Architektur Basel: Wir wollen mit einer Gegenüberstellung starten: Der Pavillon beim Ackermätteli versus den Neubau der Uni Basel im St. Jakob. Welches waren die Unterschiede beziehungsweise Parallelen bei der Projektentwicklung – und dem Umgang mit den Bauherren?
Caesar Zumthor: «Das sind in allen Belangen sehr unterschiedliche Projekte; Der Pavillon ist mit seiner Nutzung, als „homebase“ für die Kids der Umgebung zwar sehr öffentlich, was eine Parallele zum DSBG darstellt, es handelt sich jedoch um einen privaten Bauherrn, dem Verein Robi-Spiel-Aktionen. Das Ziel, dem Projekt eine klare Identität zu geben, war der Ausgangspunkt für den Entwurf. Es entstand die Idee vom ‚Haus‘, als Übersetzung des architektonischen Urtypus, der auf den Ort reagiert und Erkennbarkeit schafft. Zu den seitlichen Spielplätzen gibt es kleine Terrassen die als Bühnen dienen, zur Wiese orientiert sich ein grosses Fenster. Die Vorgabe des einfachen Rückbaus durch die Stadtgärtnerei führte zu einer Holzkonstruktion. Durch das geringe Budget musste viel Eigenleistung des ‚Robi‘ Teams erbracht werden, welches beispielsweise die Fassade montiert hat. Es war eine interessante Erfahrung, mit den späteren Nutzern ein Haus gleich selber zu errichten.
Beim DSBG (Departement für Sport, Bewegung und Gesundheit) kam ich über einen Wettbewerb in Zusammenarbeit mit Markus Stern zum Auftrag. Die Vielseitigkeit des komplexen Raumprogrammes hat mich angesprochen und damit die Aufgabe dieses zu studieren und räumlich umzusetzen. Städtebaulich stellte sich die Frage, wie man sich zwischen den bestehenden Grossbauten verhält. In dem wir Fluchten aufgenommen haben wollten wir uns in den Kontext eingliedern und mit geringer Höhe zur Grossen Allee und dem Gartenbad vermitteln. Umgeben von grossen öffentlichen Bauten, die im Alltag kaum ein Gegenüber bieten, orientiert sich unser Gebäude nach Innen auf den Innenhof und schafft einen eigenen Lebensraum. Die Bauherrschaft, das Hochbauamt, ist anders als beim Robi-Projekt ein erfahrener Bauherr, ein professionelles Gegenüber. Wie wohl bei jedem Projekt ging es als erstes um Kosteneinsparung. Darauf haben wir mit Reduktion der Raumhöhen und Vereinfachung der Materialien reagiert. Das Konzept des aussen eher geschlossenen Körpers, wurde dadurch gestärkt, indem wir den Glasanteil der Fassade reduziert haben. Im Innern konnte die Transparenz zum Hof, der als Treffpunkt und Ort des Austauschs dient, erhalten werden.
Der Kontakt zu einem privaten Bauherr ist immer näher, als bei einem grossen Projekt, wo der spätere Nutzer über Vertreter ins Projekt involviert ist. Der Nachteil dabei ist, dass verschiedene funktionale Details nicht kommuniziert werden. Vorteilhaft ist wohl die Filterung von Informationen, wobei ich immer hoffe die relevanten erhalten zu haben.»
Was ist Dir bei der Arbeit wichtig?
CZ: «Den Entwurf entlang eines roten Fadens zu entwicklen und damit die Klarheit über das Konzept zu behalten. Durch Ausprobieren verlässt man diesen Weg, fokussiert und besinnt sich dann wieder zurück auf eine Grundidee, welche sich natürlich auch verändern kann. Im Büroalltag ist mir die Präzision im Allgemeinen sehr wichtig, sprich im richtigen Moment die angemessene Exaktheit der Planung zu erreichen. Abzuschätzen, wann wieviel Aufwand benötigt wird, stellt die grosse Herausforderung dabei dar.»
Was hat Deine Architektur geprägt?
CZ: «Das Studium an der Fachhochschule Nordwestschweiz war sicher prägend, damit verbunden auch das Austauschjahr an der Faculdade de Arquitetura e Urbanismo (FAU) in Sao Paulo. Die Verbindung zu dieser Kultur hat sicher Eingang in verschiedene Projekte gefunden, wie beispielsweise beim Wettbewerb für die Botschaft in Kamerun. Bei einem früheren Aufenthalt in Brasilien habe ich auch meine Frau kennengelernt, was mich glücklicherweise immer wieder zurück bringt. Mittlerweile realisieren wir vor Ort ein Haus, ein zweites ist in Planung. Prägend war auch die Zeit bei Herzog & de Meuron, vor allem ihre Methodik, wie man ein Projekt entwickelt und leitet. Die Kommunikation im Team und die Übermittlung von Informationen oder das Überdenken des Projekts. Heute lade ich bei der Entwicklung von Wettbewerben oft externe Kritiker ein, um mit ihnen die Entwürfe zu diskutieren. Daraus erschliessen sich neue Erkenntnisse, die wesentlich zur Entwicklung des Projektes beitragen.»
Architektur Basel bedankt sich ganz herzlich bei Caesar Zumthor für das interessante Gespräch. Wir sind gespannt auf weitere Projekte und wünschen viel Erfolg!
Interview: Lukas Gruntz & Mireille Hohlbaum / Architektur Basel
Weitere Informationen: www.caesarzumthor.com