Frühlingserwachen in Basel. Die Temperaturen klettern auf angenehme 14 Grad. Wunderbarer Sonnenschein lässt die Stadt im besten Licht erstrahlen. Optimale Bedingungen für eine Baustelle. Es herrscht reges Treiben auf dem Baloise Park, dessen Dimensionen im Stadtraum am Centralbahnplatz Tag für Tag besser erkennbar werden – zwei von drei Gebäuden sind im Rohbau fertig. Im Hochhaus wird bis und mit 16. Geschoss am Innenausbau des neuen Hotels gearbeitet, während im Baloise Park Süd die Aussenstützen mit den Stockwerken verschweisst werden.
Wir besuchen den Baloise Park Ost von Architekt Valerio Olgiati. Auch hier wächst die Baustelle rasant: bereits entsteht das 5. Geschoss, die vorgefertigten, rötlichen Fassaden-Säulen werden vom Lastwagen per Spezialkran mit höchster Präzision in ihre finale Position gebracht. Es ist der erste Bau von Olgiati in Basel. Sein Bau habe eine «eigenartigen Fassadengestaltung», schrieb die «Basler Zeitung»: «Sie zeichnet sich durch rote, unterschiedlich dicke, obeliskenförmige Säulen aus.»
Tatsächlich haben die Betonstützen etwas von Obelisken. Ob Oligiati, dem Verfechter einer «nicht-referenziellen Architektur», diese Analogie gefallen würde, sei dahingestellt. Der Bezug auf kanonische Formen der Baukultur dürfte durchaus im Sinne des Bündner Architekten sein. Was die thematische Verbindung einer Büronutzung mit Obelisken zu tun hat, steht auf einem anderen Blatt geschrieben. Vielleicht handelt es sich um einen ersten Schritt zum «grundlegenden Sieg über die Materie», wie ihn Olgiati im Büchlein «Nicht-Referenzielle Architektur» explizit fordert.
Noch riecht und dröhnt es nach viel Materie auf der Baustelle des Baloise Parks. Der Bau Ost ist gegenüber dem Aeschengraben und der Nauenstrasse zurückversetzt. Obwohl er von den beiden Nachbarbauten verdeckt wird, sorgt seine Aussenfassade in rot eingefärbtem Beton für Aufmerksamkeit. Der achtstöckige Bau nimmt neben dem Baloise-Ausbildungszentrum zusätzlich Büros der Versicherungsgruppe und noch weitere 4’200 Quadratmeter Bürofläche für Drittmieter auf. Ob den künftigen Nutzern die Betonobelisken, wie damals bei den Ägyptern, eine Verbindung in eine überirdische Welt ermöglicht, wird sich weisen.
Text: Lukas Gruntz / Architektur Basel
Fotos: © Daisuke Hirabayashi / https://www.daisukehirabayashi.com