Einfach hochgeklappt – alle rangierten Projekte von OEAU über BGM bis WaselWolf

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Sie sind eine Seltenheit, offene Wettbewerbe in Basel-Stadt. Eine positive Ausnahme gab es in Riehen zu verzeichnen: Im Rahmen eines Projektwettbewerbs im offenen Verfahren suchte die Gemeinde einen geeigneten Entwurf für den Umbau und Erweiterung des Freizeitzentrums Landauer, dass von Architekt Peter Zinkernagel entworfen und 1977 eröffnet wurde. Der Wettbewerb stiess auf reges Interesse: Insgesamt 51 Beiträge wurden eingereicht. Neben vielen jungen, unbekannten Büros waren auch ein paar etablierte Namen dabei: Luca Selva, Aita Flury, Ackermann Architekten oder Brandenberger Kloter. In unserem heutigen Artikel blicken wir auf die vier rangierten Projekte.

Situationsplan Landauer © Gemeinde Riehen

Im beschaulichen Landauer herrscht dringender Sanierungsstau. Das Wettbewerbsprogramm umfasste deshalb die Erneuerung des Freizeitzentrums: «Die Gebäudehülle, die haustechnischen Installationen, die Einbauten und alle Oberflächen sind weit über ihre Lebenserwartung hinaus genutzt und müssen saniert oder ersetzt werden. Die vorhandenen Räume decken den aktuellen und zukünftigen Bedarf des Freizeitzentrums nicht mehr.» Ausserdem soll auf dem Areal künftig ein Kindergarten Platz finden. Eine für alle Teilnehmenden verfügbare Machbarkeitsstudie zeigte dazu die Möglichkeit der Umnutzung des bestehenden Abwartshauses auf. Man muss es loben: Das Programm war kurz und bündig. Die geforderten Abgabeunterlagen umfassten lediglich vier A1-Pläne – auf weitere Berechnungen und Exceltabellen wurde gar komplett verzichtet. Das es das noch gibt! Das Kompliment geht nach Riehen: Es braucht mehr von diesen kleinen, offenen Architekturwettbewerben, die man mit überschaubarem Arbeitsaufwand bewältigen kann. Das rege Interesse resultierend in 51 teilnehmenden Teams gab der Ausloberin recht. Fazit: Eine gute Verfahrenswahl!

© Sample+

Das Programm liess die Lösung offen: «Umbau und Erweiterung oder Ersatzneubau». Dass die überwiegende Mehrheit das Bauen im Bestand dem Abbruch vorzog, spricht von der architektonischen Haltung, aber auch von der architektonischen Qualität des bestehenden Freizeitzentrums mit seiner markanten Dachkonstruktion. Jurymitglied und Gemeinderat, Dr. Stefan Suter, zeigte sich von vom Niveau der Wettbewerbsbeiträge begeistert: «Die höchste Anerkennung gilt unbestritten den Architektur- und Planungsbüros, welche hervorragende Projekte eingereicht und den Wettbewerb ermöglicht und belebt haben.» Tatsächlich bewies der Augenschein in der Wettbewerbsausstellung im Gemeindehaus in Riehen: Das Niveau der Abgaben war hoch. Die Mehrheit der Projekte gingen von einer sorgfältigen Analyse des Bestandes aus, wobei unterschiedliche Strategien des Weiterbauen – von der Addition über die Aufstockung bis zur Untergrabung – erprobt wurden.

Siegerprojekt «Longchamp» © OAEU

Das Siegerprojekt von OAEU zeichnet sich durch die formale Überhöhung der bestehenden Dachform aus. Um Raum zu schaffen, wird das parkseitig abfallende Dach des Freizeitzentrums hochgeklappt. «Die aus dem gegebenen Winkel resultierende Gebäudehöhe von 12.30 Meter setzt einen städtebaulichen Akzent, welcher eine gewisse Monumentalität ausformuliert», fasst es die Jury zusammen: «Auf eine unangestrengte Art und Weise gelingt es dem Projekt «Longchamp», die Freizeitanlage zu erneuern und in die Zukunft zu führen. Ohne die Spuren der Geschichte vollkommen zu löschen, entsteht ein Freizeitzentrum, welches den Bedürfnissen der Nutzerschaft und der Trägerschaft grosszügig entgegenkommt.» Die Gratulationen gehen nach Zürich.

Gerne zeigen wir euch die vier rangierten Projekte. Die nachfolgenden Projektbeschriebe stammen aus dem Jurybericht.


Longchamp
1. Rang
Architektur: OAEU Kollektivgesellschaft, Zürich
Tragwerksplanung: Pirmin Jung Schweiz AG, Frauenfeld
Landschaftsarchitektur: Luisa Walterbusch, Landschaftsarchitektin, Dortmund D

© OAEU

Auf eine sehr radikale und rationale Weise wird die Freizeitanlage Landauer im Projekt «Longchamp» erhalten und zugleich vollkommen transformiert. Das Abwartshaus wird zum Kindergarten umgebaut, das Jugendzentrum bleibt weitgehend unangetastet. Um Raum zu schaffen, wird das parkseitig abfallende Dach des Freizeitzentrums hochgeklappt, ein grosszügiges Obergeschoss wird neu kreiert. Mit dieser Geste erhält das Hauptgebäude den Charakter einer Tribüne, welche die Präsenz des Grünraumes mit seinem üppigen Baumbestand städtebaulich im Quartier verstärkt und die öffentliche Funktion der Anlage verdeutlicht.

© OAEU

© OAEU

Die Struktur wird wortwörtlich aufgeklappt, in dem die bestehenden Hauptträger im Süden nach oben geklappt und weiterbenutzt werden. Die aus dem gegebenen Winkel resultierende Gebäudehöhe von 12.30 Meter setzt einen städtebaulichen Akzent, welcher eine gewisse Monumentalität ausformuliert. Die heutige Konstruktion des Obergeschosses wird entfernt, eine neue Ebene wird eingebracht, strassenseitige Gauben schaffen städtebaulich eine angenehme Zweigeschossigkeit zum Quartier und ermöglichen eine beidseitige Belichtung. Das Gebäude wird gleichartig um zwei Achsen verlängert. Das heutige Raumprogramm des Freizeitzentrums kann auf den neu zur Verfügung gestellten Flächen optimal untergebracht werden. Die eindeutige Orientierung des Volumens spiegelt sich im Innenraum, alle öffentlichen Nutzungen öffnen sich zum Park hin, die dienenden Räume sind zur Strasse ausgerichtet, dazwischen befindet sich eine klare Erschliessungszone. Ein Ankunftsplatz führt zum Haupteingang, welcher direkt in das Foyer mündet und den Blick zum Park inszeniert. Die Wege zu den meist- benutzten Räumen wie Kaffee, Kleinkinderraum, Bastelraum oder Werkstätten sind eindeutig und kurz, auch profitieren diese Räume von einem direkten Ausgang in den Freiraum und können – geschützt durch eine Laube – nach aussen erweitert werden.

© OAEU

Das Obergeschoss, erschlossen über eine neue Treppe und einen Lift, beherbergt die weiteren öffentlichen Nutzungen sowie die Mietflächen. Der neue Querschnitt erzeugt eine überraschende räumliche Grosszügigkeit. Ein parkseitiger Laubengang, der sich über die gesamte Gebäudelänge erstreckt, erweitert die Nutzflächen und ermöglicht eine flexible, von den Öffnungszeiten unabhängige Nutzung der Mieträume. Zwei gerade Aussentreppen verbinden den Laubengang mit der Strasse. Ein weiterer vertikaler Bezug zum Park wäre wünschenswert, die erzielte Vermählung des Aussenraumes mit dem Innenraum wäre dadurch optimal. Die Räumlichkeiten im Untergeschoss bleiben soweit sinnvoll erhalten und werden besser erschlossen. Der Kindergarten wird im ehemaligen Abwartshaus untergebracht. Es werden nur wenig Anpassungen vorgenommen. Tendenziell weist der Kindergarten zu kleinen Räumen auf, funktio niert aber sehr gut. Das Jugendzentrum wird nur leicht umgebaut und saniert. Das Gerätelager sowie Lager und Werkstatt des Hauswarts werden neu gebaut. Sie gliedern den Freiraum und erzeugen neue Aufenthaltsqualitäten.

© OAEU

Die Qualitäten des bestehenden Freiraumes werden durch kleine und gezielte Eingriffe aufgewertet. Im Norden sind die Bereiche funktional und klar zoniert ausgebildet, ein Ankunftsplatz markiert die Adresse des Freizeitzentrums. Eine strukturreiche Wildstaudenpflanzung unter der Baumreihe schafft einen grünen Filter zum Strassenraum. Der eindrückliche Baumbestand auf dem Areal wird beibehalten und ergänzt. Im Süden werden die schon heute bestehenden Spielangebote weiterhin genutzt. Eine Entsiegelung der Wege im Park wird vorgeschlagen. Diese werden als landschaftlich geprägte chaussierte Oberflächen neu ausgebildet. Der eingezäunte Aussenraum des neuen Kindergartens, teilweise abgegrenzt durch eine wilde Hecke, schliesst westlich direkt an das Gebäude an. Der Blick auf das an- schliessende Wäldchen wird frei gelassen. Für das Jugendzentrum wird auf der östlichen Seite des Gebäudes auf der bestehenden asphaltierten Fläche ein Hartplatz mit Tribüne angelegt. Der informelle Charakter der Anlage wurde sorgfältig analysiert und im Projektvorschlag sensibel umgesetzt.

© OAEU

© OAEU

Auf eine unangestrengte Art und Weise gelingt es dem Projekt «Longchamp», die Freizeitanlage zu erneuern und in die Zukunft zu führen. Ohne die Spuren der Geschichte vollkommen zu löschen, entsteht ein Freizeitzentrum, welches den Bedürfnissen der Nutzerschaft und der Trägerschaft grosszügig entgegenkommt. Die Jury ist überzeugt, dass die räumlichen sowie atmosphärischen Überlegungen, die hier vorgeschlagen werden, eine nachhaltige und flexible Nutzung der Gesamtanlage ermöglichen werden.

 

Dora
2. Rang
Architektur: sample+ KIG, Zürich

© Sample+

© Sample+

«Der Weg durch das Areal wird zur Entdeckungsreise…» Mit diesem Narrativ wird subtil in den Bestand eingegriffen und dieser erweitert. Bricolage-artig wird weitergebaut. Die innere Organisation des Freizeitzentrums bleibt geschickt erhalten und wird mit einfachen Massnahmen zu einem fliessenden Raumgefüge weiterentwickelt. Die Flure werden als zusammenhängende Begegnungslandschaft zu nutzbaren, raumhaltigen Schichten, die über die Fassade hinausführen. Die Hauptnutzräume gliedern sich entlang der Südfassaden und führen die charakteristischen räumlichen Beziehungen zwischen Innen und Aussen weiter. Das Dach des Veranstaltungsraums wird angehoben und mit einem feierlichen Schwung versehen, um Licht in die tieferliegenden Räume zu bringen. Die dazu aufgezeigten konstruktiven Details wirken wenig glaubwürdig und führen zu grossen Bedenken hinsichtlich der Umsetzung. Ein zweites, plausibles Tragsystem wird eingeflochten, und die rückgebauten Träger werden im Kindergartendach wiederverwendet. Ein neuer, sekundärer Zugang im Osten ermöglicht eine direkte Verbindung zum Jugendhaus und bindet dieses in das gesamte Ensemble ein. Die im Obergeschoss angeordneten Mieträume und der Versammlungssaal sind unabhängig vom alltäglichen Betrieb er- schliessbar und bieten mit der zusätzlichen Balkonschicht einen attraktiven, alternativen Rückzugsort für Drittmieter.

© Sample+

© Sample+

Das Jugendhaus bleibt intakt und wird im Untergeschoss mit den geforderten Nutzungen ergänzt. Der Freiraum wird gegen Osten mit raumgreifenden Nutzbauten erweitert und schafft einen weiteren, jedoch geschützteren Spiel- und Aufenthaltshof. Der Kindergarten bettet sich in das bestehende Abwartshaus ein. Ein leicht eingedrehter, ein- geschossiger Ergänzungsbau, der sich im Achsenrhythmus am Bestand orientiert, fügt sich geschickt in den Baumsaum ein. Ein im Massstab gerechter Kindergarten entsteht und formt einen geschützten Aussenbereich für die Kinder. Eine weitere Entdeckungswelt entsteht. Die Mieträume im Obergeschoss werden betrieblich in Frage gestellt, da sich diese mit dem Be- trieb des Kindergartens vermischen.

© Sample+

Der Gartenraum bleibt dank der geringen Eingriffstiefe intakt und ergänzt gezielt den bestehenden Baumsaum, welcher das gesamte Areal umgreift und charakterisiert. Auf selbstverständliche Weise wird die Zufahrt/Anlieferung am Eingangsbereich angeordnet, ohne den durchgrünten Charakter des Strassenraums zu verändern. Der Landschaftsraum gestaltet sich kontinuierlich und offen und fliesst in die Räume des Kindergartens und Freizeitzentrums. Mit der Einführung des zweiten Zugangs zwischen Freizeitzentrum und Jugendhaus gelingt ein neu bespielter Freiraum.

© Sample+

Den Verfassenden gelingt es durch die sorgfältige Analyse des Ortes und die Auseinandersetzung mit dem Betrieb, einen stimmigen, identitätsstiftenden und unkonventionellen Projektbeitrag zu leisten. Gekonnte Eingriffe schaffen neue räumliche Beziehungen, ohne den Massstab und Bezug zur Nutzergruppe oder dem Ort zu verlieren. Das Wechselspiel zwischen Haus und Gartenraum wird zur Entdeckungsreise für alle Altersklassen, mit offenen Begegnungs- und geheimnisvollen Rückzugsorten. Und doch fehlt das Vertrauen, das Bricolage-artige Konzept technisch umzusetzen, ohne dabei den Charme des Unpräzisen und Verspielten zu verlieren.

 

Zämme
3. Rang
Architektur: BGM ARCHITEKTEN, Basel
Tragwerksplanung: Büro Thomas Boyle + Partner AG, Zürich
Landschaftsarchitektur: Bureau 105 Landschaftsarchitektur, Zurzach

© BGM Architekten

Ausgehend von einer feinfühligen Analyse des Bestands entwickelt das Projekt «Zämme» ein interessantes Verständnis für Ort und Funktion der Freizeitanlage. Der Bestandsbau wird mit wenigen aber präzisen Massnahmen reorganisiert; mit einem raumschaffenden Anbau wird der Bestand zudem ostseitig erweitert und bietet so die Möglichkeit, Miet- und Versammlungsräume an der Bewegungsachse zwischen Otto Wenk-Platz und Bluttrainweg effizient anzuordnen. Mit einer Umorganisation des Jugendhauses wird ein strassenseitiger Zugang geschaffen, der einen unabhängigen Betrieb ermöglichen soll und sich ostseitig auf einen, zum Park abgegrenzten, Hofraum orientiert. Im Westen wird die Abwartswohnung geschickt als Kindergarten umorganisiert und mit gezielten Eingriffen zum westlich gelegenen Garten mit Spielplatzwald geöffnet.

© BGM Architekten

© BGM Architekten

Die Jury schätzt die Angemessenheit und Klarheit der Eingriffe. Die Grundrisse – vor allem im Bestand – sind gut entwickelt. Es entstehen schöne Raumfolgen und eine attraktive, gut proportionierte Eingangssituation. Die Strategie, mit volumetrischen Ausklappungen an ausgesuchten Stellen einen räumlichen und belichtungstechnischen Mehrwert zu schaffen und so zum Beispiel den Haupteingang zu betonen, gefällt. Auch das kritische Weiterbauen des Be- stands mit einer zeitgemässen Holzkonstruktion scheint adäquat. In der Summe gelingt es aber nicht, den übergeordneten räumlichen und funktionalen Mehrwert für den Erweiterungsbau aufzuzeigen. Bedauert wird insbesondere, dass alle Werkstätten und Bastelräume im Untergeschoss angeordnet sind.

© BGM Architekten

© BGM Architekten

Die in den Augen der Jury spezifische Qualität des direkten Nebeneinanders von Aktivitäten wird zu Gunsten einer aufgeräumten Situation aufgegeben und wider- spricht hier dem intendierten Geist des Hauses. Insbesondere der Neubau vermag die Erwartungen nicht zu erfüllen. Die etwas zu pragmatische Grundrissorganisation, aber auch die Ausrichtung auf das Jugendhaus überzeugen räumlich und architektonisch nicht und bleiben im Gesamtkontext fremd. Der Vorschlag, den Zugang zum Jugendhaus zur Strasse zu legen, entlastet zwar den parkähnlichen Spielraum, ist aber mitten in einem Wohnquartier problematisch, da der Eingang auch immer Versammlungsort ist und zu Konflikten mit der Anwohnerschaft führen kann.

© BGM Architekten

Es handelt sich beim Projekt «Zämme» um einen sehr sorgfältigen und gut entwickelten Vor- schlag. Das grundlegende Interesse für den Bestand zeigt sich an vielen Stellen und ist aus- gehend von konstruktiven Prinzipien bis zur Wiederaufnahme und Weiterentwicklung des Farbkonzepts durchgearbeitet. Insbesondere wird auch die präzise Bearbeitung der Aussenräume gewürdigt. Insgesamt bleibt aber die Frage nach dem übergeordneten Mehrwert für die Gesamtanlage unbeantwortet – das versprochene räumliche Gerüst scheint trotz allen Bemühungen zu wenig robust, die vorgeschlagene Erweiterung bleibt fremd. Die programmatische Aufgeräumtheit widerspricht dem spezifischen Geist der Anlage.

 

Hortus 2.0
4. Rang
Architektur: WaselWolf Architekten, Basel
Tragwerksplanung: Timbatec Holzbauingenieure AG, Zürich
Landschaftsarchitektur: Salathé Rentzel Gartenkultur AG, Oberwil

© WaselWolf

Die Projektverfassenden greifen die strukturelle Idee des bestehenden Gebäudes auf und er- weitern dieses durch drei weitere Achsen in Richtung zum bestehenden Jugendhaus. Was auf den ersten Blick als eine Gesamtsanierung mit Erweiterung erscheint, zeigt sich im Entwurf jedoch radikaler. Das gesamte Gebäude wird bis auf die Kellerdecke zurückgebaut, neu organisiert und strukturiert. Zum Bluttrainweg wird das Gebäude zweigeschossig ausgebildet und um drei Achsen erweitert. Dadurch wirkt das Volumen zum Strassenraum wohlproportioniert und sein äusseres Erscheinungsbild betont den öffentlichen Charakter. Zum Garten hin bleibt das Gebäude entlang der bestehenden Holzbinder eingeschossig und verzahnt sich mit der Aussenanlage. Beim Kindergarten verhält es sich umgekehrt, das Gebäude ist zum Strassenraum ein- und zum Garten hin zweigeschossig ausgebildet. Durch diese Massnahme wird der kleine Kindergarten eigenständig und entwickelt, eingebunden in der gesamten Anlage, eine eigene Identität. Durch die Erweiterung des Freizeitzentrums zum Jugendhaus hin entsteht eine räumliche Enge. Zudem gewinnt das Jugendhaus durch die Ausbildung eines abgewandten Hofs und der vorgesehenen offenen Fassade nach Osten hin seine Eigenständigkeit, die den Nutzenden entgegenkommt. Städtebaulich vermag das vorgeschlagene Konzept in sich aber auch im Kontext zur nachbarlichen Bebauung zu überzeugen.

© WaselWolf

© WaselWolf

Durch den vollständigen Rückbau des Freizeitzentrums verschaffen sich die Projektverfassenden neue Freiheiten in der Grundrissorganisation und im Raumgefüge. Gleichzeitig schränken sie die gewonnene Freiheit durch das Festhalten an Lage und Geometrie der Binder zum Nachteil der Raumnutzung im oberen Geschoss ein. Das Konzept der Raumstruktur ist klar organisiert. Die grosszügige Eingangshalle bietet den nötigen Überblick und gibt den Blick in den Garten frei. Die funktionalen Räume sind nördlich zur Strasse angeordnet. Die gartenseitige Raumspange schenkt den Nutzenden ein hohes  Mass an Flexibilität. Die pädagogisch wertvollen Räume wie Werkstätten, Bastelräume und Ateliers etc. werden in das Untergeschoss verdrängt, was betrieblich ungünstig ist. Die vorgeschlagenen flexiblen Nutzungen in der Raumspange wie Veranstaltungen und Events etc. sind für das Freizeitzentrum sekundär und weniger wichtig.

© WaselWolf

© WaselWolf

Der Kindergarten ist klar organisiert, allerdings ist die Verbindung vom Hauptraum zum Gruppenraum ungünstig angelegt und verhindert einen durchgängigen Finkenraum. Durch die gartenseitige Raumerweiterung kann der kantonale Raumstandard eingehalten werden. Die Ausrichtung des Jugendhauses ist durch die neuen Öffnungen zum abgewandten östlichen Platz gut gelöst und schafft für die Jugendlichen einen Mehrwert.

© WaselWolf

Der Entwurf ist sorgfältig durchgearbeitet und konstruktiv durchdacht. Ebenso wurde der Brandschutz nachweislich gelöst. Das stringente Festhalten am Tragwerk, welches nach einem gesamten Rückbau das ehemals gestalterische Merkmal als historisches Vorbild wieder aufgreift, bleibt fragwürdig. Zum Strassenraum hin zeigt sich der neue Baukörper zwar grosszügig, im Obergeschoss des Freizeitzentrums lassen sich die Räume jedoch nur ungünstig nutzen und wirken zu kleinteilig.

 

 

 

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