Das Alterszentrum «Im Brüel» in Aesch ist ein architektonisches Konglomerat, das über viele Jahrzehnte gewachsen ist. Die Bauten wurden ab 1967 – der Ursprungsbau stammt aus der Feder von Architekt Hans Peter Baur – bis 2009 erbaut. Nun steht die nächste Etappe der baulichen Entwicklung an: Dazu wurde ein selektiver Architekturwettbewerb mit zwölf teilnehmenden Teams durchgeführt, den von Buchner Bründler für sich entscheiden konnten. Wir präsentieren in unserem heutigen Artikel die drei prämierten Projekte.
«Professionelle Betreuung, das Erleben von Gemeinschaft, sozialen Kontakten, mehr Lebensqualität und Humor stehen im Fokus», lesen wir auf der Webseite. Das Alterszentrum «Im Brüel» umfasst heute insgesamt 126 Pflegeplätze und ein Tageszentrum. Mit dem Neubau des Pfarrhauses der katholischen Kirche wurde talseitig vom Alterszentrum die direkt anschliessende Parzelle 599 mit über 1’500 Quadratmetern frei für neue Nutzungen. Die Einwohnergemeinde Aesch strebt mit dem beabsichtigten Verkauf der Parzelle an die Stiftung ein Angebot von altersgerechten Wohnungen und die Integration eines Doppelkindergartens an. Vor drei Jahren führten die Einwohnergemeinde Aesch, die Stiftung Alterszentrum «Im Brüel» und die römisch-katholische Kirchgemeinde gemeinsam eine Testplanung durch. Auf deren Basis entschied die Stiftung einen Architekturwettbewerb auszuschreiben, um aus einer «grossen Bandbreite an Lösungsvorschlägen das beste Konzept» herauszuschälen.
In diesem Fall stammte es aus der Feder von Buchner Bründler. Dem Basler Architekturbüro gelingt eine präzise architektonische Antwort: Sie folgen dem ursprünglichen Konzept von Hans Peter Baur und entwickeln den «Charakter der Anlage mit seiner Komposition aus Volumen und Staffelungen» gekonnt weiter. Die Jury unter der Leitung von Architektin Anne Marie Wagner lobt den gewählten Ansatz: «Das volumetrische Ensemble mit gestaffelten Aufstockungen und reduziertem Ergänzungsbau folgt der Topografie des Ortes und bleibt in der Massstäblichkeit des Kontextes.» Dem Siegerprojekt gelingt es, so wenig Neubauvolumen wie möglich zu produzieren und das Potential des Bestands zu maximieren. Buchner Bründler setzen sich dank einem klugen Konzept des Weiterbauens durch. Auch auf ökologischer Ebene weiss der Vorschlag dadurch besonders zu überzeugen. Dabei führte die punktuelle Aufstockung zum Erfolg: «Die Kombination aus einer moderaten Aufstockung der Häuser A und B in Verbindung mit dem eher kleinen Haus C erweist sich als die ökologisch vorteilhafteste Lösung.»
Die Podestplätze im Fokus: Wir werfen den vergleichenden Blick auf alle drei rangierten Projekte. Die Nachfolgenden Projektbeschriebe stammen aus dem Jurybericht.
1. Rang
MARIAGE
ARGE GP Buchner Bründler Planer AG / Proplaning AG
Das Projekt setzt die Komposition und den architektonischen Charakter der Anlage konsequent fort. Das ursprüngliche städtebauliche Konzept, der präzise in der Topografie gestaffelten Volumen des Altersheims von Hans Peter Baur wird aufgegriffen. Die aktuellen räumlichen Bedürfnisse werden gleichmässig in und auf den zwei bestehenden Häusern verteilt, sowie in einem dreigeschossigen Neubau, welcher das Alterszentrum im Brüel im Norden, zum Dorf, vervollständigt. Auf Grundlage der städtebaulichen Setzung wurde eine gut nachvollziehbare Freiraumgliederung entwickelt, die die vorhandene Topografie aufnimmt und die Bestandsbäume angemessen berücksichtigt.
Das volumetrische Ensemble mit gestaffelten Aufstockungen und reduziertem Ergänzungsbau folgt der Topografie des Ortes und bleibt in der Massstäblichkeit des Kontextes. Ein eingeschossiger Pavillon auf der Höhe des heutigen Haupteingangs, zur Pfeffingerstrasse orientiert, verbindet die Häuser untereinander und spannt einen Vorplatz auf. Dieser schafft einen grosszügigen Eingangsbereich zum Alterszentrum und ermöglicht eine gute Adressierung. Von hier werden das Pflegezentrum und das betreute Wohnen über eigene Eingänge erschlossen. Die chaussierte Bauminsel wertet den Vorplatz atmosphärisch auf und zoniert diesen sinnvoll.
Die historische Kapelle wird freigespielt und tritt als spezifischer Anker der gesamten Anlage her- vor. Weiterhin wird im unteren Teil des Areals, am Fuss des Neubaus, ein kleiner Quartierplatz an- geboten als Schnittstelle zum Dorf. Eine Terrasse mit Brunnen sowie der Zugang zu den öffentlichen Nutzungen bespielen den Freiraum und vermitteln zur nahen dörflichen Umgebung. Das Café am Brüelweg bietet ein attraktives Angebot und trägt dazu bei, die zukünftige Begegnungszone zu beleben. Der Neubau Clara wird mit einem zweigeschossigen Sockel, welcher den Aescher Saal sowie Café und Lädeli in Erscheinung treten lässt, zum Schaufenster des Ensembles. Die Architektur ermöglicht ein sehr flexibles Bespielen der Räumlichkeiten. Die Veranstaltungsräume lassen sich grosszügig öffnen, erweitern und verbinden. Um Synergien gut nutzen zu können, wird die Gastroküche neu im westlichen Teil des ersten Geschosses über den Sockel platziert. Sie bedient auf dem Hauptniveau das Restaurant und den Speisesaal, darüber die Satellitenküchen der Wohneinheiten und darunter das Café und den Mehrzweckraum. Die Lage des Speisesaales im Kopf des Neubaus zum Dorf lässt das öffentliche Geschehen im Alltag des Quartiers, für die betagten Menschen sicht- bar werden und umgekehrt, das Leben im Haus in der Öffentlichkeit auftreten. Im obersten Geschoss wird die Administration angeordnet.
Das Haus Allegra wird zweigeschossig aufgestockt und die Gebäudestruktur übernommen. Horizontal kompakt organisiert umfasst das Haus die gesamte Anzahl Pflegebetten. Das Haus Benjamin wird im Erdgeschoss umgebaut für das Tageszentrum und weitere Dienstleistungen wie Coiffeur, Podologie und Physiotherapie. Eine einfache Zugänglichkeit auch für externe Besuchende ist gewährleistet. Das Haus wird als wertvoller architektonischer Zeitzeuge in Struktur und Charakter erhalten oder wiederhergestellt. Die vorgeschlagene Aufstockung beinhaltet das betreute Wohnen mit 19 Einzelzimmerwohnungen und 26 Zweizimmerwohnungen, eine Gemeinschaftsterrasse bildet den räumlichen Abschluss im zurückversetzten Dachgeschoss. Es werden konsequente statische Eingriffe für die Ertüchtigung des Bestandes vermutet, der Zustand der Struktur ist für beide Häuser zu überprüfen und die statischen Massnahmen schnell möglichst zu determinieren. Aus betrieblicher Sicht ist das Projekt äusserst überzeugend. Die Nutzungsbereiche sind klar strukturiert und kompakt angeordnet, was kurze Wege und eine einfache Orientierung ermöglicht. Zusammen mit der Flexibilität im Neubauteil können Qualitäten geschaffen werden, die nachhaltig sind und sich langfristig positiv auf die Betriebskosten auswirken werden. Der Kindergarten mit separatem Eingang befindet sich im ersten Obergeschoss am höchsten Punkt der Parzelle. Die separate Erschliessung über den Kilchhofweg wird begrüsst − ebenso die Konzentration der Einstellhallenzufahrt und der Anlieferung am Brüelweg.
Die Materialisierung der erdberührenden Bauteile ist in Stahlbetonbauweise, dagegen sind alle oberirdischen Bauteile in hochgradig vorfabrizierter Holzbauweise angedacht. Durch den Verzicht auf ein neues Untergeschoss ist die Baugrube reduziert auf das Minimum. Alle Ergänzungsbauten weisen eine Holzfassade auf. Sie heben sich vom Bestand klar ab, treten aber in Dialog mit der Architektur des Bestandes, indem Fensterbänder, Farbe und Struktur aufgenommen werden. Zum Thema Nachhaltigkeit wird das Projekt mit «grün» bewertet, da nahezu alle relevanten Themen und Anforderungen sinnvoll behandelt und weitgehend erfüllt werden können. Die Kombination aus einer moderaten Aufstockung der Häuser A und B in Verbindung mit dem eher kleinen Haus C erweist sich als die ökologisch vorteilhafteste Lösung. Das positive Resultat ist auf den umfassenden Erhalt des Bestands sowie auf die Kompaktheit des Neubaus mit einem angemessenen Anteil an Fenstern und einem vergleichsweise geringen unterirdischen Volumen zurückzuführen. Die Anforderungen an die Solarstromproduktion können eingehalten werden. Die Brandschutzthemen sind umfassend bearbeitet und die Anforderungen erfüllt.
Drei Realisierungsetappen sind vorgesehen. In der ersten Etappe soll das Haus A unter laufendem Betrieb in sukzessiven Baubereiche saniert und in Holzbauweise aufgestockt werden. Die Aufstockung unter Betrieb wird als kritisch betrachtet und soll plausibilisiert werden. Das Pflegeheim mit der geforderten Anzahl Pflegebetten kann nach der ersten Etappe in Betrieb genommen werden. In der zweiten Etappe wird der Neubau Haus C realisiert, in dem ein Mehrzweckraum, eine Gastroküche und ein Speisesaal sowie die Administration untergebracht werden können. Ausserdem besteht die Möglichkeit, den Kindergarten zu realisieren. Die Dritte Etappe umfasst die Sanierung, die statische Ertüchtigung und die Aufstockung des Hauses B. Das betreute Wohnen wird in der bestehenden Raumstruktur effizient eingerichtet und die Architektur des Gebäudes kommt wieder zur Geltung.
Das Projekt zeichnet sich durch seine fundierte (gründliche) Auseinandersetzung mit dem Bestand aus. Durch eine minutiöse Analyse der Anlage heute und an ihrem Ursprung, wurde das neue Raumprogramm rational und durchdacht verteilt, um Synergien zu schaffen, so wenig Neubauvolumen wie möglich zu produzieren und um das Potential des Bestands zu maximieren. Das Pflegeheim wird komplett im Haus A untergebracht, das Haus C wird langfristig optimal für das betreute Wohnen umgenutzt. Die Neubauvolumen sind in Holzbauweise mit Holzfassaden konzipiert, welche die Gestaltung des Bestandes übernehmen und auffrischen. Der resultierende architektonische Ausdruck ist harmonisch und die Massstäblichkeit des neuen Ensembles städtebaulich gut integriert. Auch in der Aussenraumgestaltung überzeugt der Beitrag Mariage durch eine Selbstverständlichkeit, die den gewachsenen Bestand respektiert und dadurch eine sehr solide Basis für den weiteren Prozess bildet.
2. Rang
NEUE MITTE
Gut & Schoep Architekten GmbH, Zürich
Das Projekt schlägt ein 5 bis 6-geschossiges Ergänzungsgebäude vor. Dieses streckt sich in der Länge von der nördlichen Baugrenze bis in die Mitte des heutigen Gebäudeensembles. Es folgt dem Strassenverlauf der Pfeffingerstrasse und der Geometrie des Bestandes. Das Gebäude rückt maximal an den Strassenraum und wird direkt von dort erschlossen. Die Restfläche zwischen Gebäude und Trottoir wird als angemessener grüner Puffer ausgebildet. Durch eine Abstufung in der Höhe und Rücksprünge in der Fassade wird das relativ grosse Volumen strukturiert und erhält eine vertretbare Massstäblichkeit.
Zum Brüelweg hin öffnet sich eine neue Platzsituation, welche als Auftakt und neuer Hauptzugang dienen soll. Hier werden das Café und das Lädeli platziert, um eine öffentliche Schnittstelle mit dem Dorf neu anzubieten. Der vorgeschlagene Vorplatz zeichnet sich durch einen öffentlichen Charakter aus, der durch die Einführung einer verkehrsberuhigten Zone und im Zusammenspiel mit dem angrenzenden öffentlichen Café gut nachvollziehbar ist und das Pflegeheim angemessen adressiert. Die bestehende Eingangssituation, die Kapelle und die jetzige zentrale vertikale Erschliessung werden abgebrochen und machen Platz für eine neue atriumartige dreigeschossige Halle, welche das neue Haupteingangsgeschoss im zweiten Untergeschoss des Neubaus mit allen weiteren Funktionen verbindet. Diese neue Mitte wird das Herz der Anlage und soll die Orientierung, die Öffentlichkeit und das Zusammenkommen räumlich unterstützen. Das grosszügige Atrium hat das Potential zu einem qualitätvollen Zentrum zu werden, unter der Bedingung, dass genügend Mittel, Motivation und Menschen vorhanden sind, um den Raum zu bespielen. Der Neubauteil « Haus C» beinhaltet nebst dem Haupteingang mit dem Atrium, öffentliche Nutzungen und das betreute Wohnen, welches über einen separaten Eingang auf der Seite Pfeffingerstrasse verfügt. Die Wohnungsgrundrisse sind so konzipiert, dass nach der ersten Bauetappe aus zwei Pflegezimmern eine Zweizimmerwohnung entstehen kann. Die Geschosse sind alle, bis auf das Letzte, mit dem Pflegeheim verbunden. Alle Wohnungen sind Ost oder West orientiert und profitieren von einer eingezogenen Eckloggia.
Der Kindergarten befindet sich im Süden des Hauses A im gleichen Geschoss wie das Tageszent- rum, welches intern nur über die Atriumhalle erschlossen wird. Alle restlichen bestehenden Geschosse des Hauses A, plus eine zusätzliche aufgestockte Ebene, sind ausschliesslich vom Pflegeheim besetzt. Der bestehende Eingangsvorplatz wird Gastroplatz umgetauft und präsentiert sich grosszügig als neue Aussenterrasse des Restaurants «Harfe», welche durch Baumpflanzungen und einem Brunnen aufgewertet wird. Das Haus B bleibt, abgesehen vom Dachgeschoss, sowohl in seiner Nutzung als auch im baulichen Zustand unverändert. Die Küche mit dem angrenzenden Restaurant und dem Speisesaal verbleibt im Erdgeschoss. Die bisherigen Doppelzimmer werden grösstenteils einzeln belegt und befinden sich in den Obergeschossen. Die Administration ist vorübergehend im obersten Geschoss untergebracht. Der Abbruch des Hauses B ist programmiert, es soll in einer Vision 2050 einem dichteren Ersatzbau weichen.
In einer ersten Bauetappe sollen bestehende Bauteile wie der Eingangstrakt und die Kapelle abgebrochen werden, damit das Haus C gebaut werden kann. A und B funktionieren weiterhin wie heute, nur der Eingang wird umgelagert und in einem vertikalen provisorischen Erschliessungstrakt, der von Süden her erreichbar ist, platziert. In der zweiten Bauetappe wird der Neubau als Rochadefläche für das Pflegeheim genutzt und die Pinselsanierung Haus C, sowie die Aufstockung und der Umbau Haus A können durchgeführt werden. Grundsätzlich ist dieser Ablauf nachvollziehbar. Die Konstruktion des Ergänzungsneubaus ist eine Holzkonstruktion mit hohem Vorfabrikationsgrad. Dabei wird eine Fläche für die Tiefgarage ausgehoben, welche gemeinsam mit den Erschliessungskernen aus Stahlbeton gebaut wird.
Die Fassade spiegelt die regelmässige interne Raumstruktur durch die Verwendung von horizontalen Bändern und vertikalen Risaliten wider. Die Fassade ist mit rot gefärbtem Holz verkleidet, wo- durch sie sich deutlich vom umgebenden Bestand abhebt. Der Haupterschliessungsraum, das Atrium, soll auch aus Holz gebaut werden und verleiht die Atmosphäre eines Gewächshauses mit begrünten Bodenintarsien und Kletterpflanzen. Die vorgeschlagene üppige Begrünung wird hin- sichtlich Nutzung und Unterhalt jedoch kritisch beurteilt.
Zum Thema Nachhaltigkeit weist das Projekt Mängel auf und wird mit «gelb» bewertet. Der verhältnismässig grosse Neubau Haus C und der Verzicht auf die Aufstockung des Hauses B hat negative Auswirkungen auf die Ökobilanz der Erstellung. Diese Verschlechterung liegt auch daran, dass der Neubau nicht sehr kompakt ist. Bei einem eher überdurchschnittlichen Fensteranteil ist die Gebäudehülle so nicht ressourceneffizient – weder in der Erstellung noch im Betrieb. Das grosse unterirdische Volumen trägt ebenfalls zu einer nur mässigen Ökobilanz bei. Das Dach des Neubaus erweist sich als zu klein, um die erforderlichen Anforderungen an die PV zu gewährleisten.
Das Projekt ist sorgfältig erarbeitet worden und lehnt sich stark an die Machbarkeitsstudie an. Die «Neue Mitte» die geschaffen wird, bietet einen neuen identitätsstiftenden Ort für das Pflegezent- rum an, dieser ist von der Lage her eher introvertiert aber vom Charakter her öffentlich. Über den Bedarf eines solchen Raumes wurde kontrovers diskutiert und dem Verlust der Kapelle gegenüber- gestellt. Die Qualitäten der Wegeführungen durch das Haus vom Haupteingang her bis zu den privaten Räumen sind ungleichmässig. Dennoch werden die Aufwertung des Bestandes und die Vermählung mit dem neuen Raumangebot durch das Atrium gewürdigt. Im Aussenraum deutet das Projekt interessante Aspekte an, die im Entwurf noch etwas schematisch umgesetzt wurden.
3. Rang
COUP DU MILIEU
Anderegg Partner AG / ARGE Skop und OLBH, Basel
Als städtebauliches Konzept schlagen die Verfasser eine Verdichtung auf dem Areal durch ein Erweitern der mäandrierenden Figur vor. Mit der Setzung eines gestaffelten Volumens wird der Gebäudekomplex städtebaulich gefasst und der Kirche ein markantes Volumen gegenübergesetzt. Aufgrund des abgestuften Gebäudekörpers und der filigranen Fassadengestaltung vermag das markante Neubauvolumen eine gewisse Leichtigkeit auszustrahlen. Die Loggien an den Gebäude- ecken unterstützen zudem die Gliederung des Baukörpers und helfen die Volumengrösse in der Erscheinung zu reduzieren. Die netzartige Fassadengliederung bindet sämtliche Architekturelemente wie Loggien, Fenster und Metallverkleidungen zu einer kohärenten Gestalt zusammen.
Die vorgeschlagenen Eingriffe im Eingangsbereich klären die bestehende räumliche Situation und der Bezug zum Aussenraum wird durch das Öffnen der Fassade verstärkt. Die Adressierung der Anlage an der Pfeffingerstrasse erhält eine verstärkte Präsenz. Das Konzept eines inneren Dorfplatzes sieht vor, dass die Erschliessungs- und Aufenthaltsräume mit öffentlichen und halböffentlichen Nutzungen einen belebten Ort bilden. Für die Bewohner und Bewohnerinnen kann dies ein beliebter Ort zum Verweilen und Mitverfolgen des Geschehens werden. Auch die Verbindungsachse vorbei an Coiffeur und Physio zum Neubautrakt mit den Betreuten Wohnungen ist attraktiv. Durch das Rausrücken der Fassadenebene im südlichen Hof wird Raum gewonnen, dadurch wird aber die natürliche Belichtung der Eingangshalle und des Aufenthaltsbereichs der Pflegeabteilung stark beeinträchtigt.
Der Eingang für das Betreute Wohnen ist gut auffindbar und erzeugt eine klar separierte Adressbildung. Die Wohngeschosse sind im kompakten Gebäudevolumen sehr effizient und ökonomisch organisiert. Pro Geschoss sind jeweils acht Wohnungen um einen Erschliessungskern gruppiert. Allerdings sind die Raumverhältnisse teilweise recht eng und die geringe natürliche Belichtung durch das Treppenauge lässt auf wenig Aufenthaltsqualität schliessen. Der gestaffelte Baukörper entwickelt seine Qualitäten eindeutig in den Wohngrundrissen. Ein grosszügiges Entree führt in einen gut zonierten Wohn- und Essbereich mit Küchenzeile, das Bad liegt folgerichtig in der Nähe des Schlafbereichs. Die Loggia bildet eine räumliche Verzahnung, welche wohlproportionierte Räume mit vielfältigen Blickbeziehungen und Ausblicken generiert. Die Wohnungen sind gut möblierbar und weisen eine gute Belichtung auf. Nicht alle Wohnungen sind jedoch gleichwertig situiert. Die gegen Norden ausgerichteten 1-Zimmer-Wohnungen kompensieren ihre Lage mit einer schönen Aus- und Weitsicht. Weniger attraktiv sind die westorientierten Wohnungen über der Garagenzufahrt, welche durch das Haus A verschattet werden. Die gewählte Erschliessungsart mit dem offenen Treppenhaus und den direkt angebundenen Wohnungen erfüllt die Brandschutzanforderungen nicht und müsste zu einem unabhängigen vertikalen Fluchtweg überarbeitet werden.
Durch die Aufstockung des Hauses A um ein zusätzliches Pflegegeschoss wird die gewünschte Erweiterung der Pflegeabteilung erfüllt. Die Lage des Kindergartens ausgerichtet zum Wohnquartier hin ist nachvollziehbar gewählt. Für den Kindergarten wird im Erdgeschoss des Hauses B ein Teilbereich umgebaut, das Raumprogramm wird jedoch nicht vollumfänglich erfüllt. Die Etappen sind klar voneinander getrennt und können ohne grosse Überschneidungen ausgeführt werden. Das kompakte Neubauvolumen vermag dank ökologischer Bauweise und klar strukturierter Elementbauweise bezüglich Nachhaltigkeit zu überzeugen, steht aber dem hohen und ressourcen- intensiven unterirdischen Volumenanteil gegenüber.
Das Projekt «Coup du Milieu» zeichnet sich durch einen hohen Anteil differenzierter vegetativer Elemente aus, was eine angenehme Wohn- und Arbeitsatmosphäre schafft. In Kombination mit den vorhandenen Bäumen entstehen identitätsstiftende Freiräume. Der heutige Eingang des Alterszentrums ‘Im Brüel’ an der Pfeffingerstrasse wird deutlich vergrössert und durch einen Natursteinbelag sowie Staudenpflanzungen zu einer repräsentativen Zugangssituation mit einer Restaurantterrasse aufgewertet. Allerdings bleibt es unverständlich, warum der Platzbelag nicht bis zum Trottoir fortgesetzt wird und die Vorfahrt nicht integraler Bestandteil des Platzes ist. Die Haupterschliessung des Wohngebäudes erfolgt über einen übersichtlichen Stichweg von der Pfeffingerstrasse. Ein internes Wegnetz ermöglicht zudem attraktive Verbindungen abseits der Strasse und fördert nachbarschaftliche Begegnungen. Besonders gelungen ist die Gestaltung des Randbereichs gegen den Kilchhofweg. Der «Streichelzoo» und der Aussenbereich des Kindergartens werden geschickt in die Bestandstopografie eingebettet und schaffen einen angemessenen Übergang zum Quartier. Der landschaftsarchitektonische Vorschlag vom Projekt ist gut durchgearbeitet und wird sehr ansprechend vermittelt.
Der Beitrag zeigt einen interessanten städtebaulichen Ansatz. Die sorgfältige Auseinandersetzung mit der Bauaufgabe und der zurückhaltende Umgang mit dem Bestand leisten einen wichtigen Bei- trag zur Lösung dieser anspruchsvollen Bauaufgabe. Jedoch lässt die nötige Überarbeitung des Erschliessungsbereichs beim Neubau eine Vergrösserung des Gebäudevolumens vermuten, was als städtebaulich schwierig beurteilt wird.