An diesem kühlen Morgen im Januar 2020 bläst der Wind über den waldlosen Grünstreifen auf der Anhöhe zwischen Bubendorf und Niederdorf. Im Norden schimmern die Türme der Höhenburg Schloss Wildenstein durch die Bäume. Ich folge der Strasse entlang eines mehrerer Felder, vorbei an einzelnen Baumgruppen bis zu einem Gebäudeensemble. Willkommen auf dem Arxhof.
Seit 1971 begleitet die Einrichtung junge straffällige Männer. Bis auf ein Schild der Sicherheitsdirektion Basel-Landschaft deutet aber nichts darauf hin. Alleine schon aus städtebaulicher Sicht wäre die idyllisch im Grün gelegene Anlage interessant. Mein Fokus liegt heute aber vor allem auf der Turnhalle aus dem Jahr 1992. Dafür habe ich mich mit Peter Graf verabredet; er kennt den Arxhof wie seine eigene Westentasche. «Wir sind eine offene Einrichtung. Hier gibt es bis auf die kleine geschlossene Abteilung im Wohnbereich keinen Stacheldraht,» erzählt er und führt mich durch die Anlage. An der höchsten Stelle im Westen befinden sich die Wohngebäude, die Verwaltung und die Küche. Bis zu sechsundvierzig Personen leben hier. Gegen Osten erstreckt sich ein leicht abfallendes Anbaufeld. Danach folgt der historische Arxhof, ein Ensemble aus dem Jahr 1585. Das Gehöft gehörte zwischenzeitlich zum Schloss Wildenstein und der Stadt Basel. 1964 erwarb der Kanton Basel-Landschaft den Arxhof zur Errichtung einer sogenannten «Arbeitserziehungsanstalt». Südlich wird das Feld von zwei länglichen Bauten der Arbeits- und Lehrbetriebe gefasst. Die Einrichtung ermöglicht den Bewohnern unter anderem eine Ausbildung zum Forstwart, Landschaftsgärtner, Metallbauer oder Koch.
Die Turnhalle aus der Feder von Architekt Markus Schwob besetzt die freie südwestliche Ecke zum Wald hin. Wie alle Gebäude ordnet sie sich dem orthogonalen Raster unter. Zur hohen Halle gehört ein etwas niedrigerer Nebenbau. Zwei Stützenreihen verlängern dessen Flachdach bis zur Strasse und fassen den kleinen Mergelvorplatz. Zwei Baumgruppen bilden den Auftakt.
Das Hallengebäude überwindet den Niveauunterschied zwischen Wohnen und Arbeiten. Das Sockelgeschoss dient als Garage für Fahrzeuge. Der Nebenbau beherbergt die Umkleideräume, Nassbereiche und einen grossen Geräteraum. Im Entrée führt eine Treppe ins Sockelgeschoss, daneben eine Doppeltür in die eigentliche Turnhalle. Über sechs bodenebene Fenster in der Ostfassade und ein hochliegendes Bandfenster fällt die Morgensonne auf den Hallenboden. Ein ebensolches Oblicht zieht sich über die gesamte Westfassade. Die Südfassade hingegen ist komplett geschlossen und verhindert heisse Mittagsstunden im Inneren. Auch die Nordfassade ist fensterlos.
«Die Lichtsituation und das Raumklima sind sehr angenehm»
Das erdberührte Sockelgeschoss ist als Massivbau ausgeführt. Während die Halle aus vorgefertigten Holzelementen besteht, lastet das Dach des Nebenbaus auf konventionellen Holzstützen und Balken. Die Wände sind ausgefacht. Horizontal montierte Sperrholzplatten mit grossen Fugen bilden die inneren Oberflächen der Halle. Die Decke ist aus akustischen Gründen gelocht. «Die Halle ist wirklich einzigartig,» meint Peter Graf, atmet tief durch und ergänzt, «der Holzgeruch ist beispiellos, die Lichtsituation und das Raumklima sehr angenehm. Eine grossartige Halle!»
«Wind und Regen sind hier oben nicht zu unterschätzen»
Über den Nebenausgang verlassen wir das Gebäude. Die Halle ist von aussen mit mattgelb gestrichenen, vertikal montierten Holzplatten verkleidet, der Nebenbau mit raumhohen rot gestrichenen Platten. «So gut wie mir die Halle gefällt, so wartungsintensiv ist die Fassade im Unterhalt. Wind und Regen sind hier oben nicht zu unterschätzen. Das raue Wetter setzt der Holzfassade arg zu.» Die Schalung muss deshalb regelmässig geschliffen und neu gestrichen werden. Besonders zeitintensiv ist jeweils die Instandsetzung der horizontalen Lamellen vor den hochliegenden Bandfenstern.
Dennoch, Peter Graf möchte die Halle nicht auf ihre negativen Aspekte reduziert sehen. Aus architektonischer und städtebaulicher Sicht überzeugt der Bau von Markus Schwob. Konstruktiv muss sich die Fassade dem schroffen Wetter wohl oder übel geschlagen geben. Beim Bau 1992 gehörten diese Erkenntnisse offenbar noch der Zukunft an. Verdient hat die Turnhalle die «Auszeichnung guter Bauten» der beiden Basel trotzdem. Die entsprechende Plakette am Haupteingang ist kaum zu übersehen.
Wir verabschieden uns und ich mache mich wieder auf den Weg ins Tal, zurre den Kragen der Jacke etwas fester; noch immer bläst der Wind nicht nur der Halle um die Ohren…
Text, Fotos und Pläne: Simon Heiniger / Architektur Basel
Turnhalle Arxhof
Adresse: Arxhof 1, 4435 Niederdorf
Architektur: Markus Schwob
Baujahr: 1992
Preise: Auszeichnung guter Bauten BL/BS 1997
Funktion: Sportanlage
Quellen:
– Baudepartement Basel-Stadt, Hochbau- und Planungsamt, Bau- und Umweltschutzdirektion Kanton Basel-Landschaft, Liestal (1997), Auszeichnung Guter Bauten 1997 (keine ISBN verfügbar).
– Massnahmenzentrum für junge Erwachsene Arxhof
– Geodaten des Kantons Basel-Landschaft – Online-Geoshop
– Bundesamt für Landestopografie swisstopo