Das öffentliche Rheinbad Breite, das 1898 entworfen wurde, lädt im Sommer 2023 erneut zum Baden, Essen und Verweilen ein. Dann jedoch in vergrösserter Form: Von Baumann Lukas Architektur wird es aktuell erweitert und renoviert. Nebst dem Blick in die nahe Zukunft schauen wir in auf die bewegte Geschichte des «Rhybadhysli»: Mit über hundert Jahren ist die Badeanstalt ein schützenswertes Bauwerk, das nicht mehr aus dem Basler Stadtbild wegzudenken ist. Im ersten Teil seiner Artikelserie begibt sich unser Redaktor Laurence Ziegler auf Spurensuche in die Breite.
Die Geschichte des «Badhysli»
Das Flussbad gelegen am St. Alban-Rheinweg 195 ist ein gelungenes Beispiel, wie durch sorgfältige Renovation und nachhaltiges Bauen die Tradition einer Badeanstalt mehrere Jahrhunderte überdauern kann. Sie wurde 1898 als vierte öffentliche Badeanstalt Basels eröffnet. Aufgrund der Nachfrage nach zusätzlichen Umkleidekabinen wurde das Gebäude 1929 vergrössert. Es ging jedoch nicht immer aufwärts: Das Rheinbad Breite musste schon mehrfach vor dem Abbruch gerettet werden. In den siebziger Jahren genügte die Wasserqualität des Rheins zum Baden nicht mehr, sodass sich der Kanton überlegte, das Bad vollständig abzureissen. Später, in den achtziger Jahren, nach jahrelanger Vernachlässigung, war der Bauzustand so schlecht, dass die Baupolizei gar mit der Schliessung der Anlage drohte.
Wettbewerb 1994: Rückbau von Scheiwiller und Oppliger Architekten
Da in den 1980er-Jahren die Besucherzahlen kontinuierlich zurückgingen und die Anlage stark sanierungsbedürftig war, schrieb das Baudepartement des Kantons Basel-Stadt 1988 einen Wettbewerb aus. Das von den Architekten Andreas Scheiwiller und Matthias Oppliger gewonnene Projekt ging auf die bestehende Bausubstanz ein, sah jedoch auch eine Verkleinerung vor. Das Rheinbad wurde um die Hälfte verkleinert. Die Länge des Gebäudes wurde von 90 auf 40 Meter reduziert. Der Bau wurde vom Ufer gelöst und hin zum Rhein geöffnet. Das Projekt wurde mehrere Male überarbeitet. Am Ende kam es dennoch zum Eklat: Aufgrund der finanziell angespannten Lage des damals bürgerlich geprägten Stadtkantons beschloss die Regierung 1991, das Rheinbad Breite ersatzlos abzureissen. Grosser Protest aus der Bevölkerung war die Folge. Es gelang eine Finanzierung durch die Retterin in der Not, die Christoph Merian Stiftung. Sie ermöglichte die Ausführung des Projekts. Der ursprüngliche Wettbewerbsentwurf musste allerdings von vier Millionen auf knapp zwei redimensioniert werden.
Die Architekten Andreas Scheiwiller und Matthias Oppliger betrachteten damals die bestehende Anlage als Baukasten. Sie verglichen die vorliegende Struktur mit einem „Gestell“, welches mit weiteren Einbauten gefüllt werden konnte. Neu gestaltet wurde die Fassade zum Ufer sowie der Kiosk. Ausserdem wurde eine mit Sonnenenergie betriebene Wasseraufbereitungsanlage auf dem Wellblech-Pultdach installiert. Letztlich konnte das Badhysli im September 1994 feierlich wiedereröffnet werden.
Nach über einem Jahrhundert und mehreren Sanierungen hat das Schwimmbad eine Zeitepoche erreicht, in der das angedachte Baukastenprinzip noch immer bestens funktioniert. Zwar sind die Verbindungen aus Nieten nicht mehr die gleichen wie heute, doch erscheint das Badhysli noch immer mit demselben Charme wie vor 125 Jahren. Es ist ein beliebter Treffpunkt, ein Ort der Erholung. Seine Erweiterung soll der grossen Beliebtheit Rechnung tragen. Die Intention ist klar: Das «Rhybadhysli» soll noch viele weitere Generationen überdauern.
Artikelserie: Das Rhybadhysli im Fokus
Dies ist der erste Teil einer dreiteiligen Serie zum Rheinbad Breite.
Für den zweiten Teil haben wir dem Tiefbauamt Fragen zu den baulichen Herausforderungen am und im Rhein in Bezug auf die Erweiterung des Rheinbads gestellt. Das Interview erscheint am Montag, 20.02.2023.