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Christ & Gantenbein: Kuratiertes Archiv in drei Bänden

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Sie gehören seit über zwei Jahrzehnten zu den festen Grössen der Basler Architektur. 25 Jahre nach ihrer Bürogründung erscheint die erste, umfassende Monografie. Die Rede ist von Christ & Gantenbein. Entstanden ist ein umfassender Werkkatalog in drei Bänden, der insgesamt 160 Projekte aus den Jahren 1998 bis 2023 zusammenfasst. Wir haben einen ersten, neugierigen Blick in die neuste Basler Architekturmonografie geworfen.

Christ & Gantenbein Monografie
Die drei Bände wurden von Emanuel Christ und Christoph Gantenbein in enger Zusammenarbeit mit dem Grafiker Ronnie Fueglister erarbeitet. Das Layout ist rigide, stringent – und wohltuend konsequent: Pro Seite finden jeweils sechs Abbildungen Platz. Nicht mehr und nicht weniger. Den Beschrieb findet man kurz und bündig in der Fussnote. Entsprechend dem Umfang und der Bedeutung der Projekte variiert die Anzahl der Abbildungen: Von über hundert bei der Kunstmuseum-Erweiterung bis zu sechs oder weniger bei nicht realisierten Entwürfen. Anschliessend an die Projektdokumentation findet sich in jedem Band ein Fundus an Texten, die mehrheitlich aus der Feder der Architekten selbst stammen. Hier gibt es einen kleinen Wermutstropfen: Sämtliche Texte sind in Englischer Sprache. Die Originale in Deutsch sucht man in der Monografie vergebens. Jeder Band endet in einem Verzeichnis, das die Eckdaten der Projekte zusammenfasst. Dass Architektur immer Teamwork ist, zeigt sich hier. Unter den Projektbeteiligten findet man einige bekannte Namen: Elli Mosayebi, Anja Beer, Berend Frenzel, Marion Clauss – und viele mehr.

Christ & Gantenbein Monografie

Auf insgesamt 640 Seiten kann die Entwicklung des Büros von frühen Entwürfen zu bestens bekannten Bauten nachvollzogen werden. Und zwar jeweils in umgekehrter Reihenfolge: von den Fotos des fertigen Gebäudes bis zu den ersten Skizzen. Besonders interessant – Insbesondere aus Basler Sicht – sind viele bisher nicht publizierte Projekte. Man entdeckt ein industriell geprägtes Hofhaus mit Sheddach in der St. Alban-Vorstadt, einen räumlich faszinierenden Anbau an der Friedensgasse, einen feinen Umbau am Karl Barth-Platz oder ein poetisches Blätterdach in Muttenz. Ebenso spannend sind die vielen Konstruktionsdetails, die man in den drei Bänden findet. Seien es die anspruchsvollen Fassadendetails des Landesmuseums in Zürich, die schwungvollen Wendeltreppen im «Home of Chocolate» oder die exakt gefugten Ecken des Mauerwerks der Kunstmuseum-Erweiterung in Basel. Der umfassende Blick und die zahlreichen Originaldokumente lassen den Prozess in den Vordergrund treten – und schaffen viele Querbezüge. Architektonische Themen und Recherchen können projektübergreifend nachvollzogen werden. Die Lektüre ermöglicht einen umfassenden Blick auf den Entwurfsprozess: von frühen Skizzen über die Baustelle bis zum fertigen Haus. Das Blättern lohnt sich – vom ersten vorgestellten Projekt, einer bescheidenen Gartenlaube in Bottmingen, bis zum letzten, dem Sozialwohnungsbau Vaugirard in Paris, der kürzlich fertiggestellt wurde.

Christ & Gantenbein Monografie

In den Zeiten der Digitalisierung schwingt die Frage der Notwendigkeit einer physischen Publikation im Hintergrund stets mit. Hier geht es um mehr als Marketing und Selbstvergewisserung: man könnte von einer kulturellen Verpflichtung für kommende Generationen sprechen. Bücher überdauern digitale Publikationen. Die physische Form schafft einen zusätzlichen Wert. Weder E-Books noch Websites bieten «das sinnliche Erlebnis und den intuitiven Überblick eines gut gestalteten, hochwertig materialisierten Buchs», wie Marcel Bächtiger kürzlich in einem Artikel im Hochparterre zur Frage der zeitgenössischen Architekturmonografie schrieb. Blättern hat eine andere habtische Qualität, als scrollen am Bildschirm. Dennoch ist klar: Die drei Bände funktionieren komplementär zur Webseite und zum digitalen Archiv von Christ & Gantenbein.

Christ & Gantenbein Monografie
Die Monografie ist ein sorgfältig kuratiertes Archiv. Emanuel Christ und Christoph Gantenbein haben höchstpersönlich die aussagekräftigsten Dokumente aus dem umfangreichen Fundus ihres Büros ausgewählt. Entstanden ist ein grandioser Fundus zu allen erdenklichen Themen der Architektur. Die Bände liegen mit je etwa 200 Seiten gut in der Hand. Es ist unbestritten: sie dürfen in keiner Basler Architekturbibliothek fehlen. Die Dreiteilung ist zudem ein implizites Versprechen: Die Serie soll irgendwann eine Fortsetzung finden.

Artikel: Lukas Gruntz / Architektur Basel


Veranstaltungshinweis Vernissage:
Christ & Gantenbein: Projects I-III 25 Years. 160 Projects. 3 Volumes.

Ort: Druckereihalle Ackermannshof, St. Johanns-Vorstadt 19/21, Basel
Datum: DO 19. September, 18:30

Emanuel Christ und Christoph Gantenbein geben Einblicke in die Entstehung des Werkkatalogs. Die im Verlag der Buchhandlung Walther und Franz König publizierte dreibändige Monografie dokumentiert ihr architektonisches Schaffen von 1998 bis 2023 erstmals umfassend.

Christ & Gantenbein Monografie

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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