Die Atmosphäre und deren Wahrnehmung in einem Quartier entsteht durch die Stimmung des öffentlichen Raums. Diese Eindrücke basieren auf persönliche Erfahrungen und der Geschichte dieses Ortes. Doch wenn es sich um ein bis heute geschlossenes Areal handelt, ist der «Genuis Loci» für die zukünftigen Bewohner noch unbekannt. Das Klybeck-Areal wird sich ins kollektive Gedächtnis erst noch einprägen.
«Die Bevölkerung einer Stadt hat eine Art kollektives Gedächtnis und weiss, welche Freiräume wie funktionieren.» Dies ist der Grundsatz, welche das Büro Vogt Landschaftsarchitekten für die Planung vom Klybeckareal aufgestellt hat. Diesem Credo folgend werden im städtebaulichen Leitbild von «Klybeckplus» mit mehr oder weniger bekannten Referenzbildern gearbeitet. Die Akzeptanz in der Bevölkerung für das neue Quartier soll damit gestärkt werden.
Der öffentliche Mittelpunkt vom Klybeck ist der gleichnamige Platz. Da entsteht Freiraum für alle, «ein neuer Anziehungspunkt». Um die Menschen ins neue Zentrum zu befördern, soll eine zusätzliche Tramlinie den Platz kreuzen und in Zukunft möglicherweise eine unterirdische S-Bahn-Haltestelle errichtet werden. Im Mittelpunkt steht wie heute der Verkehr. Dieser soll in Zukunft mit reduzierter Geschwindigkeit über die Kreuzung rollen. Geplant ist eine Entflechtung der Teilnehmer. Damit soll der Verkehrsfluss und die Sicherheit erhöht werden. Das hat zur Folge, dass die Fussgänger grössere Distanzen überwinden müssen, um den Platz zu überqueren und die mineralische Fläche zunimmt. Eine ähnliche Erfahrung kennt man von den langen Wartezeiten am Lichtsignal des Voltaplatzes im St. Johann. Die vier Platzteile sollen einen unterschiedlichen Charakter aufweisen. Erste Stimmungsbilder sind schematisch dargestellt und beschrieben: ein Baumdach mit einem grossen Brunnen referenziert den Münsterplatz, ausreichend Raum für temporäre Events, ein Stadtkiosk erinnern an den Kannenfeldplatz. Dazu kommen Baumgruppen, um die Räume zu gliedern.
Vom Platz aus führen Strassen in die Wohn- und Arbeitsgebiete. In Richtung Wiese, entlang der neuen Tramlinie, führt die Klybeckpromenade. Die Fussgänger- und Veloachse wird von einer Baumreihe begleitet. Auf der einen Seite öffnen sich Räume, die unterschiedlichen Aufenthaltsqualitäten bieten. Diese werden «flexible, programmierbare Stadtgärten» genannt. Diese Achse endet bei der Wiese mit einer grossen Freifläche, der «Gleisharfe». Bereits heute sind dort trockenwarme Pflanzen und Lebewesen angesiedelt. Im Projekt wird dieser Biotop entsprechend geschützt und gepflegt. Das ist begrüssenswert.
Südlich des Klybeckplatzes auf der Esplanade, die sich bis zum Rhein erstreckt, werden «Stadtgärten» zwischen den Punktbauten vorgeschlagen. Obwohl die Gebäude keiner klaren Ordnung folgen, wird für die Umgebung ein 10 mal 10 Meter Baumraster vorgeschlagen. In diesem Raster können sich unterschiedlich grosse «Stadtgefüge» bilden, wie Gemeinschaftsgärten, Spielplätze, Sportflächen, Aussenbereich für Kitas oder Gastronomie. Diese Infrastrukturen werden mit einem Katalog von Grundelementen bespielt, wie Trinkbrunnen, Einfassung und Bäume und sollen ein prägendes Gestaltungsmerkmal für das Quartier werden. Übergeordnet wird der Petersplatz als bekanntes Basler Vorbild gezeigt. Warum ausgerechnet diese Referenz genannt wird, geht aus dem Leitbild nicht klar hervor. Das Grundraster bietet Raum für viele verschiedene Aktivitäten unter einem Baumdach, doch die einfassenden Gebäude und die urbane Gegebenheit unterscheidet sich grundlegend von der Situation beim Kollegiengebäude.
Entlang des Rheins wird die bestehende Rheinpromenade nach der Dreirosenbrücke fortgeführt. Auf der Höhe der Esplanade verbreitet sich der Uferbereich und eine eher schmale Wiesenfläche umrahmt von Bäumen und mit Sitzstufen zu den Gebäuden bildet sie einen Ankunftsort. Die Rheinterrasse ist das Gelenk zwischen Wasser und dem neuen Quartier und wird über die verlängerte Mauerstrasse direkt mit dem Klybeckplatz verbunden. Für diesen Bereich diente als Referenz eine Uferpromenade in Antwerpen, welche die wenigsten kennen. Dabei könnte mit dem St. Johann Park ein lokaler Grünraum eine passende Referenz für diesen Ort sein.
Die vorgeschlagenen Bilder vermitteln uns gewisse Intentionen für das neue Quartier. Den teilweise generischen Inhalt der Referenzen vermischt mit der persönlichen Wahrnehmung, Erfahrung und den noch abstrakten Plänen lässt uns viel Spielraum zur Interpretation. Um bei der Umsetzung einen belebten Freiraum zu kreieren, braucht es vor allem die Akzeptanz der Bevölkerung. Sie soll sich diesen aneignen können. Die Grundlage ist mit der Idee der «Stadtgärten» geschaffen. Im nächsten Schritt erwarten wir eindeutigere Pläne und präzisere Referenzen.
Text Martin Zwahlen / Architektur Basel
Quelle:
– Städtebauliches Leitbild Klybeckplus, Kanton Basel-Stadt, Rhystadt AG, Swiss Life AG