Die Grenzacherstrasse führt mitten durch das Roche-Areal, wo der Strassenraum in den vergangenen Jahren eine besondere Aufwertung erfuhr: dank hellem Geh- und Fahrbelag mit separatem Velostreifen, entsiegelten Flächen und begrüntem Strassenraum. Ander sieht es stadteinwärts aus: «keinerlei Entsiegelungen, keinerlei Bepflanzung und Begrünung, nur wenige Massnahmen für die Sicherheit von Fussgängern und Velofahrern», kritisiert Architekt Stefan Bringolf in seinem Kommentar die Strassenerneuerung ausserhalb des Roche-Areals. Er fordert Verbesserungen und Aufwertungen, die der ganzen Quartierbevölkerung zugutekommen.
Im Frühjahr dieses Jahres wurde der Abschnitt «Roche», Peter Rot-Strasse bis Solitude, fertiggestellt. Man könnte von einer vorbildlichen Umsetzung des Stadtklimakonzepts spreche: mit hellem Geh- und Fahrbelag mit separatem Velostreifen, entsiegelten Flächen und begrüntem Strassenraum. Markanter könnte der Unterschied zum kurze Zeit später fertiggestellten Abschnitt von der Peter Rot-Strasse bis zum Wettsteinplatz nicht sein: Asphalt schwärzer als die Nacht – schon bei moderaten Temperaturen entwickelt sich so eine enorme Hitze – keinerlei Entsiegelungen, keinerlei Bepflanzung und Begrünung, nur wenige Massnahmen für die Sicherheit von Fussgängern und Velofahrern. Es wurde so auf Jahre hinaus ein Zustand zementiert beziehungsweise: asphaltiert, welcher in keiner Weise zukunftsgerichtet ist und nicht zu einer Verbesserung des Stadtklimas beiträgt.
«Dass es offenbar möglich ist, auf geänderte Rahmenbedingungen zu reagieren, zeigt gerade das Sanierungsprojekt Abschnitt «Roche», welches ursprünglich aus dem Jahr 2013 stammt. Weshalb sollte dies also nicht auch im andern Teil der Grenzacherstrasse machbar gewesen sein, dort wo für die Quartierbevölkerung ein echter Mehrwert hätte generiert werden können?»
Nach einer vom Schreibenden lancierten Berichterstattung in den Medien über diesen Sachverhalt, des Stellungnahme des Bau- und Verkehrsdepartements (BVD), einer auf diese folgende Interpellation von Grossrätin Christine Keller und der Beantwortung durch den Regierungsrat, ist es nun möglich, eine Einordnung vorzunehmen und eine Zwischenbilanz zu ziehen: Die Antworten des BVD und der Regierung sind nur bedingt befriedigend. Insbesondere die Argumentationen, weshalb im Abschnitt Wettsteinplatz bis Peter Rot-Strasse keine Aufwertungsmassnahmen umgesetzt wurden, überzeugen nicht: Das Erneuerungsprojekt sei als reines Fernwärmeausbauprojekt, ohne Begrünungs- und Umgestaltungsmassnahmen ausgelegt worden und stamme noch aus der Zeit vor dem Beschluss zum Stadtklimakonzept von 2021.
Dass es offenbar möglich ist, auf geänderte Rahmenbedingungen zu reagieren, zeigt gerade das Sanierungsprojekt Abschnitt «Roche», welches ursprünglich aus dem Jahr 2013 stammt. Weshalb sollte dies also nicht auch im andern Teil der Grenzacherstrasse machbar gewesen sein, dort wo für die Quartierbevölkerung ein echter Mehrwert hätte generiert werden können? Auch dass bei den beiden Projekten verschiedene Ämter federführend waren – Städtebau & Architektur bzw. Stadtgärtnerei beim Abschnitt «Roche» und «nur» das Tiefbauamt zwischen Peter Rot-Strasse und Wettsteinplatz kann nicht wirklich als weitere Begründung gelten. Immerhin wird attestiert, dass zumindest im Bereich der Haltestelle Rosengartenweg eine Entsiegelung und einfache Begrünung möglich gewesen wäre. Weiter ist als positiv zu bewerten ist, dass Tempo 30 zwischen Wettsteinplatz und Peter Rot-Strasse geprüft wird. Eine entsprechende Vorlage soll bis 2025 ausgearbeitet werden.
«Zumindest Tempo 30 und die Aufwertung der Haltestelle Rosengartenweg müssten zwingend umgesetzt werden. Dies wäre zumindest ein kleines Zeichen an die Quartierbevölkerung.»
Der helle Strassenbelag stellt für das Tiefbauamt (TBA) ein Pilotprojekt dar. Der Fokus des Interesses liege auf der Kühlwirkung für die Umgebungstemperatur, auf Aspekten der Verkehrssicherheit und der Dauerhaftigkeit, sowie der Befahreigenschaften. Hätte man den Belag weitergeführt, wäre der Erkenntnisgewinn noch grösser. Insbesondere der Kühleffekt könnte auf Abschnitten mit mehr Sonnenexposition wie zum Beispiel im Bereich der Bushaltestelle Rosengartenweg deutlicher gemessen werden. Überdies hätte man auch die Rückmeldung der Anwohnerinnen und Anwohner, welche wertvoll wäre für zukünftige Anwendungen in anderen Quartieren.
Wie soll es nun weitergehen? Was ist das Learning? Zumindest Tempo 30 und die Aufwertung der Haltestelle Rosengartenweg müssten zwingend umgesetzt werden. Dies wäre zumindest ein kleines Zeichen an die Quartierbevölkerung. Generell sollen laufende und bereits bewilligte Projekte auf Ihre stadtklimatischen Qualitäten überprüft und Verbesserungen wo möglich umgesetzt werden. Die involvierten Ämter müssen sich untereinander (besser) abstimmen. Es darf nicht an der Federführung hängen, ob Verbesserungen und Aufwertungen umgesetzt werden, oder nicht.
Text: Stefan Bringolf, Architekt