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Ein Park in Bewegung – Parc des Carrières

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Die Sonne scheint stark, um uns herum wenig Schatten. Vor uns eine schnurgerade Strasse. In der Luft hängt der Geruch von Abgasen. Schon fährt der nächste vollbeladene Lastwagen vorbei. Hinterlässt nur eine grosse Staubwolke. Wir befinden uns an der Grenze zwischen Basel-Stadt, Allschwill, Hégenheim und St-Louis, auf der Rue de Bâle, direkt beim Zugang zum Parc des Carrières.

Der neu geschaffene Zugang direkt hinter der Landesgrenze. © Martin Zwahlen / Architektur Basel

Dieser Park sollte zu einem wichtigen Knotenpunkt im Westen der Agglomeration von Basel werden. Zurzeit ist es ein durchmischter Ort, der von Familiengärten und intensiver Landwirtschaft über Kiesgruben bis hin zu Industrie- und Recyclingstandorten alles enthält. Während der Kiesabbau fortläuft, wurden bereits erste Elemente des Parks realisiert. So steht der Bevölkerung ein Erschliessungsnetz für den Langsamverkehr zwischen den vier Gemeinden zur Verfügung. Entlang der Wege wurden Baumreihen gepflanzt. Alle Verbindungen führen über den zentralen Platz. Ein Spielplatz und eine ausgewachsene Baumgruppe mit Sitzgelegenheiten laden die Besucher an diesem Ort zum Verweilen ein.

An einigen Orten sind Einblicke in die Kiesgrube möglich. © Martin Zwahlen / Architektur Basel

Derzeit wird weiterhin Kies abgebaut. Gleichzeitig wird die zuvor abgebaute Fläche mit sauberem Bodenaushub wieder verfüllt. Parzelle für Parzelle wird der Park ständig weiter gestaltet. Erschwert wird das Vorhaben, da sich verschiedene Eigentümer die gesamte Fläche teilen. Durch ein Partnerschafts- und Kofinanzierungsabkommen konnte ein Erwerb der Grundstücke durch die öffentliche Hand vermieden werden. Die kluge Etappierung und Umsetzung des Projektes erlaubten, dass bereits 2020 die ersten Bäume gepflanzt werden konnten. Diese haben dadurch Zeit, bis zur geplanten Fertigstellung im Jahr 2028 anzuwachsen und an Kronenvolumen zu gewinnen.

Die Entwicklung des Areals zwischen 1998 und 2023. Gut zu erkennen sind die sich verschiebenden Kiesgruben. © Geoportal Basel-Stadt

Die Entwicklungsstufen mit den neu geschaffenen Wegverbindungen

©https://www.parcdescarrieres.net

Wenn es so weit ist, wird dieser neugestaltete Freiraum ein zentraler Aufenthalts- und Durchgangsort für die Bevölkerung. Doch nicht nur für die Menschen ist dieser Ort von Bedeutung. Das Projekt ist ein wichtiges Puzzlestück des Grünraumkorridors von der Petite Camargue Alsacienne bis zum Allschwiler Wald, das nun geschlossen werden kann. Auch werden auf dem 300 Hektar grossen Gebiet verschiedene Vegetationstypen angeboten, von Trockenstandorten über Wildblumenwiesen bis hin zu feuchten Standorten.

Entlang der Wege wurden die Bäume bereits gepflanzt (im Bild links). Bis diese ausgewachsen sind, dauert es aber noch einige Jahre. © Martin Zwahlen / Architektur Basel

Die planerischen Vorarbeiten für diesen Park dauerten lang, bis die erste Etappe im Jahr 2021 schliesslich umgesetzt werden konnte. Bereits 2006 wurde ein strategisches Leitbild «Franges urbaines Allschwil–Hégenheim » aufgesetzt. Erst als das Büro Courvoisier Stadtentwicklung im Rahmen der Internationalen Bauausstellung Basel, kurz IBA, im Jahr 2011 die Initiative «Kiesgrube 2.0» einreichte, startete der Prozess. Die IBA übernahm während 2011 und 2021 eine wichtige Rolle als Vermittlerin. Die verschiedenen Akteure wurden zusammengebracht und auch die Finanzierung für die Planung konnte gesichert werden. Das Resultat ist ein interkommunales und vor allem länderübergreifendes Projekt.

Der Spielplatz bietet viele verschiedene Geräte für die Kinder an. Bäume und Sträucher wurden dicht gepflanzt. © Martin Zwahlen / Architektur Basel

Zurzeit wirkt der Park noch etwas verlassen. Einige Personen nutzen den Spielplatz oder kommen für einen Spaziergang mit dem Hund hierher. Die Wege dienen als Durchgangsroute und kürzeste Verbindung zwischen St-Louis und Allschwil. Leider wird der Unterhalt vernachlässigt. Einige Bäume sind bereits abgestorben, Andere sollten zurückgeschnitten werden, um ihr Wachstum zu unterstützen. Für ein Picknick mit der Familie oder um zu Flanieren fehlt es noch an Aufenthaltsangeboten. Jedoch sind der fortlaufende Kiesabbau und die Einblicke in den Untergrund der Rheinebene in Basel einmalig.

Text: Martin Zwahlen / Architektur Basel


Quellen:

 

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