«Z’Basel an mym Rhy: Jo, dert mecht i sy!» Es ist unbestritten. Das Rheinbord gehört zu den beliebtesten, öffentlichen Räumen in Basel. Seit kurzem grüssen dort sogenannte «Pressabfallkübel». Sie sollen helfen, Littering zu verringern. Ausserdem seien sie ökologischer, schreibt die Verwaltung: «Die mit Solarstrom betriebenen Kübel melden der Stadtreinigung, wenn sie voll sind, und müssen deutlich seltener geleert werden.» Leider gibt es dabei einen offensichtlichen Mangel..
Die Optik! Diese lässt bei den neuen Superkübeln zu wünschen übrig. Red Dot-Award-tauglich? Kaum. Einen Designpreis werden die Kübel definitiv nicht gewinnen. Und so etwas in der Architektur- und Kulturstadt Basel! Hier, wo Vitra und Herzog & de Meuron zu Hause sind, wo man gerne Plastikmobiliar aus den Strassen verbannt. Die neuen Abfallkübel sehen «klobig und plump» aus, findet SP-Grossrat und Architekt Stefan Wittlin, der diesbezüglich eine Interpellation eingereicht hat. Unsere Leserschaft geht mit der neusten «Errungenschaft» der Stadtreinigung gar noch härter ins Gericht: «Unglaublich hässlich», findet ihn Leser Matthias Kleiber.
«Wäre er aus Beton,
könnte man ihn noch als neuen Brutalismus verkaufen.»
Francis Barcelo kommentiert: «Sieht aus wie eine Radarfalle – schrecklich hässlich!» Sandy Kohl nimmt den Ball auf: «Ich denke, das ist eine Radarfalle und der Abfallbehälter ist nur eine Ablenkung.» Humor ist, wenn man trotzdem lacht. Philipp Fuchs versuchte es mit Ironie: «Wäre er aus Beton, könnte man ihn noch als neuen Brutalismus verkaufen.» In diesem Fall geht es immerhin um 6 Millionen Franken für die Anschaffung, welche die öffentliche Hand zu tragen hat. «Weil mit den Presskübeln weniger Leerungen notwendig sind», rechnet die Stadtreinigung mit Kosteneinsparungen von 1.5 Millionen Franken pro Jahr.
«Der öffentliche Raum ist das Gesicht unserer Stadt und wird sorgfältig gestaltet. Dazu gehört auch Stadtmobiliar wie Beleuchtung, Sitzbänke, Veloständer oder eben auch Abfallkübel, die in die jeweilige Umgebung passen müssen.»
Immerhin sei man damit auf künftige Stadtbewohner vorbereitet, findet Leser Jørg Himmelreich augenzwinkernd: «Wenn Bär und Wolf in die Stadt zurückkommen, ist man bereits gewappnet.» Beniamin Forti meldete hygienetechnische Bedenken an: «Es ist vielleicht nicht schlecht, auch Abfalleimer zu designen, wo man etwas hineinwerfen kann, ohne eine Luke zu öffnen. Händehygienisch sind Abfälle sowieso schon grusig, und mittlerweile gibt’s auch noch andere Gründe dafür…» Ihm sei gesagt: Man kann den Kübel mit dem Fuss öffnen. Händehygienisch A+ also. Sarah Glauser bemängelte hingegen die Nutzbarkeit für Rollstuhlfahrer: «Sehr barrierefrei, das Pedal… ebenso die Höhe. Frage mich, was dazu die Überlegung war.»
Grossrat Wittlin fordert ein Umdenken und will den weiteren Ersatz der bestehenden Abfallkübel verhindern: «Der öffentliche Raum ist das Gesicht unserer Stadt und wird sorgfältig gestaltet. Dazu gehört auch Stadtmobiliar wie Beleuchtung, Sitzbänke, Veloständer oder eben auch Abfallkübel, die in die jeweilige Umgebung passen müssen.» Unterstützung erhält er dabei von Architekt Jürgen Johner: «Gestaltung hört bekanntlich nicht bei Luxusgütern auf, man denke nur an den Alltagsklassiker Ochsner Kübel. Das geht auf jeden Fall besser.» Zurück an den Absender also. Wittlin bevorzugt die heutige Low Tech-Lösung: «Nichts am eckigen und üppig dimensionierten Behälter erinnert an die bewährten runden Chromstahlkübel.» Leser Rainer Vonäsch fasste das Basler Kübel-Trauerspiel folgendermassen zusammen: «Das passiert, wenn man die Meinungen von Architekten ignoriert. Sehr schade!» Dem ist nichts hinzuzufügen.
Text: Lukas Gruntz / Architektur Basel
UPDATE: Vorerst nur 160 statt 1’000 Kübel
Der Grosse Rat beschloss diese Woche einen Zwischenhalt bei der Anschaffung neuer Pressabfallkübel. Man will zuerst Erfahrungen bei der Nutzung der ersten am Rheinufer installierten Behälter sammeln. Man belässt es deshalb bei den bereits bestellten 160 Abfallkübeln. Den Ausschlag zu diesem Zwischenhalt hatte ein Abänderungsantrag der SP zum Budget 2021 gegeben. Da sich Regierungsrat Hans-Peter Wessels bereit zeigte, weitere Bestellungen aufzuschieben, wurde der SP-Antrag zurückgezogen.