Unter dem Titel Basel 2035. City between Research, Industry und Culture wurden unter der Leitung von Quintus Miller an der USI Mendrisio in 15 Diplomstudios 135 Entwürfe für ein künftiges Basel entworfen. Die Arbeiten sind noch bis zum 14. Februar 2025 im Bau- und Verkehrsdepartement ausgestellt. Die Mühlen der Stadtentwicklung drehen langsam – es erfordert eine gewisse Beharrlichkeit, Dinge grossmassstäblich neu zu denken und sie immer wieder zu diskutieren, bis konkrete Entwicklungen möglich werden.
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Die 15 wichtigen Strassenzüge – Stadtmagistralen © USI Mendrisio
Zusammen mit Beat Aeberhard und Pierre de Meuron hat Quintus Miller in vielen Gesprächen Entwicklungsgebiete für künftige Stadterweiterungen definiert und die Frage gestellt, wie sie über die vorhandenen Straßenzüge (Magistrale) räumlich und sozial an das bestehende Stadtgefüge angebunden und verknüpft werden können. Gleichzeitig sollen jedoch auch attraktive und neue dezentrale Identitäten entstehen. Mit Jürg Degen von Seiten der Stadt wurden 15 Straßenzüge bestimmt. Jedes Entwurfsatelier hat sich einem Strassenzug angenommen und eine städtebauliche Strategie zur Vernetzung der Quartiere entwickelt. Entstanden ist eine grossartige Inspirationsquelle, wie die Stadt weiterentwickelt werden könnte. Die Fülle an Arbeiten ist jedoch durchaus fordernd. Daher empfehlen wir allen Interessent:innen der Basler Stadtentwicklung die beiden kommenden Veranstaltungen – und hoffen, sowohl die jungen als auch die alten Hasen anzutreffen.
Exhibition Tour mit Quintus Miller
11. Februar 2025, 16.30 Uhr, Dufourstrasse 40, Basel
Podiumsdiskussion, moderiert von Beat Aeberhard
«Was können unsere Verkehrsadern für den Lebensraum künftig leisten?»
11. Februar, 18.00 Uhr im Lichthof, Münsterplatz 11
Gäste: Ivo Balmer, Sarah Barth, Christine Binswanger, Quintus Miller
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Der Ring bearbeitet vom Studio Miller – ohne Heuwaage-Viadukt und mit markantem Abschluss am Kopf der Johanitterbrücke © USI Studio Miller
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Dient als Inspirationsquelle für die Stadtentwicklung,, Ausstellung der Arbeiten im Bau- und Verkehrsamt @ Architektur Basel
Basel im Wandel
Ausgehend vom Wandel, den Basel zurzeit durchläuft – da die chemisch-pharmazeutische Industrie schrittweise ersetzt und ein Grossteil der ehemaligen Produktionsflächen einer neuen Nutzung zugeführt werden kann – stellt sich die Frage, wie sich diese neuen Quartiere, in denen mit mehr als 20.000 Einwohnern und rund 40.000 neuen Arbeitsplätzen gerechnet wird, räumlich sowie sozial mit dem bestehenden Stadtgefüge verweben lassen. Der sonst so eingeschränkten Grenzstadt bietet sich ein grosses Potential, den dringenden Bedarf an neuem Wohn- und Arbeitsraum innerhalb der Kantonsgrenzen zu decken. Gleichzeitig bietet sich gemäss Quintus Miller die Chance, geeignete Typen für klimafreundliches Bauen und für zukunftsorientierte Lebensstile zu entwickeln. Basel habe damit die Chance, nach mehreren Jahren der Stagnation einen Weg der zukunftsorientierten Stadtentwicklung einzuschlagen und dort anzusetzen, wo frühere Innovationsphasen aufgehört haben.
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Die dicke Publikation mit einer bereiten Analyse zur Stadt, den wichtigsten Bauten und der Aufgabenstellung ist in der Ausstellung einsehbar.© Architektur Basel
Zwei Betrachtungsebenen
Die übergeordneten Strassen mit ihrer Form, ihrem sozialen und kulturellen Potenzial und dem ihnen zugewiesenen Programm haben zwangsläufig Auswirkungen auf das Stadtgefüge. Auf städtebaulicher Ebene mussten die Studierenden im Rahmen ihrer Diplomarbeit Antworten zum Raum für die Gesellschaft erarbeiten. Die zweite, wichtige Betrachtungsebene ist das Projekt selbst, der architektonische Ausdruck und die Gestalt der einzelnen Entwürfe, die wiederum zur Bühne für den gesellschaftlichen Raum werden können.
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Übersichtskarte mit allen Projekten © USI Mendrisio
Namhafte Jury, Ausstellung und digitales Archiv
Die Arbeiten der Diplomand:innen wurden von einer namhaften Jury besprochen. Mit dabei waren Beat Aeberhard, Christine Binswanger, Pierre de Meuron, Christoph Frank, Andreas Fries, Franz Graf, Ena Lloret Fritschi, Carla Mazzarelli, Mario Monotti und Julian Oggier. Die Verantwortlichen haben entschieden, alle Arbeiten auszustellen und sie bewusst nicht zu kuratieren. Jede Diplomarbeit wird in der Ausstellung auf einem Banner an der Stellwand präsentiert, und viele Modelle veranschaulichen die Ideen. Für mehr Informationen, wie zum Beispiel einem Projektbeschrieb, kann man von jedem Projekt den QR-Code scannen und gelangt direkt zum digitalen Archiv der Arbeiten. Dieses Archiv wurde langfristig gesichert und aufwändig verlinkt. So bietet es die Möglichkeit, die Arbeiten nach verschiedenen Kriterien zu sortieren, zum Beispiel nach Nutzungen, Studios, Adressen oder Verfassern. Hier findet ihr den Link zum digitalen Archiv. Dies bietet die Chance, dass auch private Grundstücksbesitzer durch die Arbeiten angeregt werden, über ihre Parzellen oder sogar darüber hinaus nachzudenken. Sowohl mit der Ausstellung als auch mit dem digitalen Archiv wurden keine Aufwände gescheut, um die Bekanntmachung der Ideen für das Basel von morgen publik zu machen. Umso erstaunlicher ist es, dass die Resonanz bisher eher klein war. Im Wissen, dass Stadtentwicklung Beharrlichkeit und anregende Diskussionen benötigt, sind wir gespannt und freuen uns auf das bereits angekündigte Podium.
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Im Vordergrund das Modell der Güterstrasse des Design Studio Sergison @ Architektur Basel
Die verschiedenen Ansätze der fünfzehn Studios werden wir nach den beiden bevorstehenden Veranstaltungen ausführlicher besprechen… Vorbeischauen lohnt sich.
Quellen:
– Basel – a city of research, industry & culture, Mendrisio : Università della Svizzera Italian, Accademia di architettura di Mendrisio, 2024.
– diploma.arc.usi.ch/en
Text: Christina Leibundgut, Architektur Basel