PETITION GAV ARCHITEKTUR

Comte Meuwly gewinnen in Therwil: Schulstandort Mühleboden wird zum «Klimaagenten»

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Der Name ist Programm: «Lernlandschaft» heisst das Siegerprojekt von Comte Meuwly aus Zürich. Ausgehend von den vorgefundenen Qualitäten zeichnet es eine intelligente Entwicklungsstrategie, «die es schafft, die Bestandsbauten mit wenigen, gezielten Eingriffen atmosphärisch zusammenzubinden.» Der Entwurf erhielt von der Jury, unter Vorsitz von Architekt Daniel Wentzlaff, besonderes Lob: «Das Projekt ist identitätsstiftend, überzeugt durch seinen sorgfältigen architektonischen Umgang mit den verschiedenen Gebäuden auf dem Campus sowie einer besonders auf den Landschaftsraum abgestimmten Umgebungsgestaltung und wird den vielfältigen Ansprüchen des Projektes gesamthaft und überzeugend gerecht», heisst es in einer Medienmitteilung. Comte Meuwly streben gemäss eigenem Projektbeschrieb einen «lebendigen und dynamischen Klimaagenten» an. Das heisst konkret: Die Bauten sollen «unter dem minimalen Einsatz von Ressourcen» weitergebaut werden.

© Comte Meuwly

Die Ausgangslage ist eine echte Herausforderung: Die am Standort Mühleboden vorhandenen Schulräume sind nicht mehr ausreichend und teilweise sanierungsbedürftig. Der Perimeter ist tatsächlich heterogen: Neben den Schulhäusern im Osten existieren sehr unterschiedliche Bestandesbauten mit weiteren neben- und auch ausserschulischen Nutzungen. Die Lokalisation und Tiefe der baulichen Eingriffe sowie die Anordnung der Programme auf dem Campus bekommen dadurch ein grosses Gewicht hinsichtlich seiner zukünftigen Ausrichtung und Ortsanbindung «Zusätzlich wurden im Studienauftragsprogramm Ansprüche formuliert, sowohl in den Schulgebäuden als auch im Aussenraum des neuen Campus ein «modernes Lernen» zu ermöglichen.» Die Schwerpunkte des Studienauftrags lagen explizit auf den Fragen der Nachhaltigkeit, städtebaulichen und architektonischen Qualität sowie die Gestaltung der Aussenräume und Freiflächen.

© Comte Meuwly

Wie weiter? Schon länger beschäftigte sich die Gemeinde Therwil mit dem «Campus Mühleboden» und dessen Zukunft. Im Zuge des Studienauftrags entwickelten fünf ausgewählte Projektteams – Gschwind Architekten, ARGE AFF + Kollektiv Marudo, Comte Meuwly, Brandenberger Kloter, Alma Maki – jeweils individuelle Ansätze betreffend Neubau, Sanierung, Umbau, Erweiterung oder Umnutzung. Dabei war es den Teams offengelassen, in welchem Umfang sie mit dem Bestand arbeiteten. Im Rahmen einer Zwischenbesprechung wurden die verschiedenen Ansätze der Teams reflektiert und anschliessend projektspezifische Hinweise vom Beurteilungsgremium gegeben.

© Comte Meuwly

Die Anforderungen wurden vom Nachwuchsteam Comte Meuwly am besten in ein architektonisches Projekt umgemünzt. Als verbindendes Element fungiert «dabei ein landschaftliches Verständnis des Freiraums, von den Verfassenden «fluider Campus» genannt. Räumlich wird vorgeschlagen, einen mittigen Verbindungsweg anzulegen, der sich vom Mühlebach, über einen baumbestandenen Pausenplatz, bis zum umgenutzten Swisscomgebäude erstreckt und so auch das neue Wohngebiet fussläufig mit dem Dorf verbindet. Entlang dieses Weges sind alle geforderten Funktionen angeordnet», heisst es im Jurybericht.

© Comte Meuwly

Das Projekt besteche durch seine konzeptionelle Kraft und seinem differenzierten Umgang mit dem Bestand: «Mit einem starken, landschaftlich geprägten Verständnis für den Ort, einer massvollen Eingriffstiefe und intelligenten konstruktiven Konzepten, wird die bestehende Bausubstanz neu programmiert und zu einem vielräumigen, offenen Campus gefügt. Ausgesuchte und architektonisch differenzierte Eingriffe werten den Bestand auf und veranschaulichen so ein intelligentes Weiterbauen.» Tatsächlich werden verschiedene punktuelle Eingriffe – vom Anbau bis zur Aufstockung – zu einer stimmigen Lernlandschaft verbunden. Gemäss Jurybericht zeichnet sich das Projekt «durch einen schonenden Umgang mit der bestehenden Bausubstanz und einem kleinen Neubauvolumen aus. Die Idee, eine geschraubte Leichtbaukonstruktion aus Re-Use-Stahl einzusetzen und mit Lignatur-Deckenelementen zu ergänzen erscheint sinnvoll, muss aber in der Folge konkret überprüft werden.»

Ersatzneubau war gestern. Das zeigt sich auch in Therwil. Es ist erfreulich, dass Comte Meuwly als Nachwuchsteam mit ihrem konkreten Beitrag zur Frage des intelligenten Weiterbauens in Zeiten der Klimakrise reüssieren konnten. Es braucht mehr «Klimaagenten» in der zeitgenössischen Architektur.

Quelle: www.therwil.ch

 

 

 

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