PETITION GAV ARCHITEKTUR

Henning Weiss in den Grossen Rat!

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Es ist eine Tatsache: Architekt:innen, Bauingenieur:innen und Planende sind im Grossen Rat untervertreten. Das soll sich ändern. Als dritten Kandidaten stellen wir euch Henning Weiss vor. Er kandidiert für die Grünen in Grossbasel West. Der Architekt fordert: «Raum und Stadt dürfen kein Nebenprodukt der Gesetzgebung sein. Ich möchte die räumliche und baukulturelle Dimension in die Diskussion einbringen.» Seinen frischen Blick auf die Architektur und Stadtentwicklung möchte er in den Grossen Rat einbringen. Für die Basler Baukultur!

Architektur Basel: Welche Kompetenzen wollen Sie in den Grossen Rat einbringen?

Henning Weiss: «Es ist wichtig, dass sich die Architektur auch ausserhalb der Fachöffentlichkeit positioniert. Diese Sicht auf Stadt und Gebäude möchte ich in den Grossen Rat einbringen. Raum und Stadt dürfen kein Nebenprodukt der Gesetzgebung sein. Ich möchte die räumliche und baukulturelle Dimension in die Diskussion einbringen.»

«Die Bauten aus den 70er und 80er Jahren werden derzeit am laufenden Band zurückgebaut. Der Erhalt dieser Bauten ist nicht nur im Hinblick auf die Klimakrise wichtig, sondern auch von grosser kultureller Bedeutung.»

Was zeichnet die Basler Baukultur Ihrer Meinung nach besonders aus?

«Die Basler Baukultur zeichnet sich durch ihre Vielfalt und ihr reiches Erbe aus. Eine wichtige Epoche ist derzeit jedoch bedroht. Die Bauten aus den 70er und 80er Jahren werden derzeit am laufenden Band zurückgebaut. Der Erhalt dieser Bauten ist nicht nur im Hinblick auf die Klimakrise wichtig, sondern auch von grosser kultureller Bedeutung.»

Jurierung offener Skizzenwettbewerb Baufeld B am Walkeweg © Walke / Vedrana Žalac

Inwiefern können die Rahmenbedingungen für Architektur- und Planungsbüros in Basel verbessert werden?

«Drei Dinge sind mir wichtig. Erstens: Ein GAV für die Architektur- und Ingenieurszene, wie ihn die Syna zusammen mit Architektur Basel fordert, ist für unsere Arbeitskultur zentral. Zweitens die öffentlichen Verfahren, seit 2022 gibt es keinen öffentlichen Wettbewerb mehr. Der Aufwand so viele Eingaben zu vergleichen, scheint einfach zu hoch. Im Raum Zürich laufen spannende offene Verfahren, die mit mehreren Wettbewerbsstufen ermöglichen, dass sich alle mit einer Idee durchsetzen können und andererseits nicht wahnsinnig viel Volksvermögen vernichtet wird. Das braucht die Basler Baukultur. Drittens die Baueingabebedingungen, gerade bei Umnutzungen und Umbauten.»

Stichwort: Wohnschutz. Braucht es Anpassungen im Gesetz oder der Verordnung? Und wenn ja: Welche?

«Ich halte das Wohnschutzgesetz für ein gutes Gesetz. Die Verordnung bräuchte hier und da kleine Anpassungen. Im Moment müssen sich die Bauherren an den neuen Standard gewöhnen, das müssen auch wir Architekt:innen mit aushalten. Wichtig in dieser Diskussion ist, dass nicht nur das Wohnschutzgesetz zu einem Rückgang der Baugenehmigungen geführt hat, sondern auch die Inflation, der Anstieg der Rohstoffpreise aufgrund der geopolitischen Lage sowie der Anstieg der Hypothekarzinsen. Der Bauboom nach der Immobilienkrise ebbt auch ohne Wohnschutzgesetz ab.»

Die Bewilligungsverfahren in Basel dauern überdurchschnittlich lang. Die gesetzlich vorgeschriebenen 3 Monate werden kaum eingehalten. Was muss sich im Bauinspektorat ändern?

«Die aktuellen Bestrebungen zur digitalen Baueingabe gehen in die richtige Richtung, aber es ist unverständlich, warum dies in der Praxis nicht wirklich umgesetzt wird. Nach wie vor zählen nur die vier physischen Kopien. Eine vollständige Digitalisierung würde den Prozess vermutlich beschleunigen und vor allem vereinfachen. Fast noch wichtiger als die Digitalisierung ist eine deutliche Vereinfachung der Baueingabe für Umbauten. Gerade in Zeiten der Klimakrise wäre eine Umbauordnung dringend notwendig, um den Bestand zu erhalten und zu schützen.»

«Das Warteck zeigt, was wir erreichen können, wenn wir für das Recht auf Stadt und Freiraum kämpfen und politische Kompromisse schliessen.»

Warteckhof, Wohnhaus, Basel, Schweiz, 1992-1996 © Foto: Martin Steinmann, Aarau

Wie beurteilen Sie den regierungsrätlichen Vorschlag zur Solarpflicht in Basel?

«Die Solarpflicht ist grundsätzlich ein wichtiger Schritt für die Klimaziele 2037 und steht aus meiner Sicht auch nicht im Widerspruch zur Baukultur an sich. Unsere Baukulturen waren schon immer Ausdruck gesellschaftlicher Bedürfnisse und Krisen. Der Bewältigung der Klimakrise ist mit der derzeitigen Auslegung jedoch nicht gedient. Meiner Meinung nach ist das Verhältnis zwischen grauer Energie und Ertrag entscheidend, sowie die Mindestgrösse der PV-Anlage.  Ab welchem Anteil ist der Betrieb noch verhältnismässig bzw. die Ressourcen richtig eingesetzt und der Eingriff in die Baukultur gerechtfertigt?»

Frage zum Schluss: Welchen Ort oder welches Haus in Basel mögen Sie besonders und weshalb?

«Es gibt viele Gebäude in Basel, die es verdienen, hier erwähnt zu werden. Aus politischer Sicht gefällt mir das Gundeldingerfeld, aber auch das Warteck. Das Warteck zeigt, was wir erreichen können, wenn wir für das Recht auf Stadt und Freiraum kämpfen und politische Kompromisse schliessen, wie es mit der Überbauung von Diener & Diener gleich nebenan geschehen ist. Das Warteck zeigt auch, wie wichtig tragfähige Netzwerke und resiliente Nachbarschaften sind und welches gesellschaftliche Potenzial und Mehrwert für die Stadt im Bestand steckt.»

Danke für das Interview – und viel Erfolg bei der Wahl.


Henning Weiss
kandidiert auf der Liste 43 für GRÜNE Basel-Stadt und junges grünes bündnis in Grossbasel-West

Henning Weiss

Geboren 1999 engagierte er sich vor und während seines Architekturstudiums im Jungen Rat Basel-Stadt. In den vier Jahren leitete er unteranderem die Jugendpartizipation für die Dialogtage 2023 des Forum Städtebau «Basel 2050» des Kantons Basel-Stadt. Während seines Studiums begann er einerseits, Führungen durch Ausstellungen und die Stadt für das S AM zug eben und andererseits am Institut Architektur unter der Leitung von Harald Stühlinger aneinem Forschungsprojekt mitzuarbeiten, das zur Entwicklung der App «BaukulturSchweiz» führte. Im Sommer 2024 wurde er für die Espazium AG in den Verwaltungsrat gewählt und er machte sich mit seinen Studiumfreund:innen als Teil des Architekturkollektiv YLVI selbstständig.

 

 

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