Wie sieht Basel im Jahr 2050 aus?

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«Wie sieht Basel im Jahr 2050 aus?» Das S AM Schweizerisches Architekturmuseum geht dieser Frage in einer Koproduktion mit der Dienststelle Städtebau & Architektur des Bau- und Verkehrsdepartements des Kantons Basel-Stadt vom 11. bis 27. September 2020 nach: Das Forum Städtebau «Basel 2050» umfasst eine Ausstellung im S AM, die schlaglichtartig die städtebauliche Entwicklung Basels von gestern, heute, morgen und übermorgen beleuchtet, neun Podiumsdiskussionen zur Entwicklung des Raums Basel, ausgewählte öffentliche Führungsangebote in der Ausstellung und in der Stadt Basel, partizipative und interaktive Schulangebote sowie eine Filmreihe des Stadtkino Basel. Im Zentrum des Forums steht der Austausch. Es richtet sich sowohl an Fachleute als auch an ein breites Publikum und bietet Raum zum Mitdenken, Mitdiskutieren, Mitentwickeln.

Basel hat in den letzten Jahren stark an Attraktivität gewonnen und sich in internationalen Umfragen zur Lebensqualität gut platziert. Der (schwimmbare) Rhein, der trinationale Metropolitanraum, über 30 Museen und global relevante Messen wie die Art Basel, ein weltweit führender Life-Sciences-Sektor, Pritzker-Preis-ausgezeichnete Architektur … Alle diese Elemente bescheren den in Basel Wohnenden sehr gute Lebensbedingungen. Prognosen sehen denn auch bis 2035 eine Zunahme der Bevölkerung auf 220’000 Personen vor. Das in einer Koproduktion von S AM Schweizerisches Architekturmuseum und Städtebau & Architektur des Bau- und Verkehrsdepartements des Kantons Basel-Stadt entwickelte Forum Städtebau «Basel 2050» beleuchtet schlaglichtartig die städtebauliche Entwicklung Basels von gestern, heute, morgen und übermorgen in Form einer Ausstellung sowie diverser Veranstaltungen und bietet einem breiten Publikum Raum zum Mitdenken, Mitdiskutieren, Mitentwickeln.

Stadtmodell Basel, 1960er-Jahre © Bau- und Verkehrsdepartement des Kantons Basel-Stadt

Ein Überblick über die Stadtentwicklung Basels: gestern – heute – (über)morgen
Die von S AM und Städtebau & Architektur gemeinsam entwickelte Ausstellung spannt den Bogen von 1960 bis 2050. Im ersten Raum mit dem Titel «Gestern» wird der Frage nachgegangen, wie Basel vor 60 Jahren aussah. Im Zentrum steht das Stadtmodell von 1960. Das historische Modell zeigt die Struktur der Stadt vor den grossen Durchbrüchen und Eingriffen in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts. In Zusammenarbeit mit der Kantonalen Denkmalpflege Basel-Stadt wurden die wichtigen Schritte in der Stadt- und Verkehrsplanung nachgezeichnet, mit der die Trennung von Wohn- und Arbeitsbereichen einher ging. Erstere wurde damals in Volksabstimmungen kontrovers debattiert. Entsprechende Abstimmungsplakate (z.B. Verbreiterung der Aeschenvorstadt, Ausbau des Flughafens, Weiterbau des Cityrings) veranschaulichen diese Auseinandersetzungen um den Stadtraum.

Stadtmodell Basel, 1964
© Bau- und Verkehrsdepartement des Kantons Basel-Stadt

Stadtplanung bedeutete damals oft Stadtzerstörung, folglich wird auch der Protest der Bevölkerung gegen den Verlust historischer Altstadt- und Wohnquartiere abgebildet. Zu sehen ist zudem ein Film zu Lucius Burckhardt, der mit seiner «Spaziergangswissenschaft» dazu anregte, den Stadtraum mit offenen Augen und wachem Verstand wahrzunehmen. Eine Sitzecke mit Möbeln aus jener Zeit lädt die Besucher*innen zum Lesen ein, z.B. in Alexander Mitscherlichs Buch «Die Unwirtlichkeit unserer Städte» (1999), im Ratschlag Cityring (1965), in der Konvention von Faro zum Wert des Kulturerbes (2005 – vom Bund 2019 ratifiziert) oder in der Erklärung von Davos zur Baukultur (2018).

Stadtmodell Basel
Foto: Tom Bisig
© Bau- und Verkehrsdepartement des Kantons Basel-Stadt

Der zweite Museumssaal – «Heute» – bietet Raum für die Podiumsdiskussionen rund um das Thema Städtebau, denn das Forum «Basel 2050» ist ein Ort der öffentlichen Debatte. Anhand der Zonenpläne von 1969, 1988 und 2020 wird hier aber auch die Entwicklung dieses kommunalen Planungsinstruments nachgezeichnet, das die zulässige Art der Landnutzung sowie die maximale Ausnutzung von Bauten und Anlagen regelt. Zudem werden hier die Wohnviertelindikatoren in Form von Netzdiagrammen präsentiert, die den Vergleich der Quartiere ermöglichen, da jeweils die drei Bereiche Gesellschaft & Soziales, Raum & Umwelt und Wirtschaft & Arbeit ausgewiesen sind.

Neue Dimensionen des öffentlichen Raums, S&A-Arbeitsgruppe Öffentlicher Raum 2050 in Zusammenarbeit mit KOSMOS architects © KOSMOS architects

Der dritte Museumsraum mit dem Aufhänger «Morgen» ist der unmittelbaren Zukunft Basels gewidmet. Der Strukturwandel erlaubt die Transformation und Öffnung von bislang nicht öffentlich zugänglichen Arealen (z.B. Rosental, Klybeck). Auf all diesen Gebieten finden insgesamt 30’000 zusätzliche Einwohnende und 40’000 Beschäftigte Platz. Diese historisch einmalige Situation bietet die Chance, neben der Ansiedlung von dringend benötigten neuen Wohn- und Arbeitsflächen in attraktiven durchmischten Stadtquartieren auch neue städtebauliche Bezüge herzustellen und so die Durchlässigkeit der Stadt zu erhöhen, letztlich mit dem Ziel, eine hohe Lebens- und Aufenthaltsqualität sicherzustellen. Zu sehen sind in diesem Raum folgende Beiträge: Die Fotografin Christa Ziegler reagiert mit ihrem Fotoessay auf Fragen und Thesen, die Städtebau & Architektur mit der Begleitgruppe «Städtebau für Basel 2050»* als Gedankengerüst für die fortwährende kritische Reflexion der städtebaulichen Entwicklung geschaffen hat. Ihre Fotos zeigen, dass die Lebensqualität der Stadt massgeblich von der Diversität der öffentlichen Räume geprägt wird. Sie animieren aber auch, darüber nachzudenken, ob alle Bevölkerungsgruppen diese Räume erschliessen und nutzen können. Das aktuelle Stadtmodell im Massstab 1:1000 bildet die heutige Situation inklusive künftigen Planungen ab. Eine Illustration von Stephan Liechti mit Erläuterungen zu den Transformationsarealen Basels erweitert den im Stadtmodell gezeigten Ausschnitt und macht künftige Zusammenhänge ersichtlich.

Neue Dimensionen des öffentlichen Raums, S&A-Arbeitsgruppe Öffentlicher Raum 2050 in Zusammenarbeit mit KOSMOS architects © KOSMOS architects

Das Jahr 2050 ist aus heutiger Sicht weit weg, gleichzeitig aber bereits mit dringendem Handlungsbedarf verbunden. Dieser betrifft den Klimawandel, die Globalisierung und Bevölkerungsentwicklung sowie mögliche Energie-, Wirtschafts- oder Gesundheitskrisen. So werden im letzten Museumsraum unter dem Titel «Übermorgen» Beiträge präsentiert, die neue Dimensionen aufzeigen. Bei der Installation «Terra incognita», die das Studio Céline Baumann in Kooperation mit der Stadtgärtnerei Basel-Stadt entwickelt hat, geht es ums Stadtklima. Ihr Modell legt nahe, die Stadt als ein Naturkonstrukt wahrzunehmen und regt so zum Nachdenken über Biodiversität an. Das Hochbauamt Basel-Stadt geht am Beispiel der neuen Primarschule Am Walkeweg der Frage nach, wie heute nachhaltig für übermorgen gebaut werden kann, und liefert für kommende Generationen relevante Antworten in Form einer grafischen Themensammlung. Wie Adern den Körper durchzieht der öffentliche Raum die Stadt. In ihm pulsiert das städtische Leben. Der Beitrag des Planungsamts des Kantons Basel-Stadt zeigt den Nutzungswandel: Freiräume und heute nicht zugängliche Orte werden zu öffentlichen Räumen. Die Skizzen sind als Inspiration gedacht und regen dazu an, neue öffentliche Räume in der Stadt zu entdecken. Der Architekt Florian Bengert untersucht den privaten Raum. Corona- bedingt zogen sich in den letzten Monaten viele ins Home-Office zurück, was zur Umkehrung von öffentlichem und privatem Raum führte. Er kartierte deshalb die Arbeitslandschaft als kollektives Gebilde: «No-Stop Home-Office» besteht aus mehr als 800 Einsendungen aus aller Welt, die aufgrund eines Open Call auf Instagram zusammen kamen. Zur Beantwortung der grossen Fragen an die Zukunft braucht es neue Gedankenmodelle, in die sich möglichst viele einbringen können. In diesem Raum sind Beispiele neuer Ansätze vereint.

Weitere Informationen und Corona-bedingte Programmänderungen zum Forum Städtebau «Basel 2050»: www.sam-basel.org

Quelle: S AM Schweizerisches Architekturmuseum

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