Da würfelt sich etwas zusammen. Eine Gerüstpyramide erhebt sich im Hinterhof an der Davidsboden- und Landskronstrasse. Hier im St. Johannsquartier bauen HHF Architekten zusammen mit der Steiner AG fünfzehn Eigentumswohnungen. Der «Landskronhof» verdichtet den Innenhof – und zelebriert gleichzeitig dessen Qualitäten. Der Innenausbau ist aktuell in vollem Gange. Höchste Zeit für Architektur Basel sich zusammen mit Architekt Simon Frommenwiler auf einen Baustellenrundgang zu begeben.
Als «aufregend, vielfältig, mittendrin» wird das Projekt auf der Vermarktungswebseite angepriesen. Wir würden die Adjektive «dicht, komplex, exklusiv» vorziehen. Dank der verbindenden Planung zweier Parzellen des Blockrands entstand das Potential einer substantiellen Verdichtung des Innenhofs. Basierend auf einem Kreuzgrundriss suchen die Wohnungen die Nähe zu den umgebenden Hofmauern. In den Ecken entstehen Atrien als private Aussenräume. Während in den unteren Geschossen die Nähe und Intimität der Hofsituation räumlich inszeniert wird, erheben sich die oberen Wohungen über die Nachbarsbauten und geben den Blick auf die beiden Türme der Johannes- und Antoniuskirche frei. Bezogen werden die fünfzehn Wohnungen im Frühjahr 2022. Verkauft sind bereits alle. Dichtes, innenstädtisches Wohnen stösst offensichtlich auf viel Nachfrage.
Gerüstpyramide: Durch Abtreppung und Verschränkung wird das Volumen gegliedert und fügt sich so in die heterogene Hofsituation ein. Die oberen Wohnungen verfügen über grose Balkonflächen. Ein umlaufendes Balkongerüst dient als Filterschicht und soll später partiell bepflanzt werden.
Aber bitte mit Dichte! Die Nähe zur Hofmauer wird bewusst gesucht und architektonisch inszeniert. Es entstehen spannungsvolle Engstellen. Das Ensemble der bestehenden Mauern wurde lediglich grob gereinigt. Patina und Vegetation soll weitgehend bewahrt bleiben.
Durch die unterschiedlichen Niveaus der beiden Parzellen entsteht eine zweigeschossige Eingangshalle die über eine schwarze wendeltreppe verbunden wird. Die «Hanglage» wird genutzt, um die Einstellhalle ohne zusätzliche Rampe erschliessen zu können. Eingänge zu den Wohnungen gibt es auf beiden Ebenen.
Das Treppenhaus istg ganz schön brut. Sichtbeton dominiert. Lediglich die Leibungen der Wohnungstüren sind weiss gestrichen. Die Beleuchtung wurde in die Schalung eingelassen und ebenfalls weiss ausgemalt. Eine einfache, unprätentiöse, aber überzeugende Lösung.
Im Sockel befinden sich zwei Maisonettewohnungen, die die beiden Erdgeschossebenen räumlich miteinander verschränken. Durch den überhohen Wohnraum dringt viel Tageslicht in die Tiefe der Wohnung. Der Aussenraum befindet sich in der Parzellenecke und wird von den bestehenden Hofmauern gefasst.
Freier Blick auf die Hofmauer. Wie ein grosses Bild wird Mauer und Vegetation im Innenraum inszeniert. Die unteren Wohnungen leben von der Spannung der räumlichen Nähe zur Parzellengrenze. Sie sind stets mehrseitg orientiert.
Gegen aussen spannungsvoll, im Innern eher Standard: Die Materialisierung der Wohnungen fällt recht banal aus. Die Wände und Decken sind mit einem weiss gestrichenen Einschichtputz versehen. In einigen, wenigen Wohnungen gibt es Sichtbetondecken. Als Bodenbelag wurde ein Langriemenparkett in Eiche verwendet. Ob die gestalterischen Abstriche vom ökonomischen Druck des Totalunternehmers sprechen?
Raum im Überfluss! Doppelgeschossige Wohnräume sind im Basler Wohnungsbau nur selten anzutreffen. Im Landskronhof schaffen sie die Verbindung zwischen den beiden Niveaus im Erdgeschoss.
Maisonette on top: Eine Wendeltreppe führt wohnungsintern ins oberste Dachgeschoss. Da es sich um einen Fluchtweg handelt, ist die Treppe etwas «überdimensioniert» und nimmt viel Raum ein.
Zuoberst angekommen, eröffnet sich der Blick bis zum Turm der Antoniuskirche. Ausserdem verfügen die Wohnungen über grosse Dachterrassen. SonnenanbeterInnen kommen hier auf ihre Kosten. Der Kontrast zur räumlichen Dichte der unteren Wohnungen könnte kaum grösser sein.
Die Fassade wird in einer Holzschalung aus sägeroher Fichte verkleidet. Die Nut- und Kammschalung ist vorvergraut und verfügt über einen weissem Anstrich in Schlammfarbe. Die umlaufende Balkonschicht hat vorgehängte und nichttragende Stahlstützen, die an der Deckenstirn der Balkonplatte befestigt werden. Die weissen Stützen werden mit einer Steckhülse geschossweise zusammengesteckt.
Text: Lukas Gruntz / Architektur Basel