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Kindergarten als Ensemble: Newcomer Stadler Zlokapa gewinnen Wettbewerb in Riehen

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In Riehen tut sich was: Die Gemeinde ist in den letzten Jahren stark gewachsen. Die aktuellen Schülerprognosen zeigen weiteres Wachstum auf. „Damit der bestehende Doppelkindergarten am Langenlängeweg dem heutigen Raumstandard wieder entspricht und damit für die Zukunft gerüstet ist, muss er saniert und deutlich vergrössert werden“, hiess es im Programm. Um ein dafür geeignetes Projekt zu finden, wurde ein Architekturwettbewerb ausgeschrieben. Erfreulicherweise durften daran mehrere Nachwuchsteams teilnehmen – und am Ende auch gewinnen. Wir werfen einen Blick auf alle rangierten Projekte.

Der Doppelkindergarten ist Teil der Schulanlage Niederholz. Er wurde in den 1950er Jahren von Max Rasser & Tibère Vadi erstellt. Die beiden markanten Fünfeckpavillons stehen in unmittelbarer Nähe des Hebelschulhauses und werden im Inventar der schützenswerten Bauten des Kantons Basel-Stadt geführt. Ein einstufiger Projektwettbewerb im selektiven Verfahren sollte aufzeigen, wie die benötigten Mehrflächen für einen vollwertigen Doppelkindergarten und einen einfachen Kindergarten geschaffen werden können. Den respektvollen Umgang mit dem Bestand, einen eigenen architektonischen Ausdruck beim Neubau und das Erfüllen der heutigen pädagogischen Anforderungen waren dabei das Ziel. Am besten gelang dies dem jungen Basler Architektenduo Stadler Zlokapa. „Die formale Sprache des simplen Entwurfes gewinnt durch die sparsam eingeflochtenen Japonismen eine gewisse Feinheit, ohne dabei aufdringlich zu werden», lobt die Jury ihren Entwurf. Wir gratulieren herzlich. Gerne werfen wir einen Blick auf das Siegerprojekt – und alle weiteren rangierten Beiträge.

Die nachfolgenden Projektbeschriebe stammen aus dem Jurybericht.


1. Rang / 1. Preis: Clairière
Architekturbüro: Stadler Zlokapa GmbH
Landschaftsarchitektur: A-A collective

© Stadler Zlokapa

Der Projektvorschlag schlägt eine einfache ortsbauliche Setzung vor: dem bestehenden, von zwei pentagonalen Zeltdächern geprägten Kindergarten werden ein einfacher Quader mit einem Satteldach und ein Pavillon mit einem Pultdach hinzugefügt. Es entsteht eine Komposition von einprägsamen geometrischen Formen, die sich aufeinander beziehen, aber keineswegs imitieren. Es entsteht ein feines Ensemble, welches dem Schutzobjekt von Rasser & Vadi seine architektonische Wirkung und den dazu notwendigen Raum belässt. Man betritt das Areal vom Langenlängeweg her über einen von einem Laubbaum dominierten Vorplatz, wo die Eltern die Kinder in den Kindergartenunterricht entlassen und diese durch ein Tor in der Umzäunung das innere Areal betreten. Die drei Baukörperspannen einen gemeinsamen Gartenraum auf, der sich nach Südosten hingegen den Bahndamm öffnet. Aus diesem Zentrum erreicht man sowohl den weiterhin als Doppelkindergarten genutzten Bestandesbau, als auch den als Einzelkindergartenkonzipierten Neubau. Die südlich angeordnete einfache und allenfalls begehbare Struktur aus Kantholz überdeckt mit einem Pultdach einen für die Aussengerätebestimmten Materialcontainer.

© Stadler Zlokapa

Die zwei Kindergärten im bestehenden Gebäude erhalten neue Zugänge über einen Anbau auf der Südseite. Von der Garderobe aus erreicht man jeweils die Toiletten und den Kindergartenhauptraum. Durch eine markante Umgestaltung der inneren Organisation der zentralen Räume werden die Räume der Kindergärten gut organisiert, es entstehen anstelle der ehemaligen Garderoben und der Materialnische je ein Gruppenraum und eine kleine Küche. Die Materialräume und die Toiletten werden zentral im Zwischenvolumen angeordnet. Die Änderungen im als Schutzobjekt definierten Bauwerk sind zwar konstruktiv und betrieblich gut gedacht, beeinträchtigen das Denkmal aber erheblich.

© Stadler Zlokapa

Für den Neubau wählen die Verfasser ein längliches Rechteck, das auf drei Seiten von einer eingeschossigen Mauer aufgespannt wird. Auf der Längsseite zum Gartenhofsind sieben hölzerne Stützen angeordnet, welche zusammen mit der beschriebenen Mauer das darüber aufgespannte Satteldach tragen. Eine grossflächige Verglasung öffnet den Blick gegen Osten vom Innenraum auf den Hof, eine kreisförmige Öffnung gibt einen intimen Ausblick auf die Westseite in den Pausenhof des benachbarten Schulhauses frei. Die Raumaufteilung erfolgt mit nichttragenden Wandelementen in einen Vorbereich mit Garderobe und Nebenräumen im Nordosten und den Gruppenraum im Südwesten. Die Räume sind sinnvoll angeordnet. Die Bauweise des Gebäudes ist denkbar einfach: die Mauerklammer ist monolithisch mit einem isolierenden Tonstein und einer im Verbund angefügten Backsteinfassade konstruiert, darüber ist eine sauber isolierte Holzkonstruktion gelegt, welche mit einem grosszügig hinterlüfteten Dach aus gewellten Faserzementelementen gedeckt wird. Das Materialdepot im Garten beschränkt sich auf eine simple Holzkonstruktion mit einem einseitig geneigten Dach. Der sorgfältig ausgearbeitete Projektvorschlag zeichnet sich durch eine simple Projektidee aus, die in der architektonischen Ausformulierung konsequent durchgearbeitet wird. Das Konzept der drei zueinander komponierten, einprägsamen Volumina ist überzeugend und wird durch die archaische Architektursprache zusätzlich unterstützt. Der haushälterische Umgang mit gebautem Volumen und dem damit einhergehenden minimalen Verbrauch von Boden stärkt das Konzept zusätzlich und lässt gar zukünftige Entwicklungen des Kindergartenareals als möglich erscheinen. Die formale Sprache des simplen Entwurfes gewinnt durch die sparsam eingeflochtenen Japonismen eine gewisse Feinheit, ohne dabei aufdringlich zu werden. So sehr beim Neubau die getroffenen Entscheidungen der Verfasser überzeugen und ein sorgfältig durchgearbeitetes Projekt erwarten lassen, erscheint der im Textbeschriebene «sensible Umgang mit dem Bestand» allzu euphemistisch und muss überdacht und das Denkmal muss mit analoger Sorgfalt behandelt werden.

© Stadler Zlokapa

Die Setzung des Neubaus schafft zusammen mit dem bestehenden Kindergarten ein ansprechendes Ensemble in einem Gartenraum. Die Gebäude gruppieren sich um einen kleinen Platz, über den beide erschlossen sind. Die umfliessenden Freiräume sind als baumbestandene Grünräume ausgebildet. In diesem Grünraum wird das dritte Gebäude, ein Nebenbau für die Geräte und gedeckter Aussenbereich, platziert. Das Abrücken des schmalen Neubaus schafft eine grosszügige Mitte. Zum Langenlängeweg wird ein kleiner Vorplatz ausserhalb des eigentlichen Gartens ausgestaltet. Dieser bietet Raum für Abschiedsrituale. Die Setzung des Neubaus schliesst den bestehenden Pausenplatz ab. Die weitgehend geschlossene Fassade verhindert ungewollte Störung des Kindergartenbetriebes. Der Kindergarten wird mit einer Mauer gefasst. Die Setzung dieser Mauer wirkt in Bezug auf die bestehende Aussenraumgestaltung noch zu schematisch und ist im weiteren Prozess zu präzisieren. Im Zentrum sind Spielgeräte und Bewegungsspiele angedacht. Ebenso ist hier einer der Sandbereiche platziert. Die zentrale Setzung der Schaukel vermag noch nicht zu überzeugen. Die Randbereiche bieten Platz für ruhigere Spielmöglichkeiten. Mobile Pflanzkisten können temporär von den Klassen genutzt werden. Als weiteres, attraktives Spielelemente ist der Nebenbau konzipiert. Von den Klassen- und Gruppenzimmer des bestehenden Kindergartens lässt sich der Platz und ein Teilbereich des Gartens gut überblicken. Beim Neubau wird der Sichtbezug nach Süden vermisst. Das Projekt schafft mit der vorgeschlagenen Bepflanzung einen gefassten Garten. Die bestehenden Bäume können weitgehend erhalten bleiben. Die Projektverfassenden beschreiben auch, dass Beläge weiter genutzt werden. Dieser Gedanken wird leider durch die Setzung der Spielgeräte mit ihren entsprechenden Fallschutzbelägen geschwächt. Das Projekt schafft durch die Setzung des Gebäudes einen grosszügigen Garten, welcher viel Potential hat, den Bedürfnissen der Kindergärten gerecht zu werden.

 

2. Rang / 2. Preis: Tirlitänzli
Architekturbüro: kollektive Architekt
Landschaftsarchitektur: Stauffer Rösch Landschaftsarchitekten

© kollektive Architekt

Das Projekt ist bei aller Unscheinbarkeit radikal: Das Fortschreiben bestehender Qualitäten bis zur Unkenntlichkeit der Unterschiede ist hier das Thema. Der spiegelsymmetrische Doppelkindergarten von Max Rasser und Tibère Vadi wird um zweiGruppenräume punktsymmetrisch ergänzt, ohne dass im Inneren grosse Veränderungen vorgenommen werden müssen. Der Doppelkindergarten, der weiterhin als solcher genutzt werden soll, wird ergänzt um eine dritte Kindergarteneinheit, die analog zum Bestand über ein Zeltdach über dem Hauptraum verfügt und seitlich durch Flachdachbauten ergänzt wird, welche die Innenraumabfolgen des Bestandes weitgehendimitieren. So entsteht aus dem als Solitär konzipierten Bestandsbau eine lange, modulierte Kette von Räumen. Die Adressierung der drei Kindergärten erfolgt schlüssig über drei gleichwertige Zugänge vom Langenlängeweg her und klärt somit die Abgrenzung von der benachbarten Primarschule.

Das Gebäudekonglomerat formt und zoniert den Aussenraum geschickt. Der Situationsplan, der auf dem nahgelegenen Schulareal weitere solche aneinandergekettete Bauensembles zeigt, legt diesen kontextuellen Bezug deutlich dar. Städtebaulich ist der Ansatz interessant, weil trotz Übernahme der Formensprache der 1950er-Jahre-Architektur etwas Neues entsteht. Architektonisch verwischt der Ansatz jedoch die Übergänge und lässt unklar, in welcher Ausformulierung eine gegebenenfalls subtile Abgrenzung erfolgen soll. Die atmosphärisch überzeugenden Handskizzen, die einen äusserst kindgerechten Ausdruck des Gebäudekonglomerats in Aussicht stellen, lassen leider einen konkreten Vorschlag zum Weiterbauen vermissen. Sie zeigen nahezu keine stilistische Differenz zum Bestand. Das in der Auslobung geforderte Detail 1:20 bei Anbauten an den Bestand fehlt, was einen im Unwissen lässt über einen konkreten Materialisierungsvorschlag. Auch zu den erweiterten Vordächern als Eingriff in den Bestand werden keine Details gezeigt. Dabei würde sich gerade darin zeigen, ob die konzeptionelle Verschleifung von Bestand mit Neubau auch konstruktiv zu überzeugen vermag. Somit bleibt offen, welcher eigenständige, wenn auch stark auf den Bestand referierende, architektonischer Ausdruckhier zum Zug kommen soll.

© kollektive Architekt

Funktional vermag das Projekt zu überzeugen, sind doch alle pädagogischen Ansprüche sehr gut umgesetzt worden. Bemängelt wurde einzig der Materialraum, der ungünstig an der engsten Stelle beim Eingang zur dritten Kindergarteneinheit liegt und somit zu weit weg vom Garten, wo das Material eigentlich gebraucht und unkompliziert hervorgeholt und wieder verstaut werden soll, ohne den restlichen Betrieb zu stören. Leider verstösst das Projekt gegen die Brandschutzvorschriften, indem Neu und Altbau beim gedeckten Zugang zum Garten einen zu geringen Abstand zueinander aufweisen. Selbst bei feuerfesten Fassaden müsste die Distanz vergrössert werden, was nicht nur zu einer anderen Raumanordnung führen würde, sondern letztlich eine Veränderung der fein austarierten Setzung zur Folge hätte. Insgesamt handelt es sich um einen mutigen, vielversprechenden Entwurf, der leider einige zu beantwortende Fragen offenliess.

© kollektive Architekt

Der Doppelkindergarten wird weiter gebaut. Durch die Setzung öffnet sich ein Garten Richtung Süden und Osten, nach Norden und Westen hin wird er gefasst. Die Freiräume der Schulanlage Niederholz werden als durchfliessende Grünräume analysiert. An dieses System knüpft der Vorschlag an. Der Eingang erfolgt über den Langenlängeweg. Ein grosszügiger baumbestandener Kiesplatz bietet Raum für Abschiedsrituale. Mit der Setzung werden die bestehenden Bäume weitgehend erhalten. Die abwechslungsreichenräumlichen Situationen sind in der Freiraumgestaltung geschickt aufgenommen und werden zu spannenden Spielräumen ausgestaltet. Zur Schule hin wird ein grüner Filter ausgebildet. Im Zentrum steht ein gemeinsamer Platz für Bewegung und als Treffpunkt. Daran angeordnet sind offene Rasenflächen und ein grosszügiger Sandbereich. Die Kombination des Sandes mit einem Klettergerät dürfte im Gebrauch zu Konflikten führen. Zu den Rändern hin finden sich kleinräumige Bereiche, welche sich auch für ruhigere Spiele eignen. Die Spielräume sind von den Klassen und Gruppenzimmer aus überschaubar. Die Freiräume bieten die Möglichkeit, die Klassen zu entflechten. Der Garten soll naturnah ausgestaltet werden. Neben dem damit verbundenen Naturerlebnis für die Kinder bietet das Projekt damit auch einen Ansatz zur Stärkung der Biodiversität. Im Sinne der Nachhaltigkeit sind auch die versiegelten Flächen reduziert. Tirlitänzli überzeugt durch die räumliche Abfolge der Freiräume. Es schafft eine attraktive Adressierung und einen behüteten Garten, dessen Ausformulierung auf viele Bedürfnisse des Kindergartens eingeht.

 

 

3. Rang / 3. Preis: Valse d’enfants
Architekturbüro: Serena Santini
Landschaftsarchitektur: Atelier tp Landschaftsarchitekten

© Serena Santini

Die Kindergartenzone am Langenlängeweg wird durch drei einzelne Kindergartengebäudeorganisiert. Der Entscheid auf der Basis des Raumprogrammes ein Schulcluster zu bilden und ein Gebäudetrio zu schaffen wird gewürdigt und erfüllt eine neue dynamische Leseart in einem harmonischen Verhältnis. Der bestehende Kindergarten am Langenlängeweg wird einer leichten Sanierung unterzogen und zu einem Einfachkindergarten umgestaltet. Der Haupteingang wird in das Herz des Spielplatzes verlegt, wo die Garderobe einen direkten Zugang zum Aussenbereich bietet. Basierend auf den Facetten und den gegliederten Geometrien des bestehenden Kindergartens der Architekten Max Rasser und Tibère Vadi definieren die beiden neuen Baukörper die Grenze des Geländes. Durch die Gliederung der Fassaden entsteht eine Abfolge von kinderfreundlichen Aussenräumen.

© Serena Santini

Über einen gemeinsamen Erschliessungsweg wird man in die Mitte des neuen «Dorfes» geführt und von dort zu den einzelnen Volumen geleitet. Dies verspricht eine grosse Identifikationsqualität. Die Volumen fügen sich organisch in die Umgebung ein, passen sich der Vegetation an und achten auf die Beziehung zu den Volumen der Grundschule und des Kindergartens, so dass ein Park im Freien entsteht, der voller Überraschungen und neuer Erfahrungen steckt. Durch die Setzung der Neubauten zum Bestand entsteht zwischen den Häusern ein langgezogener Aussenraum, der durch seine Form nicht als zentraler Ort gelesen wird. Die Materialisierung der Neubauten greift die Sprache der alten Umgebungsmauern auf. Man kann sich gut vorstellen, wie die grossen Volumina mit der wilden Landschaft verwachsen und zusammen mit den verschiedenen Plätzen und Wegen eine neue vegetative Welt erschaffen. Leider bleibt die Vorstellung des verwunschenen Ortes mit bewachsenen Stampfbetonfassaden eine Fantasie des Betrachters. Das mögliche Potential der Idee wird in der Plandarstellung nicht umgesetzt: Die Bilder und Zeichnungen sprechen eine andere, eher flache Sprache. Durch die geschlossenen Fassaden der Neubauten wirkt der Bestand leicht ausgeschlossen. Die Neubauten haben einen kleinen überdeckten Eingang. Beim Eintreten öffnet sich diagonal eine Sichtachse über Garderobe und Hauptraum bis zum Gruppenraum hin.

© Serena Santini

Die Nebennutzungen sind unscheinbar an die Aussenwände gesetzt. Leider wirkt die Choreografie der Räume durch die gleichbleibende Materialisierung und Deckenhöhenmonoton und undifferenziert. Die Ausrichtung der Fensteröffnungen im Hauptraumfunktionieren durch die gespiegelte Anwendung der beiden Bauten leider nur einmal: Dann nämlich, wenn das eine Fenster sich zum Hof und das andere in die Begrünung richtet. Die Ausrichtungen der Fenster beim Gebäude an der Westgrenze gegen das Primarschulhaus ergeben nicht alle Sinn. Das Projekt ist durch konstruktiven Widerspruch nicht glaubhaft, es scheint konstruktiv und haustechnisch nicht fertigdurchdacht zu sein Um eine wirtschaftliche Umsetzung zu gewährleisten, sind die Deckendimensionierungen sowie die Decken-/Wandanschlüsse fraglich. Das Projekt zeugt von einem hohen architektonischen Anspruch, der auf der baukonstruktiven Ebene leider nicht eingelöst wird. Die Stärke des Vorschlags liegt in der Gleichwertigkeit der Unterrichtsräume und der städtebaulichen Setzung, die eine hohe Identifikationskraft zu erzeugen vermag.

© Serena Santini

Das Projekt schlägt drei Bauten vor, welche zu einem Ensemble gruppiert werden. Die gemeinsame Mitte ist – umgeben von einem grünen Garten – als Hartplatz ausgebildet. Die Bäume wirken für das Ensemble als Kulisse. Der Zugang zu allen drei Kindergärten führt über den Platz. Durch die langgezogene Form wird dieser trotz den Eingängen nicht zum kommunizierenden Zentrum. Zudem schwächen geschlossene Fassadenteile die Wirkung der Ankunft. Ein Gebäudeschliesst die Anlage zum bestehenden Pausenplatz der Schule ab. Auf Seite der Schule zieht sich der Platz bis an die neue Fassade. Das darauf ausgerichtete Fensterwird kritisch beurteilt. Die Ablenkung dürfte aus pädagogischer Sicht problematisch sein. Die Projektverfassenden schlagen eine offene Mitte vor sowie vorwiegend offene Grünflächen. In den Grünflächen werden verschiedene Spielmöglichkeiten angeordnet und mit einem umlaufenden Weg vernetzt. Es werden Bewegungsspiele auf Rasen und Hartflächen sowie Gestalten in Sandbereichen und Garten ermöglicht. Motorische Erfahrungen wie Rutschen, Schaukeln etc. oder attraktive Orte für Rollenspiele und Rückzug werden bei diesem Vorschlag vermisst. Aus den Klassen- und Gruppenzimmer können Teilbereiche des Freiraums überblickt werden. Das Projekt macht keine Aussage zur Biodiversität oder zum Umgang mit Regenwasser. Valse d’enfants legt in seiner Grundposition spannende Aussenräume an. Der Kontrastzwischen einem harten «Dorfplatz» und einer üppigen, grünen Kulisse verspricht einen schönen Ort. In der ausformulierten Gestaltung fehlt aber leider die konsequente und kindgerechte Umsetzung.

 

4. Rang / 4. Preis: Schwärmer
Architekturbüro: Nord GmbH Architekten BSA SIA
Landschaftsarchitektur: westpol
Landschaftsarchitekten

© Nord Architekten

Der bestehende Doppelkindergarten von Max Rasser und Tibère Vadi wird neu durch einen Doppelkindergarten ergänzt. Durch den Verzicht von Anbauten am Bestandkönnen die wertvollen, den Bestand flankierenden und abwechslungsreichen Grünräume erhalten bleiben. Der polygonal gespiegelte Baukörper, der beide Kindergärtenunter einem Dach aufnimmt, schliesst den Schulhof ab und bildet einen inneren Kindergarten-Hof. Der Zugang erfolgt für beide Bauten getrennt, zum einen über den bestehenden Schulhof, zum anderen über den Langenlängeweg. Die Aussenräume erscheinen in unterschiedlichen Qualitäten, so entsteht eine Gleichwertigkeit der verschiedenen Bereiche. Es scheint eine tiefe Auseinandersetzung mit dem Thema stattgefunden zu haben. Die Diversifizierung der Aussenräume birgt hinsichtlich der Nutzung durch drei Klassen das Problem der Übersichtlichkeit und Kontrolle in sich. Positiv wird die gemeinsame Mitte bewertet. Der neue Baukörper wird durch Raumsequenzen in der Höhe und im Grundrissdurch die beiden Kindergartenbereiche gegliedert. Er lehnt sich an die Typologie des Bestandes an. Über den Gebäudeeinzug betritt man die gemeinsame Eingangshalle. Von dort gelangt man in die Garderoben, die auch direkt den inneren Pausenhof erschliessen. Die Klassen lassen sich dadurch einfach separieren, so können Ankunfts-und Abschiedszeremonien im geschützten Rahmen stattfinden. Weiter wird auch der Raumschall erheblich reduziert. Flankierend gelangt man in die sechseckigen Haupträume, die sich zum Pausenhof sowie zur gegenüberliegenden Seite hin öffnen. Schiebefenster versorgen den Raum ausreichend mit natürlichem Licht. Die flankierenden Wände fassen zusammen mit dem Dach den Raum schalenartig. Trotz der Grösse fühlt man sich behütet. Die angelagerten Gruppenräume sind als Kammern mit grossen Schiebetüren konzipiert. So können Teile der Klasse einfach separiert und eine ruhigere Zone hergestellt werden.

© Nord Architekten

Das vorgeschlagene Konzept mit einer Wand- und Tragkonstruktion als Holzelementrahmenbau ist der Aufgabe angemessen und kann den gewünschten Standarderfüllen. Die Last der Dachelemente im Hauptraum mit einer Spannweite von 5.40Metern wird über einen versteckten H-Träger aus Stahl mit einer Spannweite von 10.40 Metern auf die flankierenden Wände abgeleitet. Im Sinne der Kreislaufwirtschaft werden die Materialien so eingesetzt, dass sie allenfalls ausgebaut und wiederverwendet werden können. Die vorgeschlagene Disposition, den bestehenden Doppelkindegarten von Rasser &Vadi als einen Klassenkindergarten zu organisieren, bietet trotz sorgfältigem Umgang wenig Nutzungsflexibilität und ist aus betrieblichen Gründen problematisch. Das Neubauvolumen wirkt trotz differenziert abgewinkelter Anordnung der Gebäudeelementes ehr gross und massig. Die gestellte Bauaufgabe wird mit angemessenen architektonischen Mitteln gut gelöst, lässt jedoch betriebliche sowie städtebauliche Fragen offen. Es werden interessante Innenräume geschaffen. Die getrennten Zugänge und die sich daraus ergebende betriebliche Trennung sind jedoch problematisch. Die gesuchte gestalterische Nähe zum Bestandesbau überzeugt nicht vollständig.

© Nord Architekten

Zum bestehenden Kindergarten wird ein zweites, grösseres Gebäude gestellt. Durch den Verzicht auf einen Anbau wird das grüne Umfeld des Kindergartens erhalten. Den Projektverfassenden ist es wichtig, dass die Bäume bestehen bleiben.Zu den Kindergärten führen sehr unterschiedliche Zugänge. Während der Altbau weiterhin vom Langenlängeweg erschlossen ist, befindet sich der Eingang zum Neubau beim Pausenplatz der Schule. Diese Aufteilung kann nicht nachvollzogen werden. Eine gemeinsame Ankunft wird vermisst. Die Bauten zonieren den Garten. Diese Zonierung wird in der Umgebungsgestaltungaufgenommen und zu differenzierten Gartenräume weiterentwickelt. Im Zentrumsteht ein gemeinsamer Platz mit einem Sandbereich. Der Platz bietet Raum für Bewegungs-und Kreisspiele. Von dieser Mitte aus sind drei grüne Kammern zu erreichen. Diese werden differenziert ausgestaltet. Sie vermögen den Kindern die unterschiedlichsten Spielerfahrungen zu bieten. Die kleinräumigen Strukturen sind gerade auch für ruhige Spiele attraktive Orte. Von den Klassen- und Gruppenzimmern aus kann jeweils der Platz sowie eine Grünkammer überblickt werden. Ein Überblickendes gesamten Gartens ist jedoch nicht möglich. Die gezeigten Referenzbilder sprechen von einer naturnahen Umgebungsgestaltung. In diesem Rahmen wird ein Beitrag zur Stärkung der Biodiversität möglich. Die versiegelten Flächen sind reduziert. Die bestehenden Bäume werden ergänzt, so dass die Freiräume gut beschattet sind. Beide Massnahmen sorgen für ein angenehmes Mikroklima. Das Projektteam befasst sich vertieft mit den Bedürfnissen der Kinder und schafft einen vielfältigen, attraktiven Garten. Die Adressierung vermag dagegen nicht zu überzeugen.

 

 

5. Rang / 5. Preis: Eris
Architekturbüro: Wallimann Reichen GmbH
Landschaftsarchitektur: BOE

© Wallimann Reichen

Das Grundkonzept des Projektes ist klar: der bestehende Doppelkindergarten von Max Rasser und Tibère Vadi soll weiterhin als solcher genutzt werden und eine dritte Kindergarteneinheit mit anderer Formensprache ergänzt den Bestand. Die durch die beiden Bauten gebildete Mitte wird als Lichtung innerhalb eines stark von Bäumen bekränzten Grundstücks ausgebildet, was einerseits eine gute Abgrenzung von der benachbarten Schule und andererseits eine gute Zonierung und Nischenreichtum des Aussenraumes verspricht. Damit das geforderte Raumprogramm im Bestand untergebracht werden kann, wird das zwischen den Haupträumen mit Zeltdach liegende Volumen mit Flachdach nordseitig vergrössert unter Beibehalt seiner hexagonalen Form. Aufgrund der neuen Erschliessung aller Kindergarteneinheiten durch einen gemeinsamen Zugang vom Langenlängeweg in den durch die Kindergärten gebildeten Hof, betritt man die bestehenden Kindergarteneinheiten neu von Süden her, was grundsätzlich denkbar ist. Dies führt im Innern jedoch zu diversen Eingriffen in den geschützten Bestand. Die grosse Schwingtür stiess als Element auf Interesse, jedoch überzeugte der Vorschlag nicht, damit den Gruppenraum und die Garderobe zu verbinden, war doch eine enge Verbindung und Sichtbeziehung zwischen Haupt- und Gruppenraum gewünscht. Die einzige Verbindung der beiden Kindergarteneinheiten hätte man sich zudem eher im Bereich der Garderobe gewünscht als im Bereich der WCs.

© Wallimann Reichen

Der Neubau schlägt in Analogie zur Raumhierarchie des Bestands Folgendes vor: einen überhohen quadratischen Hauptraum mit einer imposanten, vermeintlich auf nur vier Pfeilern ruhenden Beton-Kassettendecke und ihn seitlich flankierend zwei niedrigere, leicht abgedrehte Baukörper in Holzbauweise für den Gruppenraum sowie die weiteren Nebenräume. Dabei überrascht, dass die Nebenräume sich einschieben in den Hauptraum, was die Raumhierarchie untergräbt. Es erzeugt abgesehen davonungelöste Stellen, wo sich die beiden Dächer überlappen und es bleibt unklar, ob diese Räume Innen- oder Aussenraumklima besitzen. Das architektonische Versprechen, das hier gemacht wird, erscheint auf den ersten Blick sehr reizvoll; der Neubau verfügt über ganz unterschiedliche Räume mit stark wechselnden Atmosphären. Allerdings werfen die Bilder auf den zweiten Blick – das Aussenbild mehr als das Innenbild – die Frage auf, ob die gezeigte Welt eine kindgerechte ist. Zu nobel und zu gepflegt kommen die Räume daher und erinnern eher an einen Ausstellungspavillon als an einen Kindergarten. Zudem spielen die Neubauten stark an auf die Architektur der 1960er-Jahre, was bei einem Wettbewerb, bei dem die Auseinandersetzung mit Bauten der 50er-Jahre auf der Hand läge, etwas befremdet. Nichtsdestotrotz zeugt das Projekt von einem hohen architektonischen Anspruch, der auf der baukonstruktiven Ebene leider nicht eingelöst wird, sowohl was die Tragkonstruktion als auch was die Bauphysik betrifft. Die Stärke des Vorschlags liegt somit in der Setzung und der dadurch entstehenden Qualitäten im Aussenraum.

© Wallimann Reichen

Der bestehende Kindergarten wird durch einen eigenständigen Pavillon ergänzt. Dies ersetzt sich in der Lage leicht ab vom Schulareal, steht mitten in einem grünen Garten. Ein Zugangsweg führt auf den zentralen gemeinsamen Platz, von wo aus beide Gebäude erschlossen werden. Der Weg ist schmal und bietet kaum Platz für Abschiedsrituale. Die Setzung der Gebäude schafft einen fliessenden Grünraum. Die Orte werden abwechslungsreichausgebildet. Es werden unterschiedliche Spielmöglichkeiten angeboten, welche den differenzierten Bedürfnissen der Kinder gerecht werden. Im Zentrum der Überlegungen steht für die Projektverfassenden explizit auch der ökologische Wert des Gartens. Dazu werden unterschiedlich dichte Flächen vorgeschlagen. Bäume, Sträucher und mehrjährige Stauden zeichnen den Garten aus. Das Ansprechendes Geruchsinns und des Tastsinns hat zweifellos einen spannenden pädagogischen Aspekt. Die Alltagstauglichkeit der gezeigten Staudenflächen wird auf Grund der Nutzung jedoch kritisch hinterfragt. Aus jedem Klassen- bzw. Gruppenraum ist ein Teilbereich des Gartens sowie der zentrale Platz gut zu überblicken. Eine entsprechende Zuordnung der Gartenräume wäre theoretisch gut denkbar. Der neue Pavillon zeichnet sich durch grossflächige Glasfronten aus. Es ist zu bedenken, dass die nahen Spielflächen im Aussenraum zu einer erheblichen Ablenkung führen. Neben den vertieften Gedanken zur Biodiversität leistet das Projekt sicher auch durch den sparsamen Umgang mit dem Boden einen wichtigen Beitrag zu Nachhaltigkeit.

 

 

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