PETITION GAV ARCHITEKTUR

Brigitte Kühne wieder in den Grossen Rat!

0

Die Landschaftsarchitektin vertritt seit drei Jahren die Grünliberale Partei im Grossen Rat: Brigitte Kühne ist ihr Name. Sie ist Mitglied der UVEK (Umwelt-, Verkehrs- und Energiekommission) und fordert ein digitales Baubewilligungsverfahren: «Das Baubewilligungsverfahren muss endlich digital werden. Es ist nicht mehr zeitgemäss, dass die Dossiers physisch bei den verschiedenen Fachstellen in Zirkulation gehen.» Sie unterstützt den Vorstoss der Regierung für eine Solarpflicht und plädiert für gesetzliche Anpassungen beim Wohnschutz.

«Themen meiner bisherigen Vorstösse: Stadtökologie, Biodiversität, mehr Bäume und Grün, Entsiegelung, vereinfachte Verfahren für Begegnungszonen sowie Test-Superblocks.»

Architektur Basel: Welche Kompetenzen wollen Sie in den Grossen Rat einbringen?

Brigitte Kühne: «Als Landschaftsarchitektin, die bereits eine Legislatur als Grossrätin und in der UVEK (Umwelt-, Verkehrs- und Energiekommission) politisieren durfte, ist mir Lösungsorientiertheit wichtig, sowie parteiübergreifend gute Antworten zu erarbeiten um diese dann als Vorstösse oder Berichte der Kommission erfolgreich durch den grossen Rat zu bringen. Ich bin sehr motiviert mich für eine qualitätsvolle Basler Bau- und Freiraumkultur, sowie eine hohe Lebensqualität in unserem Kanton einzusetzen. Themen meiner bisherigen Vorstösse: Stadtökologie, Biodiversität, mehr Bäume und Grün, Entsiegelung, vereinfachte Verfahren für Begegnungszonen sowie Test-Superblocks.»

Was zeichnet die Basler Baukultur Ihrer Meinung nach besonders aus?

«Die vielen erfolgreichen Umnutzungsprojekte sowie das nachhaltige Bauen, inklusive Re-Use als ein wichtiges Thema dessen, zeichnen die jüngere Basler Baukultur definitiv aus. Im Weiteren haben wir sehr viel dem Engagement von Lucius Burckhardt, dem Basler Soziologen zu verdanken, der sich stets für eine hochwertige Baukultur im Spannungsdreieck von Funktionalität, Ästhetik und Umwelt einsetzte. Mich beeindruckt, dass der so wichtige Baumschutz bereits anfangs der 80er Jahre implementiert wurde und seither einen grossen Stellenwert geniesst. Im Vergleich zu anderen Städten nehmen wir diesbezüglich definitiv eine Vorreiterrolle ein.»

© Quelle: Eggimann, Sven: The potential of implementing superblocks for multifunctional street use in cities. 2022

© Quelle: Eggimann, Sven: The potential of implementing superblocks for multifunctional street use in cities. 2022

Die Bewilligungsverfahren in Basel dauern ziemlich lang. Die gesetzlichen vorgeschriebenen 3 Monate werden kaum eingehalten. Was muss sich im Bauinspektorat ändern?

«Das Baubewilligungsverfahren muss endlich digital werden. Es ist nicht mehr zeitgemäss, dass die Dossiers physisch bei den verschiedenen Fachstellen in Zirkulation gehen. Zudem muss das Bau- und Gastgewerbeinspektorat personell verstärkt werden, da die Herausforderungen beim Bauen im dichten städtischen Raum immer grösser werden.»

«Das Regelwerk an Vorschriften wird seit Jahrzehnten immer dichter. Gleichzeitig verändert sich die Art und Weise, wie wir bauen – zum Beispiel Re-Use oder Weiterbauen im Bestand. Die Politik muss diejenigen Baugesetze, die in der Kompetenz der Kantone sind, so vereinfachen, dass das Um- und Weiterbauen einfacher wird.»

Inwiefern können die Rahmenbedingungen für Architektur- und Planungsbüros verbessert werden?

«Das Regelwerk an Vorschriften wird seit Jahrzehnten immer dichter. Gleichzeitig verändert sich die Art und Weise, wie wir bauen – zum Beispiel Re-Use oder Weiterbauen im Bestand. Die Politik muss diejenigen Baugesetze, die in der Kompetenz der Kantone sind, so vereinfachen, dass das Um- und Weiterbauen einfacher wird. Bei öffentlichen Submissionen sollte der administrative Aufwand für die Nachweise so gering wie möglich gehalten werden und abhängig von der erwarteten Bau- bzw. Auftragssumme sein. Soweit möglich sollten auch Büros in der Region von der öffentlichen Hand besser berücksichtigt werden, da sie den oftmals so wichtigen Ortsbezug haben.»

Stichwort: Wohnschutz. Braucht es da Anpassungen im Gesetz oder der Verordnung? Und wenn ja: Welche?

«Ja, es braucht Anpassungen in den gesetzlichen Grundlagen. Insbesondere die Anforderungen für Umbauten müssen vereinfacht sowie die Abläufe verbessert werden, sodass es nicht zu langen Wartezeiten für  Baugesuche kommt. Der Schutz des bestehenden Wohnraums ist momentan sehr restriktiv. Veränderungen und Erneuerung werden so verhindert. Dies darf nicht passieren. Es braucht eine Balance zwischen zeitgemässem Wohnraum, Erneuerungen und Wohnschutz.»

Wie beurteilen Sie den regierungsrätlichen Vorschlag für eine Solarpflicht in Basel?

«Ich befürworte den raschen und entschlossenen Ausbau der Stromproduktion mit Solarenergie. Das Massnahmenpaket des regierungsrätlichen Vorschlags ist grundsätzlich geeignet und nötig, um das Ziel Netto Null 2037 in unserem Kanton zu erreichen. Aus liberaler Sicht würde ich es eigentlich vorziehen, wenn die Ausbauziele mit positiven Anreizen und marktwirtschaftlichen Ansätzen erreicht werden könnten. Leider haben die bisherigen Massnahmen nicht die erwünschte Wirkung gezeigt: Basel-Stadt liegt im gesamtschweizerischen Vergleich an zweitletzter Stelle bei der Pro-Kopf-Produktion von Solarenergie. Aufgrund der Dringlichkeit des Ausbaus der erneuerbaren Energien und den ambitionierten Klimazielen des Kantons, sehe ich die Solarpflicht deshalb als notwendiges und geeignetes Mittel zur Erreichung der Ausbauziele des Kantons bei der Solarenergie an.»

Eine Indachanlage – Die PV-Module der Indach-Anlage ist gleichzeitig die Dachhaut. Foto © Lukas Gruntz / Architektur Basel

PV-Anlage auf umgebauten Dach © Architektur Basel

Frage zum Schluss: Welchen Ort oder welches Haus in Basel mögen Sie besonders und weshalb?

«Der Benkenpark im Bachlettenquartier. Dieser kleine aber feine Park, der auf der ICOMOS Suisse Liste historischer Gärten und Anlagen der Schweiz aufgeführt ist, vereint einen historischen, geometrischen Garten von 1925 mit einem Freiraum der Raum lässt für die unterschiedlichsten Menschen. Die vor kurzem von der Stadtgärtnerei installierte und vom Quartierverein genutzte, historische Litfassäule ist eine grosse Bereicherung und passt wunderbar ins Ensemble. Last but not least: Die beiden 120-jährigen Rot-Buchen inmitten des Parks sind meine absoluten Lieblingsbäume in Basel-Stadt.»

Danke für das Interview – und viel Erfolg bei der Wahl.


Brigitte Kühne (bisher)
kandidiert auf der Liste 10 für die Grünliberale Partei in Grossbasel-West

Geboren 1978 studierte sie nach einer Lehre als Dekorationsgestalterin beim Globus Innenarchitektur an der Kingston University, Museum Studies an der University of Leicester und Landschaftsarchitektur an der Ostschweizer Fachhochschule in Rapperswil. Sie ist in der Geschäftsleitung und Präsidentin Verwaltungsrat der Im Farnen AG. Seit 2024 arbeitet sie als Landschaftsarchitektin bei August + Margrith Künzel Landschaftsarchitekten.

 

 

Comments are closed.