Die neu gegründete Stiftung für Baukultur und Denkmalpflege im Kanton Baselland erläuterte Mitte September an einem ersten Informationsabend im Kulturhotel Guggenheim ihre Absichten. Das Augenmerk der Stiftung liegt darauf, bauhistorisch wertvolle, gute, nicht unter Denkmalschutz stehende Bauten zu erhalten. Die Hauptaufgabe, die sich die Stiftung selbst gegeben hat, ist die Übernahme von Liegenschaften, die akut gefährdet sind oder wo die Eigentümmer:innen langfristig einen Erhalt sicherstellen wollen.
Nach einer Vorstellungsrunde des mit viel Fachwissen aufgestellten Stiftungsrates, erläuterte Walter Niederberger, der ehemalige kantonale Denkmalpfleger, wie die Dörfer durch die gesichtslosen Ersatzneubauten mit ihrer maximierten Ausnützung an Charakter verlieren. Mit guter Beratung wäre aus Sicht der Stiftung an vielen Stellen auch eine Renovation möglich. Jeder Abbruch bedeutet eine enorme Verschwendung an Material und Energie und natürlich auch an einst geleisteter, nicht mehr zu erstellender Handwerksarbeit. Baukulturell wichtige Ensembles und gewachsene Quartiere verlieren so ihren Charakter.
Ruedi Riesen, Präsident des Baselbieter Heimatschutzvereins, hat für die Stiftung eine breit aufgestellte Fachgruppe zusammengeführt. Mit viel Tatendrang und Fachwissen werden von den sieben Stiftungsrät:innen ambitionierte Ziele für mehr Baukultur verfolgt. Riesens neue Bibel ist die neuste Theorie von Vittorio Lampugnani ‹Gegen Wegwerfarchitektur› aus der er am Informationsabend auch zitiert: «Letzlich ist jedes Gebäude, das von Abriss bedroht wird, prophylaktisch ein potenzielles Schutzobjekt: allein aus dem Grund, dass es existiert.»
Daher versucht die Stiftung Häuser, Gärten und oder auch Nebenbauten zu übernehmen – durch Schenkung oder Erwerb – diese der Spekulation zu entziehen und sie damit langfristig zu bewahren. Die Finanzierung des Unterhalts, der Renovation und der Verwaltung soll durch angemessene Mietzinse gewährleistet werden, welche sicherstellen, dass die einzelnen Gebäude und Anlagen selbsttragend sind.
Am Ende des Abends wurde auch klar, die Stiftung braucht noch die nötigen Mittel und Spenden, um ihre Vorhaben umzusetzen. Zwei Villen wurden der Stiftung bereits versprochen. Sie sucht aber weiter sowohl monetäre Spender als auch Leute, die eine erhaltenswerte Liegenschaft haben, welche sie für die Zukunft schützen möchte. Die Stiftung bietet auch gerne Hilfeleistungen, wenn sie von bedenklichen Abrissvorhaben hören, melden sie sich bevor die Bagger auffahren.
Die Stifung wird ehrenamtlich durch die folgenden sieben Stifftungsräte geführt:
Sibylle Hartmann, Architektin und Innenarchitektin, Arisdorf
Judith Christ, Mitglied Baselbieter Heimatschutz, Liestal
Doris Huggel, Kunsthistorikerin und Gutachterin, Pfeffingen
Michael Kunz, Advokat, Zunzgen
Walter Niederberger, Architekt, ehem. Denkmalpfleger BL, Liestal
Rudolf Riesen, Architekt, Präsident Baselbieter Heimatschutz, Liestal
Andrea Schenk, Architektin, Basel
Ausführliche Informationen finden sich unter: www.stiftungbaukulturbl.ch
Text: Christina Leibundgut / Architektur Basel