Busdepot Rankhof – Eine verpasste Chance?

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Seit 1957 betreibt die BVB ihren Betriebshof für Busse an der Rankstrasse. Mit dem stetigen Ausbau der Busflotte wurden die beiden Shedhallen 1972 um einen grosszügigen, zu ihrer Zeit äusserst modernen Stahlbau der beiden Architekten Max Rasser und Tibere Vadi ergänzt. Die Hallen wurden seitdem stetig den aktuellen Bedürfnissen entsprechend ausgebaut und beherbergen seit 1991 die gesamte Busflotte der Basler Verkehrsbetriebe. Mit der Umstellung auf erneuerbare Energien bis 2027 sollen nicht nur alle Dieselfahrzeuge durch Elektrobusse ersetzt werden, sondern auch die bestehenden Hallen einem Neubau weichen.

Durch den Neubau der Garage Rank bietet sich für die Stadt Basel die Gelegenheit, die Potentiale des einst am Siedlungsrand liegenden Garagenstandorts neu auszuloten. Dies auch vor dem Hintergrund, dass die Parzelle durch die Entwicklungsprojekte Stadtraum Ost, die Verlegung der Autobahn in einen zukünftigen Rheintunnel und durch die geplante S-Bahn Haltestelle Solitude in naher Zukunft eine grosse Aufwertung erfährt. Das Areal auf welchem heute das Busdepot umgeben von privaten Schrebergärten steht, wird in absehbarer Zeit den Auftakt zum neu entwickelten Stadtraum Ost markieren.

Die Busdepots im Rankhof können den Anforderungen welche mit dem Umstieg auf Elektro-Busse einhergehen, nicht mehr gerecht werden.


Ein Vergleich mit der Zürcher Kalkbreite liegt nahe. Das BVB-Depot muss seinen Standort in bester Lage direkt am Rhein künftig rechtfertigen und als Quartiersauftakt mehr sein als eine reine Verkehrsfläche für 140 Busse. So wäre doch eine städtebauliche Lösung erstrebenswert, in der Busbetrieb und eine belebte Wohnsiedlung Hand in Hand gehen. Zusätzliche öffentliche Nutzungen im Erdgeschoss könnten zudem die Quartiersverbindung über den Bahndamm hinweg zum Hirzbrunnenquartier stärken und der neuen Siedlung eine Zentrumsfunktion zu Teil werden lassen. Vor allem aber auch bietet der aktuelle Standort die rare Möglichkeit der Bebauung, ohne dass wertvolle Grünräume zugunsten von Stadtraum weichen müssten. Nimmt man die angrenzenden Schrebergarten Areale hinzu, welche in ihrer heutigen Form nicht unbedingt der Zukunftsvision eines neuen Stadtraums entsprechen, sind eine Vielzahl möglicher Szenarien im Umgang mit dem BVB-Depot denkbar. Eine Chance die es doch eigentlich zu nutzen gilt?

Wie ernüchternd die Realität letzten Endes sein kann, zeigt sich nun aber im geplanten Garagenprojekt der BVB. Natürlich hatte man seitens der Stadt Basel das Potential dieses Ortes bereits früh erkannt und im Rahmen eines, leider nicht öffentlichen, Studienauftrages die Möglichkeiten zur Bebauung ausgelotet. Als Ergebnis liegt uns heute ein mehrgeschossiges Busdepot mit separater Werkstatt vor und eine kleine Restfläche, auf welcher zukünftig ein Wohnbau Wettbewerb ausgeschrieben werden kann.

Bestehende Garage Rank von Max Rasser und Tibère Vadi

Es ist einer Mischung aus Zeitdruck und der technischen Komplexität eines solchen Projektes geschuldet, dass die nun geplante Lösung nicht visionärer ausfällt. Seitens Immobilien Basel-Stadt ist man mit dem Ergebnis und der Zusammenarbeit mit der BVB trotz der sehr pragmatischen Lösung zufrieden. Unter dem vorherrschenden Zeitdruck das neue Busdepot bis 2027 fertig zu stellen, musste eine Lösung entwickelt werden, die keine langwierigen politischen Verfahren nach sich zieht, wie es bei einem Flächenabtausch der Schrebergartenareale oder gar dem Verlegen des BVB-Standorts der Fall gewesen wäre. In technischer Hinsicht ist ein Depot mit der Vielzahl von Ladestationen für die E-Busse gerade aufgrund des Brandschutzes um einiges kritischer zu beurteilen als das Tramdepot der Kalkbreite. Eine Wohnnutzung ist deshalb nur auf einem Teil des Daches des Werkstattgebäudes realisierbar, aber nicht auf dem grösseren Dach der Abstellanlage. Die Möglichkeiten einer Nutzungsüberlagerung sind daher sehr eingeschränkt, da die betriebliche Funktionalität des Depots natürlich weiterhin gewährleistet sein muss. Schlussendlich steht beim Neubau des Busdepots auch der zu lobende Gedanke des Umstiegs der BVB auf nachhaltige Energien im Vordergrund. Diese Ansätze der ökologischen Nachhaltigkeit spiegeln sich teilweise auch im geplanten Garagenprojekt wider. So soll das Werkstattgebäude Beispielsweise durch die Abwärme der Ladestationen beheizt werden.

Volumen des geplanten Neubaus der Busgarage Rank © Basler Verkehrsbetriebe BVB

Trotz der schwierigen Rahmenbedingungen hatte man seitens Immobilien Basel-Stadt im Diskurs mit den Basler Verkehrsbetrieben nach einer Lösung gesucht, eine Wohnnutzung auf der Parzelle unter zu bringen. Dabei möchte man die Rahmenbedingungen auf der Restparzelle möglichst flexibel halten, um im Rahmen eines Wettbewerbes möglichst vielseitige Beiträge zu ermöglichen.

Ob mit der gewählten Strategie an dieser Stelle wirklich ein würdiger Stadtauftakt entstehen kann, bleibt fraglich. Etwas mehr Mut wäre trotz allen Rahmenbedingungen wünschenswert gewesen. Vielleicht weiss aber die neue Busgarage in architektonischer Hinsicht derart zu überzeugen, dass sie ihrem Standort vollumfänglich gerecht wird. Wir sind gespannt.

Text: Daniel Gass / Architektur Basel


INFO
Beyond Infrastructure: Ausstellung der Semesterarbeiten Master FHNW

Ein ganz anderer Umgang mit dem Busdepot, kann im Rahmen der Schlusskritiken an der FHNW Muttenz begutachtet werden. Die Architektur Studierenden im Master Modul «Siedlung» haben sich die Parzelle rund um das BVB-Depot angeeignet und zeigen in verschiedenen, wenn auch eher utopischen Ansätzen, wie eine Nutzungsüberlagerung von Busbetrieb, Wohn- und Gewerbenutzungen aussehen könnte.
Die Arbeiten werden am 18. – 19. Juni 2021 im Gare du Nord ausgestellt.

 

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