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Drei Kleine gewinnen gegen fünf Grosse – Wettbewerb für den Neubau Primarschule Walkeweg

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Vom geplanten Quartier ist auf dem Areal am Walkeweg noch nichts zu sehen. Der Städtebau der Siedlung ist gegeben und ein Perimeter für die neue Primarschule wurde definiert. Die Quartierplaner (Camponovo Baumgartner) hatten für die Schule einen grossformatigen, starken Körper vorgesehen. Fünf der sechs Teams folgten dieser Idee, doch die Gewinner des Wettbewerbs entschieden sich, das Volumen in drei kleinere Gebäude zu unterteilen.

Situationsplan der drei Bauten mit dem Erdgeschoss © ARG

Mit diesem städtebaulichen Ansatz konnte die Arbeitsgemeinschaft Manz Thüler Farquet in Zusammenarbeit mit Studio Céline Baumann (Landschaftsarchitektin) die Jury in allen Bereichen überzeugen. Obwohl eine grosse Kiste auf den ersten Blick als optimale Lösung für ein nachhaltiges Projekt erschien, befand sich im differenzierten Siegerprojekt mehr Potenzial. Durch das Verlagern der Erschliessung nach Aussen wird die Geschossfläche minimiert und damit kann der Energieverbrauch gesenkt werden. Wichtiger ist noch, dass diese feine Unterteilung der Volumen eine hohe Flexibilität bietet. Ein nachhaltiges Gebäude muss auf seine gesamte Lebenszeit betrachtet werden und somit sind zukünftige Erweiterungen und Anpassungen mitzudenken.

Ansicht vom Quartierplatz auf die Tagesstruktur und Aula © ARGE Manz Thüler Farquet

Mit dieser geschickten Setzung gelingt eine gute Anbindung an das geplante Quartier. Die Adressierung der Schule kann über zwei Seiten erfolgen, im Westen über die Wohnzeilen und im Süden durch den Quartierplatz. Wo sich die massigen Baukörper entscheiden mussten und meistens die eine Seite vernachlässigten, gelingt es hier den Kleinen, diese Zwickmühle mit einer offenen Mitte zu lösen. Der Vorschlag ist einfach. Zwei zueinander rechtwinklige Achsen treffen vor dem Eingang des Hauptbaus aufeinander. Die Ost-West-Verbindung führt in das Quartier und nach Süden wird der Quartierplatz zwischen den zwei kleineren Gebäuden erschlossen. Das Gesicht der Anlage ist auf jeder Seite unterschiedlich. Zum Walkeplatz bilden die Tagesstruktur, mit einem Café, und das Aulagebäude einen städtischen Charakter. Ein natürliches, ökologisch wertvolles Element, ein „Tiny Forest“, vereint das Areal mit den Wohnbauten. Dadurch wird ein informeller Anschluss an das Areal ermöglicht und viele Bedürfnisse werden mit diesem Stadtwald abgedeckt. Eine erhöhte Interaktion zwischen den Nutzern ist durch die feingliedrige Vernetzung gegeben.

Im Vordergrund der „Tiny Forest“ als Auftakt zum Schulhof © ARGE Manz Thüler Farquet

Viel Freifläche geht durch die Unterteilung verloren, doch diese kann mit einem öffentlich begehbaren Dach wieder wettgemacht werden. Dieses Dach wird vom Quartierplatz und vom Hauptbau der Schule erschlossen und liegt, im Vergleich zu den anderen grossen Projekten, nur im 2. Geschoss. Den Kindern sollte die nicht vorhandene Freifläche nicht fehlen, denn im Gegenzug erhalten Sie einen attraktiven Pausenplatz mit vielen Nischen und Spiel- und Aufenthaltsmöglichkeiten. Ob die soziale Sicherheit, insbesondere nach Einbruch der Dunkelheit, mit dem stark verwinkelten Aussenraum noch gegeben ist, wird sich zeigen. Sicher ist aber, dass eine vielfältige Nutzung für eine gute soziale Kontrolle sorgt. Gespannt erwarten wir die nächsten Schritte des Projektes.

 

Text: Martin Zwahlen / Architektur Basel

 

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