In Basel lässt es sich vortrefflich spazieren. Das weiss auch Journalist Lukas Schmutz. Auf 26 Spaziergängen erlebt er mit verschiedenen, mit Basel eng verbundene Persönlichkeiten den aktuellen Wandel des Stadtbildes. Die Aufzeichnungen sind im Christoph Merian Verlag unter dem Titel «Basel, unterwegs. 26 Spaziergänge» erschienen. Sie versammeln besondere Beobachtungen, Geschichten und Blicke auf unserer Stadt. In einer kleinen Serie publizieren wir an dieser Stelle vier ausgewählte Spaziergänge. Den Anfang macht Architekt und Stadtbildkommissions-Präsident, Matthias Ackermann: «Transformation ist immer verbunden mit Zerstörung. Wenn wir nicht in einer musealen Kulisse leben wollen, dann ist das eben der Lauf der Dinge.» Mit ihm geht es von der Heuwaage bis ins Klybeck.
Matthias Ackermann zeigt mit einer kleinen Geste auf die Baumreihe in der Mitte der Heuwaage: «Früher stand da der Bahnhof der Birsigtalbahn.» An diesem Bahnhof kam Matthias Ackermann als Kind aus seinem Wohnort Therwil zu seinen ersten Erkundungen der Stadt an. Als die Eltern dann nicht mehr mitkamen, war es doppelt spannend in der Stadt. «Da tut sich natürlich eine Welt auf, wenn man sich so an der Schwelle zum Erwachsensein befindet.» Es war die Welt der Architektur. Er wurde Architekt und Architekturgeschichtler und Professor − Erklärer, wie Stadtbilder entstehen und was sie zeigen.
An der Heuwaage zum Beispiel: «Mein Eintrittstor zur Stadt hier an der Heuwaage ist schon immer ein Eingang auch für die Stadt gewesen.» Und dabei sei besonders interessant, dass es ein Eintrittstor zur Stadt geblieben sei, obwohl die Mauer und das Steinentor längst weg seien und die Stadt zur Agglomeration gewachsen sei. «Wenn man hier steht und das Heuwaage-Hochhaus und den Viadukt vor Augen hat, dann bietet die Stadt noch immer ein Bild, das eindeutig die Sicht von aussen zeigt.» Weil das Hochhaus durch seine prägnante Form an ein Tor erinnere und der Viadukt die alte Linie der Stadtbefestigung aufnehme. In einem Aufsatz hat Ackermann seine Art der Stadtbeobachtung so beschrieben: «Ich nehme gern die Position des Flaneurs ein, der ohne wirkliches Ziel durch die Stadt geht und sich ihren Zeichen hingibt.»
Beim Zeichenlesen hilft die Kenntnis der Architekturgeschichte. Es kommt alles so selbstverständlich daher und wie aus dem Ärmel seines eleganten, dunklen Dreiteilers geschüttelt, wenn der Fachhochschulprofessor nun Revue passieren lässt, wie sich im Eingangsbild zur Stadt ganz unterschiedliche Geschichten und Debatten überlagern. Als das Hochhaus 1955 fertig war, habe man die «recht gute Architektur» von Arnold Gfeller problemlos lesen können. «Die Wirkung des Baus war viel besser, bis er vom Viadukt − nur fünfzehn Jahre später − sozusagen zerschnitten wurde.» Diesen Schnitt in Gfellers Fassade habe man aber einigermassen nachlässig in Kauf genommen, weil der Viadukt eine Lösung in einer fast unendlichen anderen Städtebau-Geschichte darstellte. Seit Jahrzehnten wurde nämlich darum gerungen, wie der Verkehr aus der Innenstadt hinaus und überhaupt in den Griff zu bekommen sei. Deshalb, so Ackermann, «kann man den Viadukt durchaus als ein Rettungspaket für das Stadtzentrum ansehen, als Teil des Cityrings, zu dem auch die Parkhäuser gehören, die ihm entlang entstanden». Und bald schon gehe die Geschichte der Überlagerungen hier weiter. Das Hochhaus wird abgerissen und durch ein neues, ganz anderes ersetzt, mit einem «interessanten Projekt, das verspricht, den Viadukt wieder besser ins Bild der Stadt einzubinden». Und von da erhalten Ackermanns Eingangsbilder zum Spaziergang so etwas wie ein philosophisches Dach: «Transformation ist immer verbunden mit Zerstörung. Wenn wir nicht in einer musealen Kulisse leben wollen, dann ist das eben der Lauf der Dinge.»
Zu den städtischen Erkundungen des jungen Ackermann gehörte auch die Liftfahrt im Heuwaage-Hochhaus: «Das Haus hat uns als Hochhaus fasziniert, darum fuhren wir mit dem Lift hinauf, und oben war der Blick natürlich auch nicht schlecht.» Auch heute interessiert uns der Blick auf das, was sich in Basel in Sachen Hochhaus tut. Bis zum Gebäudeeingang in der Arkade ist es nicht weit. Es reicht dennoch zu einem kurzen Briefing über die Bedeutung des Gfeller-Gebäudes in der Hochhaus-Geschichte der Stadt: «Es war das erste Hochhaus so nah beim Zentrum», am Stadteingang eben. «Darum war eine sorgfältige Diskussion über Position und Höhe vorausgegangen.» Kernpunkt: Das Münster musste von der St. Margarethen-Kirche im Süden von Basel aus sichtbar bleiben, und darum wurde Gfellers Projekt um drei Stockwerke gekürzt. Das ist ein spannender Hintergrund, wenn es nun mit dem langsamen Lift in den 12. Stock geht, dann die letzte Etage über eine Treppe hoch und hinaus auf die Terrasse und zum innerstädtischen Panorama der Gegenwart.
Das Dach ist zum Flanieren zu klein, aber mehr als gross genug, sich gemütlich die Füsse zu vertreten: Ein Blick zunächst Richtung Leimental provoziert einen kleinen Nachtrag zur Heuwaage: «Das wollte ich vorhin noch sagen, an der Heuwaage hat mich immer auch fasziniert, dass der Platz leer blieb. Das finde ich umso bemerkenswerter, als er ja keine ausgesprochene Schönheit ist und es verschiedene interessante Projekte gab, ihn zu verändern − Multiplex, Ozeanium … Doch er blieb leer, und das gehört mittlerweile irgendwie zu seinem typischen Charakter im Stadtbild.»
Dann das Panorama der Hochhaus-Gegenwart. Nicht schlecht, der Blick: Messeturm und Claraturm, Roche Bau 1 und 2 und was darunter noch entstehen mag, dazu der Baloise-Turm, der runde Turm der BIZ nebenan und das Biozentrum im städtischen Konzert mit den Kirchen, vom Münster über die St. Anton- zur Elisabethenkirche, hier gleich vor der Nase. Warum dieser Basler Tower-Power in nicht mal zwanzig Jahren? «Man sieht hier sehr schön die Topografie und die Begrenztheit der städtischen Fläche. Die ist in Basel natürlich sehr ausgeprägt. Und weil man nicht weitere Landstriche mit niedrigen Bauten füllen wollte, führte die aktuelle Phase der Verdichtung in die Höhe.» Ackermann schaut noch einmal in alle Richtungen und meint: «Hier ist sofort zu sehen, dass die Entwicklung nicht die einer durchgeplanten Hochaus-Stadt ist. Die Basler Hochhäuser sind grundsätzlich Einzelbauten.» Eine gewisse räumliche Ordnung entstehe dadurch, dass die neuen Hochhäuser entlang der grossen Linien der Stadt − am Rhein und an den Bahnlinien − entstanden seien und weiter entstünden. «Man baut also da Hochhäuser, wo die Dimensionen und ein gewisser Abstand zum Gebauten vorhanden ist.» Das sei, so Ackermann, in etwa der Rahmen der Planung, die die Stadt im Hochhauskonzept vorgebe. «Sinnvollerweise», denn hier in Basel, wie fast überall, sei man weit weg von den Hochhaus-Visionen der Moderne, die kompakte, gleichmässige Hochhaus-Landschaften wollte. Hier in Basel gelte: «Gebaut wird, wo Möglichkeiten und Bedürfnisse sich treffen.»
Dieser Schlüsselsatz der Antwort auf die Tower-Power-Frage ist dem Architekturprofessor nun doch etwas abstrakt geraten. Doch zum Glück ist da die Skyline mit einem erklärenden Beispiel, oder besser zweien. Doch wo beginnen? Beim Messeturm am besten, denn da habe die moderne Entwicklung begonnen: «Der Messeturm ist nicht einfach ein Gebäude mit gemischter Nutzung, sondern zugleich und vor allem am Ort der Messe eine klare öffentliche Manifestation, die sagt: Die Messe bleibt in der Stadt und sie braucht eine Sichtbarkeit über sie hinaus.» So habe ein derart markantes Statement entstehen können. Und, einmal da, sei mit dem Messeturm und seiner damaligen Schweizer Rekordhöhe jenseits von 100 Metern ein neuer Massstab etabliert gewesen. «Er hat eine überzeugende Form in der Fernwirkung und ist so gesetzt, dass er den Horizont des Messeplatzes aufnimmt und zeigt», kurz: architektonisch und städtebaulich stimmig. Und es sei wichtig für die Entwicklung gewesen, dass der Massstabssprung zu einem breit akzeptierten Resultat geführt habe. Der Messeturm sei dadurch zu einer selbstverständlichen Referenz geworden und habe seine kreative Auseinandersetzung um die zukünftige Hochhaus-Entwicklung begünstigt.
Von hier zu Beispiel zwei: Roche natürlich. Auch da entsteht ein neuer Turm an der Seite eines wenig älteren. Darum besteht hier seit Längerem eine Baustelle und die Stadt diskutiert seit ebenso Langem darüber, ob die Wirtschaftskraft der Firma das Zustandekommen der weitaus grössten Türme der Stadt im politischen Ablauf allenfalls begünstigt haben könnte. Und ob vielleicht das Gewicht der Architekten Herzog & de Meuron in der Basler Szene noch zusätzlich in die schon grosse Waagschale gefallen sei. Die Frage nach Bedürfnis und Möglichkeit in diesem zweiten Fall daher : «Es wäre naiv», sagt Ackermann, «über Städtebau nachzudenken, ohne derartige Machtverhältnisse in die Überlegungen einzubeziehen. Das ist ganz klar. Man kann das dann anschauen als ein Problem, oder aber auch als einen Ausdruck von Prosperität und Qualität.» Und im Blick auf das Ergebnis des Prozesses sagt er: «Also, ich meine, das muss man erst mal hinkriegen, in dieser Stadt zwei solche Türme zu bauen, die mehr können, als nur blöd herumzustehen in der Landschaft.»
Ackermann hat einen feinen Humor. Jetzt schmunzelt er über seinen träfen Satz. Bewusst gesetzt, erscheint das Lächeln des Flaneurs wie eine Einleitung zur Erklärung, die ihm wichtig und infolgedessen mehrteilig ist: «Was die Türme mehr können, ist zuerst, dass sie sich in Bezug auf die Topografie und den Rhein schon sehr präzis verhalten. Sie haben eine klare Ausrichtung zu dieser grossräumigen Idee der Stadt, die am Rheinknie liegt. Und durch die Doppelstellung der beiden Hochhäuser wird das noch präziser.» Zweitens sei interessant, dass die beiden Türme − je nach Beobachtungsstandort − manchmal als zwei verschiedene und manchmal wie ein grosses Gebäude erschienen. Daraus entstehe eine spannende Interaktion der Baukörper, ein Gespräch. Drittens liessen die Türme auch erkennen, worum es beim Bau gehe: «Arbeitsplätze, die in einer gewissen Struktur komponiert sind, und das ist eine relativ direkte Übersetzung dessen, was im Inneren passiert. Ohne übertriebene Extravaganz.» Diese Qualitäten entstünden natürlich nicht zufällig. Ackermann hat die Projektentwicklung anhand von Plänen und Modellen genau studiert und stellt fest: «Das ist natürlich fantastisch, in welche Tiefe diese Büros die Recherche treiben können.»
Und dann viertens noch die Bonus-Perspektive von seinem Frühstückstisch aus. Er wohnt am St. Alban-Rheinweg, auf der Rheinseite gegenüber der Firma Roche. Und da sinkt die Beobachtung in die Beiläufigkeit des Alltags, beispielsweise eben beim Frühstück − wenigstens im Winter, wenn die St. Alban-Bäume ohne Laub zwischen dem Kaffee und den Roche-Türmen stehen. «Eine sehr interessante Frage ist der Massstabssprung: Ich stelle vor allem fest, wie schnell man sich daran gewöhnt. Wenn das im Bau ist, dann denkt man: Was passiert denn da …? Und jetzt wird das dann nochmals so hoch … und so weiter. Und dann integrieren sich solche Bauten doch recht schnell in die Wahrnehmung. Das gehört schon auch zu dem, was die Bauten können.» Er gehe dann vom Frühstückstisch nicht neben einem Massstabssprung zur Arbeit, sondern neben Türmen, die schon fast eingewachsen sind ins Bild der Stadt.
Auf dem Gfeller-Dach dann noch ein Letztes: Der Cluster, der entstehe, könne dem Bild durchaus noch zusätzliche Qualität bringen: «Weil die Gebäude zu kommunizieren beginnen. Wie schon vorher gesagt: zuerst die zwei, dann kommen weitere dazu.» Und den städtischen Beleg dafür, wie das funktionieren kann, holt er auf der Terrasse gleich von nebenan, vom nahen Baloise-Park: «Das ist ein kleiner Cluster. Das sind auch nicht drei Hochhäuser, sondern ein Hochhaus und zwei niedrigere Bauten, die jedoch kräftig sind. Darum sieht man gut, was passieren kann, wenn Gebäude auf kleinem Raum etwas miteinander machen.»
Obwohl noch einiges im Panorama unerklärt bleibt, geht es nun wieder hinunter. In der Steinenvorstadt folgt aber doch noch ein Nachtrag zum Panorama. In der Stadtbildkommission, die er leitet, seien Hochhäuser eher Nebensache, sagt Ackermann. Da die Qualität der Bauten in Wettbewerben und Varianzverfahren anders sichergestellt werde, schaue die Kommission eigentlich nur noch, ob die Umsetzung dem gesetzten Rahmen entspreche. Nein, das Hauptanliegen der Kommission liege hier unten, im ‹Parterre› der Stadt. «Damit die Architektur mit dem öffentlichen Raum eine gute Beziehung findet, ist das Erdgeschoss natürlich sehr wichtig.» Da gebe es Erdgeschosse, die sehr offen seien, und andere, die den Kontakt zu aussen eher verschliessen wollten. Und beides sei problematisch, weil hier − und das vor allem in Wohnquartieren − «eine interessante Überschneidung von privatem Besitz und öffentlicher Wahrnehmung stattfindet». Was heissen soll: Stadtbild entsteht also stark auch vor jeder Haustür. Noch ein Trend: Durch die Verdichtung würden derzeit viele Dachgeschosse ausgebaut, «dadurch entsteht ein Druck auf Nutzung in den Dächern», mit der Folge, dass viele Baugesuche zu Dach-Einschnitten, Lukarnen und etwa Dachflächen-Fenster über den Kommissionstisch gingen. «Nicht weltbewegend im Einzelnen. Doch insgesamt halt schon sehr wichtig.» Und in der Vielzahl der Gesuche versuche die Kommission, mit ihrer Praxis Klarheit und Kontinuität zu schaffen. «Nicht zu vergessen», sagt Ackermann, «in der Stadt wird nur ein kleiner Teil von wirklich guten Architekten geplant und gebaut. Ein Grossteil wird einfach gebaut.» Wir sind am Barfüsserplatz angekommen, das Tram in das Klybeckquartier kommt bereits.
Unterwegs ergibt sich die Gelegenheit für stadtbildmässiges Dies und Das. Zum Beispiel, dass das Tram, in das wir gerade eingestiegen sind, eigentlich durchaus auch eine Stadtbildfrage wäre. «Vor allem mit den längeren Tramzügen hat das einfach einen räumlichen Einfluss auf die Stadt.» Er habe gar nichts gegen den öffentlichen Verkehr, sagt Ackermann, «aber im Bereich der Innenstadt sind Trams halt schon auch eine räumliche Belästigung.» Auf der Mittleren Brücke dann ein Seitenblick zum Thema grosse Architektur: «Das Münster und sein Platz, das ist für mich wirklich Weltklasse.» Am Claraplatz folgen zwei Ansichten aus der Fernsicht des Professors: «Eine Architektur-Hochschule in der Stadt ist kein Luxus − eher so etwas wie das intellektuelle Getriebe der Architekturstadt.» Und die junge Generation, die ausgebildet wurde und wird, orientiere sich derzeit weniger an Grossbauten, sondern am Umgang mit Bestand. In der Klybeckstrasse liefert Ackermann noch einen Nachtrag zur Stadtbildkommission. Dass die Entscheidungskompetenz der Kommission vom Parlament reduziert worden sei, habe den Präsidenten natürlich nicht gefreut, doch es sei richtig, dass die Politik den Rahmen setze. Die Praxis werde zeigen, wie sich das einpendle: «Es ist keine exakte Wissenschaft, sondern es ist wichtig, diesen kontinuierlichen Diskurs zu führen und sich dabei bewusst zu sein, dass man immer in einer bestimmten Zeit lebt und mit den Fragestellungen dieser Zeit zu tun hat.»
Um eine der für Ackermann wichtigsten Fragestellungen der Zeit im Basler Städtebau anzuschauen, sind wir an der Haltestelle Ciba ausgestiegen und in die Mauerstrasse eingebogen, also in die Tiefe des industriellen Stadtteils Klybeck. «Die Mauer hier im Strassennamen ist ein Hinweis auf die Geschlossenheit, in der das Areal damals gebaut wurde.» Und die Mauer in der Mauerstrasse entlang spazierend sagt Ackermann: «Jetzt wächst der Druck auf die Gebäude an und in dieser Mauer, weil im beginnenden Transformationsprozess des Klybecks die alten Areale geöffnet werden. Deshalb wollte ich dieses Gebäude hier zeigen.» Wir stehen an der Stirnseite eines in die Jahre gekommenen Backsteingebäudes mit Doppel-Giebeldach. Es handelt sich um eine ehemalige Produktionsstätte, und sie erscheint wie ein Teil der Aussenmauer des Areals. Hans Eduard Ryhiner, der Architekt der Markthalle beim Bahnhof SBB, baute sie für die damalige CIBA: «Das Gebäude zeigt wunderbar einen Zeitabschnitt dieses Ortes und dessen Ambitionen: Dass man so eine Art sakrales Gebäude gebaut hat für die Farben-Industrie, die das Areal damals prägte, das ist beachtlich.» Ackermann findet es extrem wichtig, solche sprechenden Orte im Transformationsprozess zu erhalten. «Das Thema, wie sich Industrie manifestiert, das wir vorher bei den Roche-Türmen diskutiert haben, hat seine Geschichte, und die sollte sichtbar bleiben.»
Ackermann betrachtet die Fassade, wo der Zahn der Zeit den Rückbau schon begonnen zu haben scheint. «Ja, das wird schwierig», sagt er, «man muss sich wirklich etwas einfallen lassen, dass man das überführen kann in einen neuen Zusammenhang». Und es müsse etwas Starkes sein, denn gerade in Transformationen wie dieser «geht es nicht nur um Schönheit, sondern auch um Rendite, und da haben es solche Gebäude schwer». Doch der Gewinn von solchen Operationen sei gross: «Dass diese Geschichte kontinuierlich weitererzählt werden kann, ist ganz wichtig, denn sie ist die Basis unserer heutigen Stadt: Das sind nicht die Römer, sondern das sind diese Farbmischer des 19. Jahrhunderts.» Er hofft, dass irgendwann ein Umnutzungsprojekt für diesen Ort auf seinem Schreibtisch landet. So versteht der Chef der Stadtbildkommission nämlich seinen Auftrag: «Einen konstruktiven Beitrag zu leisten zum Bild der Stadt. Ja, das ist ein Job, zugleich ist es aber auch eine Ehre …»
Text und Fotos: Lukas Schmutz
Basel aus überraschenden Perspektiven – 26 Spaziergänge durch die Stadt
Seit Jahrzehnten gilt Basel städtebaulich und kulturell als ein Ort des beständigen Wandels. Der Journalist und Historiker Lukas Schmutz hat diese konstante Veränderung zum Anlass genommen, um mit verschiedensten Basler Persönlichkeiten durch seine Heimatstadt zu gehen und Gespräche mit ihnen zu führen. Daraus ist der originelle Stadtführer «Basel, unterwegs» (Christoph Merian Verlag) entstanden, der 26 Spaziergänge mit persönlichen Einblicken in das frühere sowie das heutige Basel zu einem zeitgeschichtlichen Kaleidoskop bündelt.