Architektur Basel durfte kurz vor Fertigstellung einen Blick in die Wohnungen an der Maiengasse werfen. Über den grosszügigen Hof, den «Cour d’honneur», wie ihn die Architekten schmunzelnd nennen, betreten wir das Haus. Die letzten Küchen werden gerade montiert. Der Handlauf im Treppenhaus wird soeben definitiv verschraubt. Hier und dort noch etwas gestrichen, gebohrt oder gefugt. Es duftet wohlig nach Holz. Trotz Endspurt: Von Hektik ist an diesem Freitagnachmittag keine Spur. Der Holzbau von Esch Sintzel Architekten strahlt in der warmen Junisonne bereits viel Wohnlichkeit aus.
Die Fassade zum Hof ist fast vollendet. Das Schattenspiel der Faltläden rhythmisiert die Fassade. Bald wird die Laube im Erdgeschoss von spielenden Kindern belebt sein. Ob die filigran geschnitzten Holzstützen zum Schutz besser eingepackt bleiben sollten?
Die offen sichtbare Holzstruktur prägt die Innenräume. Die Hauptbalken werden an den Stirnfassaden vom warmen Innenraum durch die thermische Trennung in den unbeheizten Aussenbereich geführt, was dem äusseren Ausdruck des Hauses zusätzliche Kraft verleiht.
Einfach, aber robust soll es sein. Das Massivholz wird mit einer Absturzsicherung aus einfachem Maschendraht kombiniert.
Sunny box: Die Loggien der Wohnungen im zweiten Obergeschoss werden zusätzlich zenital belichtet. Das bringt viel Sonnenlicht in die Mitte der Wohnung.
Leicht und schwer in perfekter Harmonie: Die massiven Betonkerne verschränken sich zur Aussteifung mit dem gerichteten Holztragwerk. Die präzise Verbindung zeugt von der hohen handwerklichen Qualität der Ausführung.
Wer viel und hart arbeitet, hat zwischendurch eine Pause verdient. Ein bisschen Stolz auf das gebaute Werk mischt sich in den Rauch der Zigarette.
Durchblicke in die Tiefe: Die Querverbindung aus dem Innenhof in die Gärten schafft einen schönen Sichtbezug. Hier der Blick vom tiefergelegenen Garten im Osten.
Hier lässt es sich leben: Die fast fertige Laube an der Südfassade freut sich auf laue Sommerabende…
Feines Spiel mit Farbe, Material und Proportionen: Die präzie abgestimmten Grüntöne der Holzflächen kontrastieren mit den linearen Fensterrahmen oder der Dachrinne in warmen Rot-Brauntönen. Das Raster des Holzbaus erfährt in der Fassade durch die unterschiedlichen Wohnungstypologien eine Variation.
Symbiose aus Funktionalität und Sinnlichkeit: Das Treppengeländer verbindet die Funktionalität der Stahlstaketen mit der Sinnlichkeit des hölzernen Handlaufs.
Die Farbigkeit des Schrägdachs erinnert an korrodiertes Kupfer. Darüber erheben sich die Grossbauten des Biozentrums. Darunter erstreckt sich die grosszügige Laubenschicht an der Südfassade.
Die feinen Falt-Klappläden bringen einen Hauch Paris an die Maiengasse – und dennoch erinnert ihre einfache Machart eher an die ehemaligen, vernakulären Schopfbauten im Gewerbehof.
Die Junisonne senkt sich langsam hinter den Nachbarbauten an der Maiengasse. Wir verlassen den Ort mit der Überzeugung, dass die künftigen Bewohnerinnen und Bewohner hier ein lebens- und liebenswertes Zuhause finden werden.
Text: Lukas Gruntz / Architektur Basel
Architektur: Esch Sintzel Architekten, Zürich
Wettbewerb: 2013, 1. Preis
Planung und Ausführung: 2014 – 18
Mitarbeit: Marco Rickenbacher (PL), Nicola Wild (PL Stv.), Sarah Maunder, Nike Himmels, Maneeza Ali Khan, Matthias Berger
Adresse: Maiengasse 7/11, Hebelstrasse 52, Basel
Bauherrschaft: Immobilien Kanton Basel-Stadt
Programm: 54 Wohnungen (1,5 – 6,5 Zimmer), Kindergarten
Bausumme: CHF 20.8 Mio. (BKP 2, KS)
Baumanagement: Eigenmann Partner GmbH, Muttenz
Landschaftsarchitektur: Schmid Landschaftsarchitekten, Zürich
Bauingenieur: Ernst Basler + Partner AG, Zürich
Auftragsart: Generalplanung