Der Titel ist technisch-trocken. «Generelles Baubegehren: Marktplatz 2 / Eisengasse 17, Basel» lautet er. Hinter der schlichten Ankündigung im Basler Kantonsblatt verbirgt sich ein ambitioniertes Projekt zum Umbau des altehrwürdigen Globus-Warenhauses. Die Projektverfasser sind Miller & Maranta Architekten aus Basel. Wir blicken zurück auf die wechselvolle Geschichte des prächtigen Baus am Markplatz.
Wir werden vertröstet. „Da es sich bei der Ankündigung erst um ein generelles Baugesuch handelt und die Detailplanung noch aussteht“, wolle die Migros zum jetzigen Zeitpunkt keine weiteren Informationen zum Projekt geben, schreibt Mediensprecherin Cristina Maurer Frank auf Anfrage von Architektur Basel. „Sobald das Projekt konkret wird“, würde man dann gerne informieren.
Wir konkretisieren. Die zur Migros-Gruppe gehörende Liegenschaften-Betrieb AG (LiB-AG), ist Eigentümerin der Liegenschaften am Marktplatz. Der aktuelle Zustand der Bausubstanz und der technischen Anlagen bedingen eine umfassende Erneuerung. Der Jugendstilbau steht in der Schutzzone und ist im Inventar der schützenswerten Bauten eingetragen. Grössere Veränderungen des äusseren Erscheinungsbildes sind also nicht möglich. Im Innern dürfte hingegen kaum ein Stein auf dem anderen bleiben. Das kann nicht schaden. Der Globus hat heute innenräumlich wenig Qualität. Der Haupteingang am Marktplatz soll grosszügiger werden. Betritt der Kunde das Warenhaus, stünde er künftig in einem gegen sechs Meter weiten Innenhof, der bis ins zweite Obergeschoss reicht… One, two, Zukunftsmusik.
Rückblende: Ein „Grand Magasin“ für Basel? Wir werfen den Blick auf die bewegte Geschichte des Warenhauses am Marktplatz. Der jüdische Kaufmann Julius Brann liess 1904-05 von den Basler Architekten Romang & Bernoulli den imposanten Jugendstilbau errichten. Nach den „Magazine zum wilden Mann“ und dem „Au Printemps Paris“, beide an der Freien Strasse beheimatet, handelte es sich beim «Warenhaus Brann» um das dritte moderne, sogenannte «Magazin» (vom franz. «magasin») in Basel.
„Ursprünglich konzipierten die Architekten auf einem rechtwinkligen Grundriss ein um einen Lichthof herum angelegtes viergeschossiges Gebäude aus gelblichem Haustein mit einem mächtigen Dach“, schreibt Architekturhistorikerin Rose Marie Schulz-Rehberg über den ersten Bauabschnitt am Markplatz. Heute nicht mehr vorhanden ist die eindrückliche, zweigeschossige Schaufensterwand im Erd- und Obergeschoss, die damals ein bautechnisches Meisterwerk war.
Kurz nach der Übernahme durch den Globus im Jahre 1907 wurde das Gebäude Richtung Schifflände von den Architekten Bernoulli, Wenk & Cie. um fünf Achsen erweitert. Die formale Gliederung und Stil des ersten Baus wurden dabei kopiert und fortgesetzt. „Besonders gelungen sind die gerundeten Erker aus dunkelpoliertem Granit im 1. Obergeschoss, die effektvoll mit dem Sandstein kontrastieren. Ein am 1. Und 2. Obergeschoss angebrachter Runderker mit Figurenfriesen bildet das Scharnier zwischen den Fassaden zum Markt und zur Eisengasse hin“, schreibt Schulz-Rehberg. Nicht nur die repräsentative Architektur, sondern auch der prominente Schriftzug „GLOBUS“ gewann die Aufmerksamkeit der Kundschaft.
In den darauffolgend Jahrzehnten erfuhr das Warenhaus verschiedene Umbauten und Erweiterungen. 1931-32 wurden Suter & Burckhardt Architekten mit grösseren Bauarbeiten betraut. Damals entstand ein avantgardistischer, verglaster Eingang mit integrierten Schaufenstern und sehenswerter Deckenbeleuchtung. Erst vierzig Jahre später, 1972-1974, entstand die inzwischen charakteristische gedeckte Arkade als räumlicher Vermittler zwischen Markthalle und Eisengasse. Leider wurde bei jenem Umbau der grosse Lichthof geschlossen. Beide Interventionen sollen beim geplanten Umbau (zumindest teilweise) rückgängig gemacht werden.
Die National-Zeitung berichtete am 6. April 1905 fast schon euphorisch über das neuste Basler Warenhaus: „Man mag über Warenhäuser denken, was man will: eines steht fest, dass der grandiose Neubau die Aufmerksamkeit des Publikums fesselt; er ist ein Wahrzeichen des modernen Handels, den die Presse nicht zum Stillschweigen übergehen kann.“ Modern war gestern. Heute steht das Warenhaus für den stationären Handel, der in Zeiten von Amazon, Alibaba und Zalando in einer tiefen Krise steckt.
Der geplante Umbau von Miller & Maranta soll die räumlichen Voraussetzungen dafür schaffen, dass das Warenhaus auch in hundert Jahren noch in seiner ursprünglichen Funktion existiert – und nicht in ein Hotel oder Wohnungen transformiert wurde. Es ist zu hoffen, dass das gelingt. Das Warenhaus gehört zum Inventar am Marktplatz – genauso wie das Café Schiesser. Für eine erfolgreiche Zukunft braucht es innovativen Unternehmergeist und eine gehörige Portion Mut. Beide Eigenschaften vereinte Julius Brann, als er mit jungen 20 Jahren sein erstes Warenhaus eröffnete …
Text: Lukas Gruntz / Architektur Basel
Literatur
Schulz-Rehberg, Rose Marie: Architekten des Fin de Siècle : Bauen in Basel um 1900, Basel, 2012.