Die Wohngenossenschaft Meiriacker thront an exponierter Lage auf einem Hügel über Binningen. Viele der Wohnungen bieten einen tollen Ausblick nach Basel.
Bevor wir auf die Fassadensanierung von Flubacher Nyfeler Partner Architekten AG zu sprechen kommen lohnt sich ein Blick zurück auf die Anfänge der Wohngenossenschaft Meiriacker. 1936 wurde an der Binninger Einwohnergemeindeversammlung entschieden, dass die Parzelle auf der heute die Wohngenossenschaft Meiriacker steht an eine Genossenschaft im Baurecht abgegeben werden soll. Die Ziele der Genossenschaft waren bei der Gründung in drei Punkten formuliert: Die Wohnungen sollten auf lange Sicht attraktiv sein und einen bleibenden Komfort bieten. Die Mietzinse sollten tragbar sein. Dabei sollte insbesondere auch auf tiefe Unterhaltskosten geachtet werden. Und zu guter Letzt wollte man die Möglichkeiten der rationellen Bauweise ausnützen.
Gesagt getan: Am Standort der heutigen Autoeinstellhalle wurde eine Feldfabrik zur Vorfabrikation errichtet. 1969 konnten die drei Häuser mit 34 Dreieinhalbzimmerwohnungen und 17 Viereinhalbzimmerwohnungen, sowie acht Reiheneinfamilienhäuser fertiggestellt werden.
2012 wurde das Architekturbüro Flubacher Nyfeler mit der Planung der Fassadensanierung beauftragt. Wie eine Sanierungsstudie aus dem Jahre 2008 zeigte, war diese dringend notwendig. Die Fassade wurde bis auf den Rohbau rückgebaut. Die Balkone wurden ebenfalls abgerissen. Durch den Wegfall der Rolladenkasten konnten zudem die Fensterflächen vergrössert werden. Dies alles geschah in bewohntem Zustand. Die Bewohner nahmen die erhebliche Beeinträchtigung ohne Mietreduktion in Kauf. Neu am Gebäudevolumen sind die vergrösserten und teilweise für eine bessere Orientierung gedrehten Balkone. Die 15m2 grossen Balkone bieten entweder Abendsonne oder Stadtsicht. Die Nordbalkone gibt es nicht mehr. Die Balkonzimmer kragen aus dem Gebäudevolumen, bieten durch die Windschutzverglasung mehr Komfort und können neu ganzjährig genutzt werden.
Die alte Fassade war vertikal gegliedert und bestand aus roten Backsteinen sowie aus vor fabrizierten Betonelementen, welche bei den Balkonen und Fenstern zum Einsatz kamen. Bei der neuen Fassade wurde nur noch ein Material verwendet. So erstrahlt die neue rote Klinkerfassade in einem einheitlichen Kleid, das sich neu horizontal gliedert.
2015 konnte nach zweijähriger Bauzeit die Sanierung abgeschlossen werden. Die Fassadensanierung ist dem Architekturbüro Flubacher Nyfeler gelungen. Die neue Fassade gliedert sich mit der Materialisierung und der Farbigkeit in die bestehenden, umliegenden roten Backsteinbauten ein. Erst auf den zweiten Blick fallen einem die Unterschiede auf. Etwas schade, dass die Küchenabluft an der Fassade sichtbar ist, aber dies nur ein Detail am Rande. Wünschenswert wären zudem etwas mehr Bäume. Die Umgebungsgestaltung wirkt etwas kahl. Aber vielleicht ist dies ja bereits das nächste Projekt der Genossenschaft.
Die Genossenschaft Meiriacker bleibt ihren anfänglichen Zielen treu: Die Mietpreise wurden nach der Sanierung nicht angehoben. So präsentieren sich die Mieten äusserst attraktiv: Eine Dreieinhalbzimmerwohnung kostet unter 1‘000 Franken Monatsmiete. Das Projekt ist ein gelungener Beitrag zur zeitgemässen Weiterentwicklung von preisgünstigem Wohnraum.
Umbau und Sanierung Meiriacker
Funktion: Mehrfamilienhäuser
Adresse: Im Kirschgarten 47, 4102 Binningen
Bauherrschaft: Wohngenossenschaft Meiriacker Binningen
Projektverfasser: Flubacher Nyfeler Architekten AG
Fachplaner: Ehrsam + Partner AG
Text: Céline Dietziker / Architektur Basel
Fotografie: © Roger Frei Architekturfotografie, Zürich
Erschienen in: Architekturpreis Binningen 2018