die zwei U-förmig durch die Wohnbauten gebildeten Hofräume sollen durch ihre Nutzung und die spezifische Gestaltung ganz unterschiedliche Charaktere aufweisen. Der nordwestliche Hof orientiert sich zur bestehenden Schulanlage und weist folgerichtig ergänzende Spielbereiche, einen Sportplatz und eine Spielwiese auf.

© Elizaveta Radi, Zürich

Kritisch hinterfragt wird die durch die relativ hohen Gebäudekörper eingeschränkte Besonnung der Spielwiese und die doch recht schematisch wirkende Gestaltung des Aussenraums. Der zweite Hof, der sich zur Weinlagerstrasse hin öffnet, wird von den Projektverfassenden als ruhiger, mit hohen Bäumen bestandener Freiraum beschrieben. Hinweise zur Aufenthaltsqualität sind hier aber nur spärlich vorhanden. Dass sich die Gewerberäume entlang der Elsässerstrasse nur auf die Strasse und nicht auf den grünen Hof hin öffnen, wirkt im Gesamtprojekt höchst unverständlich. Nicht nachvollziehbar ist zudem, dass die beiden Höfe auf Erdgeschossniveau keinerlei räumliche Verbindung aufweisen und die divergierenden Hofcharaktere somit von den meisten unbemerkt bleiben würden. Dies gilt in einem ähnlichen Sinn auch für die sozial- räumliche Vernetzung der Bewohnenden. Einzig die offene Laubengangstruktur der Erschliessung im Südwesthof schafft hier einen überzeugenden informellen Begegnungsort für die Hausgemeinschaft. Die vorgeschlagene Erdgeschossnutzung hingegen, mit Gewerbeflächen am Quartierplatz und an der Elsässerstrasse sowie Atelierwohnungen mit vorgelagertem Aussenwerkraum als Schwellenraum, schafft gute Voraussetzungen für ein vielfältiges Quartierleben im neuen Stadtquartier.

© Elizaveta Radi, Zürich

Erhebliche Probleme weist das Projekt auch beim geforderten Lärmschutz auf. Insbesondere die Wohnungen im mittleren Gebäudetrakt quer zur Weinlagerstrasse weisen gewichtige Überschreitungen des Grenzwertes auf und müssten neu konzipiert werden. Das Projekt versucht auf der Ebene der Materialisierung und der konstruktiven Umsetzung neue Wege zu beschreiten und schlägt einen innovativen Hybridbau aus einem Holz-Skelett- Bau in Kombination mit einem Einsteinmauerwerk vor. Die bezüglich grauer Energie und Langlebigkeit an sich interessante Konstruktionsidee scheint aber noch unausgegoren und bauphysikalisch kapriziös. Eine klare Trennung von innerem Holzbau und vorgestelltem Einsteinmauerwerk dürfte die Grundvoraussetzung für diese Kombination sein. Die vorwiegend aus Bandfenstern bestehende Fassade des Projektes müsste dann radikal überarbeitet werden, weil sich Langfenster und Einsteinmauerwerk konstruktiv widersprechen. Das Projekt legt mit der interessanten städtebaulichen Setzung und der «Erfindung» des Pflanzenzimmers in der Entwicklung der Wohnungsgrundrisse einen wertvollen Beitrag vor. Durch die ungenutzten Chancen in der Konzeption der beiden Höfe, aber auch durch das weitgehende Fehlen von adäquaten Räumen für die Gemeinschaftlichkeit, vermag der Vorschlag als Gesamtprojekt jedoch nicht zu überzeugen.

 

6. Rang / 3. Ankauf
24 – AUF KURS
Architekt: bauzeit architekten gmbh, Biel/Bienne
Landschaftsarchitekt: BNP Landschaftsarchitekten GmbH, Zürich

© bauzeit architekten gmbh, Biel/Bienne

Die drei vorgeschlagenen Neubauten des Projektes bilden eine Komposition aus abgesetzten, präzise auf die Nachbar- bauten Bezug nehmenden Volumen. Dabei entsteht ein baufeldübergreifendes Geviert mit einem grosszügigen, öffentlichen Freiraum, welcher die Grenzen des Baufeldes geschickt erweitert. An die Elsässerstrasse wird ein siebengeschossiges, L-förmiges Volumen gesetzt, welches mit einem Gewerbesockel eher zurückhaltend reagiert. Entlang der Weinlagerstrasse weicht das Projekt von der Baulinie zurück, was dem leicht erhöhten Erdgeschosswohnen grosszügigere private Vorgärten ermöglicht. Übers Eck an der Elsässerstrasse wird Gewerbe angeordnet, welches ebenfalls am Privatgartenbereich partizipiert. Das zweite Volumen entlang der Weinlagerstrasse rückt zur Baulinie vor und reagiert subtil mit einer Abtreppung der Geschossigkeit auf den von Südost schräg auf den Lysbüchelplatz treffenden Beckenweg. Auch nimmt es im Sockelgeschoss ein leicht erhöhtes Wohnen auf. Das mächtige 9-geschossige Haus am Lysbüchelplatz setzt sich durch eine städtisch anmutende, 2-geschossigen Arkade ab. Hier hat das Projekt sein Zentrum und seinen Auftritt. In logischer Konsequenz befindet sich hier neben Gewerbe auch der Gemeinschaftsraum, mit Zugang zu Platz und Hof.

© bauzeit architekten gmbh, Biel/Bienne

© bauzeit architekten gmbh, Biel/Bienne

Das Projekt fügt sich entlang der Strassenfassaden mit seinem durchlaufenden Sockel und verputzten, vertikal gegliederten Fassaden unaufgeregt in den Stadtkörper ein. Im Hof prägt die belebte Laubengangstruktur mit den Aussentreppen den Ausdruck. Der Innenhof mit grosskronigen Bäumen dient der erweiterten Schulnutzung. Geschickt wird die topografische Begebenheit der bereits bestehenden Baugrube in den Entwurf integriert. Das erlaubt einerseits den Freiraum zu zonieren und den unterschiedlichen Nutzungen ihre eigenen Bereiche zuzuordnen, andererseits das Tiefgeschoss an der Weinlagerstrasse einseitig zu belichten. Adressiert werden die Gebäude über enge Gassen entlang der Stirnfassaden der Gebäude, welche ihrerseits an ein hofseitiges System von Aussentreppen und Laubengängen angehängt sind. Leider werden die Erschliessungsgassen gleichzeitig als Veloabstellplätze genutzt, was sie stark entwertet. Lieber hätte man an diesen Stellen adäquate Briefkastenanlagen.

© bauzeit architekten gmbh, Biel/Bienne

Die mineralisch verputzten Fassaden bestehen aus einem Dämmsteinmauerwerk mit Schafwollfüllung und weisen einen geringen Fensteranteil auf. Holzbetonverbunddecken werden quer auf der Fassade und längs auf dreifeldrigen Holzträgern mit Holzstützen aufgelagert. Der Innenausbau besteht aus Leichtbauwänden mit 3-Schicht-Holzplatten, die Aussenwand ist mit Lehm verputzt. Diese Massnahmen versprechen die Ansprüche an die Nachhaltigkeit gut zu erfüllen. Bei der Wirtschaftlichkeit bewegt sich das nicht besonders flächeneffiziente Projekt im oberen Mittelfeld. Die Anforderungen an die ökologische Nachhaltigkeit werden leider mehrheitlich nicht erfüllt. Insgesamt ein volumetrisch sehr gut austarierter und sensibel mit der Nachbarschaft interagierender Städtebau mit einer grosszügigen und attraktiven Freiraumsituation. Etwas weniger überzeugend sind die Wohnungen, welche nur eine beschränkte Anzahl Wohnungstypen und Wohnformen mit qualitativen Mängeln aufweisen. Das Projekt scheitert an der unbewältigten Lärmsituation, weil keine Massnahmen gegen den Industrielärm aus Norden ergriffen wurden.

 

7. Rang / 4. Preis
35 – LA FLEUR DE LYS
Architekt: BGM Architekten BSA, Basel
Landschaftsarchitekt: Zwischenraum Landschaftsarchitektur GmbH, Altendorf

© BGM Architekten BSA, Basel

Das Projekt thematisiert mit seiner Setzung die quartiertypische gründerzeitliche Hoftypologie. Diese selbstverständliche städtebauliche Haltung schafft über intelligente Variationen einen durchaus ansprechenden räumlichen Reichtum. Während der baumgefüllte Hof private Intimität einfordert, ist im Norden zum Schulhaus ein robuster Stadtraum angeordnet, der über die Nutzung als Pausenplatz ein identitäts- starkes Element im Kanon der differenzierten Freiräume darstellt. Mit dem Bauwich an der südwestlichen Blockrandecke schlagen die Projektverfassenden eine in dieser fragilen städtebaulichen Position wenig verständliche «Eckbeizensituation» vor, welche den Stadtplatz im Westen entkräftet. Die Erdgeschossnutzungen sind mit Wohnateliers und Büros so konzipiert, dass der Stadtraum direkt angeschlossen werden kann. Dies unterstützt die Grosszügigkeit dieser, allerdings gerade im Bereich der Weinlagerstrasse wenig gestalteten, Freiräume. Hier wäre eine klarere Adressierung der Gewerberäume und Ateliers wünschbar.

© BGM Architekten BSA, Basel

© BGM Architekten BSA, Basel

Die Geschosswohnungen entwickeln sich im Süden vom 1.–4. Obergeschoss, auf den übrigen Seiten über zwei weitere Geschosse, in denen sich im Norden typologisch differenzierte Cluster-Wohnungen befinden. Die Erschliessung ist sowohl mit Zweispännern im Norden und Süden als auch mit Laubengängen in den kurzen Seiten ausgelegt, was nicht verhindern kann, dass mit zehn Treppenhäusern eine bescheidene Erschliessungseffizienz angeboten wird. Diese in der Folge sehr knapp gehaltenen Treppenhäuser führen im Erdgeschoss zu beengten Situationen, insbesondere auch für Kinderwagen-Abstellplätze. Diese Defizite sind der formulierten Idee einer «urbanen Hausgemeinschaft» wenig zuträglich. Wertvoll hingegen sind erdgeschossig die stirnseitigen Aufenthaltsräume mit den Waschküchen und vor allem auch die südlichen Dachgärten im 5. Obergeschoss als willkommene Zusatzangebote zu den knappen Hofflächen. Diese qualitätsvollen Dachgärten können über alle Treppenhäuser zum Teil über Passerellen direkt erreicht werden. Die zweispännig erschlossenen Wohnungen im Norden und Süden leben von einem grosszügigen, etwas unproportionierten Aufenthaltsbereich, aus dem alle Individualzimmer erschlossen werden. Hier sind noch nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft. Eine überzeugende Lösung für die Problematik der Schlafzimmer zum Laubengang wird leider nicht angeboten.

© BGM Architekten BSA, Basel

Der architektonische Ausdruck wird durch die vertikalen Fensterbänder und der Welleternitverkleidung bestimmt. Die umlaufenden plastischen Elemente der verglasten Balkone rhythmisieren die Fassade zum öffentlichen Stadtraum. Die Holzkonstruktion ist nur sehr schematisch entwickelt. Die vertikale Lastabtragung ist zwar konsequent durchgehalten, für eine glaubwürdige und wirtschaftliche Konstruktion in Holz müsste allerdings ein rigideres Raster bei geringeren Spannweiten entwickelt werden. Der Lärmschutz ist gemäss der detaillierten Vorprüfung in diesem Projekt weitgehend ungelöst.

© BGM Architekten BSA, Basel

Es gibt in den meisten Wohnungen zu viele sogenannte «rote» Zimmer. Dem Lärmeintrag im Hof durch die hochliegenden Lärmquellen auf den umliegenden Dächern wurde ungenügend Rechnung getragen, was dazu führt, dass viele der Wohnungen den Lärmanforderungen nicht entsprechen. Bezüglich der anderen Kriterien wie Stadtökologie, Ökonomie und Nachhaltigkeit bewegt sich das Projekt jeweils im Mittelfeld der Projekte der engeren Wahl. Insgesamt ist das Projekt auf einem einfachen städtebaulichen Prinzip aufgebaut, das mit einer selbstverständlichen Klarheit viele positive Ansätze verfolgt. Diese sind allerdings noch nicht zu einem überzeugenden Ganzen verknüpft. Dazu fehlt – neben dem hochproblematischen Lärmschutz – in einigen Aspekten, insbesondere in den Wohnungen und Erschliessungen, die notwendige Präzision.


Hier steht der Jurybericht bereit
> DOWNLOAD

Wettbewerbsausstellung
Datum: 26. April bis 6. Mai 2022
Ort: Uferstrasse 90, Basel
Eingang Süd, OG 6

Vernissage der Ausstellung:
Montag, 25. April 2022, 18.00 Uhr

 

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