Goodbye, Hotel Simplon! Der Schriftzug ist noch zwar da, der Blick wirkt jedoch leer. Die Fenster sind längst rückgebaut. Die Wände im Innern verschmiert vom letzten Aufbäumen der Bewohnerschaft. Es riecht nach Mörtelstaub und geborstenen Holzbalken.
Der Abriss der Häuser im Geviert Solothurnerstrasse 11, Hochstrasse 4 bis 10 sowie Pfeffingerstrasse 8 bis 12 ist in vollem Gange. Die stählernen Zähne des Baggers haben in die Mitte der Zeile bereits ein grosses Loch gerissen. Der Bauschutt ergiesst sich wie ein Lavastrom auf die gesperrte Hochstrasse. Ruine einer Tiefzinsepoche?
Mit den Häusern aus dem 19. Jahrhundert und der alten Jugendherberge verschwindet hinter dem Bahnhof SBB ein Stück Baugeschichte. Ebenso geht günstiger Wohnraum verloren. Dafür entstehen für 13.5 Mio. CHF insgesamt 43 neue Wohnungen im Minergie-Standard. Verwaltet werden die Liegenschaften vom Zürcher Pensimo Real Estate Management im Auftrag der Anlagestiftung Turidomus.
Der Abbruch hat eine lange Vorgeschichte. Der Wettbewerb, den Architektin Zita Cotti gewinnen konnte, fand vor über zehn Jahren statt. 2009 reichte Turidomus ein Baugesuch ein. Es waren die SBB, die Einspruch erhoben wegen eines allfälligen Ausbaus des Bahnhofs. Abriss und Bau verzögerten sich um Jahre. Wie sagte Grossmutter immer: Lieber ein Ende mit Schrecken, also ein Schrecken ohne Ende. Oder so.
Text: Lukas Gruntz / Architektur Basel