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Jörg Vitelli: «Klybeckareal darf nicht zum Spielball von Grossinvestoren und Spekulanten werden»

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Die Eigentümer, Novartis und BASF, wollen das Klybeckareal verkaufen. Der Kanton hat dabei ein Vorkaufsrecht für 50’000 Quadratmeter, was jedoch lediglich 1/6 der Fläche des ganzen Areals entspricht. «Damit das Quartier gesamtheitlich entwickelt werden kann soll der Kanton das ganze Areal kaufen», findet SP-Grossrat Jörg Vitelli und reichte diese Woche eine entsprechende Interpellation an die Basler Regierung ein.

Beim Erlenmattareal habe der Kanton die Chance zum Landkauf verpasst. «Jetzt soll er sie auf dem Klybeckareal nutzen», ist Vitelli überzeugt. «Das Klybeckareal darf nicht zum Spielball von Grossinvestoren und Spekulanten werden.» Mit der Abgabe der Grundstücke im Baurecht hätte der Kanton die Möglichkeit der Einflussnahme auf die Entwicklung der künftigen Nutzungen. Wie das funktionieren soll, darüber haben wir mit Jörg Vitelli gesprochen.

Das Klybeck zu Beginn des 20. Jahrhunderts © Walter Mittelholzer

Blick in die Vergangenheit: Das Klybeck zu Beginn des 20. Jahrhunderts © Walter Mittelholzer

Architektur Basel: Weshalb soll der Kanton mit Steuergeldern in den Bodenmarkt eingreifen und das Klybeck-Areal kaufen?
Jörg Vitelli: «Wenn der Boden in den Händen des Kantons ist, dann kann eine ganzheitliche und demokratische Quartier- und Stadtentwicklung stattfinden. Die bis anhin erfolgreichen Beteiligungsveranstaltungen müssen weitergeführt werden. Bleibt der Boden in Privatbesitz, dann ist politische Einflussnahme gering. Das Dreispitzareal ist ein gutes Beispiel. Das ganze Areal gehört der CMS und wird nur im Baurecht vergeben. So kann die Entwicklung gesteuert werden.»

Mit welchen konkreten Folgen wäre zu rechnen, wenn Boden des Klybeck-Areals der Spekulation entzogen würde?
«Wenn der Boden der Spekulation entzogen ist, dann kann der Kanton das Areal bedürfnisgerecht entwickeln. Ansonsten ist die Gefahr gross, dass nur renditeorientierter Wohnungsbau und allenfalls noch Büro entstehen. Bezahlbarer Wohn- und Gewerberaum bliebe auf der Strecke.»

Ein grosses Thema aus baukultureller Sicht ist der Denkmalschutz. Soll der Kanton auch dafür sorgen, dass möglichst viele bestehende Bauten als wichtige Zeugen der Basler Industriearchitektur erhalten bleiben?
«Alte Bauten sind Zeitzeugen und identitätsstiftend für ein Quartier. Die Zeiten im Städtebau sind vorbei wo man tabula rasa machte und ein Retortenquartier aus dem Boden stampfte. Solide gute Bausubstanz lässt sich kreativ ummnutzen. Das ist ressourcenschonend und spart Baukosten. Wo es die Situation zulässt, keine Probleme mit Kontamination aus Chemieproduktion, sollen solche Gebäude Bestandteil des Quartiers werden.»

Foto: Klybeckplus.ch, Stefan Schmidlin

Wichtige Zeugen der Basler Industriearchitektur © Stefan Schmidlin (www.klybeckplus.ch)

Sie sprechen es an: Ein grosses Fragezeichen besteht bei den Altlasten der Chemieproduktion. Was soll diesbezüglich passieren?
«Das Areal hat einige Unbekannte bezüglich Altlasten. Dies gilt es sorgfältig abzuklären. Bei einem Kauf muss die Beseitigung der Altlasten verursachergerecht abgerechnet werden.»

Das Klybeck-Areal soll – da sind sich viele einig – ein lebendiges, durchmischtes Quartier werden. Was muss die Politik dafür tun?
«In einem durchmischten Quartier müssen alle Bevölkerungsgruppen wohnen und arbeiten können. Das heisst es braucht einen hohen Anteil an gemeinnützigem Wohn- und Gewerberaum. Aber auch private Eigentümer und institutionelle Anleger sollen im Baurecht bauen können. Bei der Vergabe im Baurecht kann der Kanton solche Rahmenbedingungen festlegen. Längerfristig macht sich das fürs Gemeinwesen bezahlt, denn es hat weniger Ausgaben in anderen Bereichen, wie beispielsweise dem Sozialausgaben.»

Wir sind gespannt – und werden die weitere Entwicklung mit Interesse mitverfolgen. Danke für das Interview.

Quartier der Zukunft: Das Klybeck Areal im Kleinbasel © Montage Architektur Basel

Quartier der Zukunft: Das Klybeck Areal im Kleinbasel © Montage Architektur Basel

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