Das Volta ist ein Areal im St. Johann, das zur Zeit stark verändert wird. Insbesondere der Bereich Volta Nord steht für städtische Transformation und Verdichtung. Dadurch rückt der gleichnamiger Platz immer mehr ins Zentrum des Quartiers. Doch dieser Ort ist noch weit davon entfernt belebt und attraktiv zu sein. Während der Stosszeiten ist die Kreuzung für Fussgänger*innen am besten zu vermeiden. Die Ampelphasen sind lange und die Passierenden warten vor einer durch die Strassenbahngleisen und Verkehrsmarkierungen zerstückelte Asphaltfläche mit ausgebleichten Zebrastreifen als Vermittler zwischen den vier Ecken.
Die neue Dreirosenbrücke, 2007 fertiggestellt, war der Beginn der Transformation des Voltaplatzes. Nun sollte bald die Baustelle vom neuen Wohnhaus „Volta Ost“ von Studio Trachsler Hoffmann beginnen. Das Bauwerk wird das ehemalige Gebäude der Voltapost, vor drei Jahren bereits abgerissen und jetzt eine brachliegende Parzelle, ersetzen
Jedes Platzstück reagiert unterschiedlich auf die schwierige Verkehrssituation. Kurz nach der Fertigstellung war das Gebäude Volta Mitte von Christ und Gantenbein Architekten bezugsbereit. Städtebaulich geben die Architekten mit einem leichten Knick nach innen eine Antwort auf den Platz. Bis jetzt ist dieser Vorplatz ein unbelebter Raum geblieben, der die asphaltierte Fläche vergrössert. Dass die Apotheke vor kurzem schliessen musste zeugt davon, dass dieser Ort zu wenig frequentiert ist. Auch die Bar Conto 4056 gegenüber, in der Blockrandbebauung aus dem Anfang des 20. Jahrhunderts, bleibt zur Zeit geschlossen, obwohl in dieser historischen Ecke am meisten Aktivitäten stattfinden. In der Zwischensaison halten sich Leute hier auf und nutzen die spärlichen Sitzmöglichkeiten. Die grossflächige Asphaltfläche erzeugt aber kein angenehmes Klima und in den Sommermonaten verwandelt sich der Platz bereits um die Mittagszeit in eine Hitzeoase. Die japanischen Schnurbäume (Styphnolobium japonicum) die dort gepflanzt wurden, sind wärmeliebend und wenig anspruchsvoll. Doch zu grosskronigen schattenspendenden Bäume konnten sie sich noch nicht entwicklen. Auf der gegenüberliegenden Seite wurde die selbe Baumart in der gleichen Anordnung auch in einer versiegelten Fläche gepflanzt. Leider ist aber dieser Rand nicht gefasst und läuft in die offene Voltamatte über. Den fehlenden Halt haben auch die Architekten aus Zürich bemerkt, die Verkaufsperseptive zeigt keine Asphaltwüste sondern eine Blumenwiese – und die Bäume wurden grösser und grüner dargestellt. Im Alltag passiert an diesem Ort wenig. Zu unregelmässigen Zeiten hat ein Kiosk in den Gebäuden des Robinsonspielplatzes offen.
Der Verkehrsfluss wird eindeutig priorisiert, die Voltastrasse ist vierspurig mit zwei zusätzlichen Fahrspuren für die Tram. Um die Kreuzung zu überqueren muss an der Ampel mehrere Minuten gewartet werden, die Wartezeit verlängert sich weil der öffentliche Verkehr immer Vortritt geniesst. Durch die breiten Strassen sind die Distanzen für die Fussgänger lange. Dafür wurden schmale Warteinseln in der Mitte vorgesehen.
Die Jury erkannte diese Problematik und lobte die klare Städtebauliche Setzung des zehnstöckigen Neubaus, der die Elsässerstrasse als Ausfallstrasse betont. Öffentliche Nutzungen werden auf der Elsässerstrasse und in dem Hinterhof stattfinden. Den Vorschlag, den Kopf des Gebäudes und den Vorplatz mit einem Kaffee zu bespielen, bemängelt die Jury. In den überarbeiteten Plänen der Architekten hat sich dieser Raum stark verkleinert und ist nur noch ein Durchgangsraum mit einer langen Theke. Demzufolge sollte die Kreuzung negiert werden. Das ist problematisch, denn die Transformation des Verkehrsknotenpunktes kann mit einfacheren Mitteln erfolgen als eine Anpassung des Gebäudes.
Lucius Burckhardt erklärte in einem Fernsehbeitrag einst die Planung der Städte. Als erstes wird der Verkehr geplant, danach wird bemerkt, dass die Radfahrer*innen vergessen wurden und Fahrstreifen werden neben der Strasse angelegt. Die Freiflächen werden mit Baukörpern gefüllt. Zum Schluss bleiben dreieckige Flächen, dafür wird die Stadtgärtnerei bestellt. So beschrieb Lucius Burkhardt 1986 den Städtebau. In diesem Fall wurden nur die Velos integriert. Ein Wettbewerb, für Landschaftsarchitekten und Verkehrsplanern, wäre wünschenswert, um eine stimmige Lösung für den Langsamverkehr zu finden.
Text Martin Zwahlen / Architektur Basel
Quelle:
– Interview Lucius Burkhardt: https://www.srf.ch/play/tv/kultur-extras/video/ein-spaziergang-in-basel-mit-lucius-burckhardt-schauplatz-17-05-1985?urn=urn:srf:video:cd43d6e1-cf6c-4f3c-8a38-e8649f397507 Stand 27. März 2022
– Jurybericht Volta Ost: https://www.immobilienbs.ch/aktuelles/wettbewerbsergebnis-voltaost/ Stand 27. März 2022
– Studio Trachsler Hoffmann: https://trachslerhoffmann.ch/VoltaOst Stand 6. April 2022