Lange hatten sie keine Webseite. Gutbaslerisches Understatement eben. Dann kam 2011 der Internetauftritt 1.0 von Herzog & de Meuron. Er faszinierte vor allem architekturaffine Programmiernerds. Wir erinnern uns: Die Webseite mit den aufpoppenden Fenstern war zwar komplex programmiert, aber kam visuell eher spröde und nicht besonders nutzerfreundlich daher. Wir schreiben 2023: Mit dem Relaunch der Bürowebseite wird der “Generation Instagram” Rechnung getragen. Wir haben für euch einen ersten, gwundrigen Blick auf www.herzogdemeuron.com geworfen.
Blick ins Grüne: Empfangen wird man von einer poetischen Visualisierung der “Calder Gardens” in Philadelphia. Die Webseite wirkt hell und aufgeräumt. Thematische Stichworte leiten weiter. Wir klicken auf “Sustainability” und lesen folgendes: “Climate emergency and species extinction, energy crisis and the waste of resources, along with countless social struggles. What better reasons to fundamentally rethink the basis of the architecture we make?” Ja, das ist die Frage! Darunter finden wir konkrete Projekte. Allen voran den Büroneubau «Hortus» in Allschwil, der einen Beitrag zum klimaneutralen Bauen leistet.
Die neue Webseite liefert aber auch Einblick in das alltägliche Schaffen von HdM. Unter dem Stichwort “Practice” findet man beispielsweise eine schöne Fotoserie “Inside Herzog & de Meuron” von Gina Folly. Man erhält Einblick in die Ateliers oder die Modellbauwerkstatt. Der kreative Prozess wird sichtbar gemacht. Ebenso lernt man unter dem Begriff “Offices” mehr über die acht Bürostandorte: Von Basel über San Francisco bis Hong Kong. Hier wird Globalisierung gelebt. Ebenso sehenswert sind die schönen Portraits aller Partner und Associates. Damit erhalten die Menschen hinter den Projekten ein Gesicht.
Das Herzstück der Webseite heisst “Projects”: Ein Grid vieler kleiner Projektfotos macht den Auftakt. Von 578 “Sixth & Blanco” bis 001 «Attic Conversion” – und zurück. Man erhält 45 Jahre Bürogeschichte auf einen Blick. Das ist eindrücklich. Umso spannender gestaltet sich das Eintauchen in die einzelnen Projekte. Der Reichtum an Fotos und Plänen ist unerschöpflich. Darunter sind auch Detailpläne. Man betrachte das Rollladendetail des Hauses an der Hebelstrasse. Oder den Dachrand vom “Plywood House” in Bottmingen. Das ist Konstruktion! Dass Herzog & de Meuron ihre Pläne ins Netz stellen, ist ein Novum. Wir mögen uns noch gut daran erinnern, als wir von architekturbasel.ch vor wenigen Jahren vom Büro offiziell gerügt wurden, weil es HdM-Grundrisse auf unserer Webseite zu sehen gab. Wir mussten sie alle entfernen. Damals lautete das Credo an der Rheinschanze: Pläne von Herzog & de Meuron gibt es nur in gedruckter Form! Die Zeiten ändern sich. Das ist gut so. Umso schöner ist es, dass zahlreiche, digitalisierte Pläne nun öffentlich und kostenlos zugänglich sind. Besonders sehenswert ist auch die interaktive Karte, wo alle Projekte rund um den Globus verortet werden.
Unser Fazit ist eindeutig: Die in Zusammenarbeit mit Fertig Design und Rasso Hilber entwickelte neue Webseite ist ein wichtiger Schritt, das Werk niederschwellig und lustvoll einem breiten Publikum zugänglich zu machen. HdM für alle! Besonders toll ist der grosse Fundus an Detailplänen. Die Schönheit der konstruktiven Details lässt Architektenherzen höher schlagen. Wir freuen uns auf tage- und nächtelanges Stöbern.
Text: Lukas Gruntz / Architektur Basel
Let’s go! Hier gehts zur neuen Webseite von Herzog & de Meuron > www.herzogdemeuron.com