Zusammen mit Nicolas Rüst betreibt Àkos Gerle seit 2011 ein Architekturbüro in Basel. Nun kandidiert er erstmals für den Grossen Rat. Er steht auf der Liste der CVP. „Hiesige Projekte haben nicht nur oft eine hohe Qualität, sind aber auch durch zahlreiche zeitgenössische Architekten aus der ganzen Welt geprägt, wodurch die Basler Baukulturim internationalen Vergleich gut abschneidet», findet Gerle im Interview mit Architektur Basel. In diesem Sinne: ArchitektInnen in den Grossen Rat!
Architektur Basel: Weshalb wollen Sie in den Grossen Rat?
Àkos Gerle: „Es sind viele Themen, welche aufgrund der zahlreichen Bestimmungen oder komplexer Abläufe dem Gefühl nach entweder zu langsam und zu umständlich behandelt werden. Das möchte ich ändern.“
Inwiefern können die Rahmenbedingungen für die Architektur und die Baukultur verbessertwerden?
„Würden gewisse Phasen des Planungsprozesses an ein Hochschuldiplom gebunden, würde das die Position des Architekten gegenüber seinem Umfeld festigen was sich wiederum in der Qualität der Projekte zeigen würde.“
„Aktuell müsste Corona säkularisiert werden, damit die Handwerker sich wieder auf ihre Arbeit konzentrieren können.“
Inwiefernzeichnet sich die Basler Baukultur aus?
„Hiesige Projekte haben nicht nur oft eine hohe Qualität, sind aber auch durch zahlreiche zeitgenössische Architekten aus der ganzen Welt geprägt, wodurch die Basler Baukulturim internationalen Vergleich gut abschneidet. Diverse Innovationen und Bestrebungen hingegen werden leider durch eine hohe Anzahl an Vorschriften verhindert.“
Wie könnten Handwerker und kleinere Baufirmen, die zu unserer Baukultur massgeblich beitragen, gezielt unterstützt werden?
„Aktuell müsste Corona säkularisiert werden, damit die Handwerker sich wieder auf ihre Arbeit konzentrieren können.“
Braucht es mehr Architekturwettbewerbe in Basel? Sei es von staatlicher oder privater Seite…
„Mittlerweile hat es in Basel zahlreiche Wettbewerbe bzw. Auswahlverfahren. Es dürfte eher die Verfahrensart diskutiert werden und unter welcher Projektgrösse die Methode noch sinnvoll ist. Bei kleineren Vorhaben oder für private Bauherren kann es eine Last sein. Hier böte sich die Gelegenheit, die Investoren durch Anreize vom Wettbewerbsverfahren zu überzeugen – z.B. höhere Ausnützung etc. Bei grösseren Vorhaben ist das Verfahren interessant, die Last auf die Teilnehmer sollte jedoch deutlich reduziert werden. Möglich wäre dies z.B. durch ein vorgeschaltetes, erstes Ideenwettbewerb zur Auswahl der Teams – ein zweistufiges Verfahren.“
Sollte es klare Richtlinien für die Vergabe bzw. die Verfahrenswahl von Planerleistungen seitens der öffentlichen Hand geben?
„Es gibt bereits sehr präzise Vorgaben für die Vergabe von Aufträgen. Ich würde eher in der Vereinfachung oder teilweisen Lockerung gewisser Richtlinien eine Chance für Basel sehen.“
Welches Hochhaus in Basel gefällt Ihnen am besten?
„Das Lonza Gebäude ist, obwohl eines der älteren Hochhäuser der Stadt, immer noch überzeugend. Dank seinem seitlich verjüngten Volumen kann sie sehr filigran, ja schlank wirken. Die vertikalen Lamellen betonen noch diesen Effekt.Es erinnert unweigerlich an das nur zwei Jahre früher fertiggestellten Wahrzeichen, dem Pirelli-Hochhaus in Milano, mit allen dazu gehörenden Assoziationen.“
Àkos Gerle
kandidiert auf der Liste der CVP in Grossbasel Ost
*Budapest (HU), 10.09.1975, Dipl. Arch. EPFL
seit Juli 2011 Mitinhaber und Geschäftsführer Rüst & Gerle Architekten
2004 bis 2009 Auslandsaufenthalt in Budapest (HU)
1996 bis 2002 Studium an der Ecole polytechnique fédérale de Lausanne
1995 Matura Typ B am Gymnasium Muttenz
1986 Umzug von Budapest nach Basel