«Das Abbild von Architektur ist an Komposition und das zeitliche Momentum gebunden», schreiben Daniel Buchner und Andreas Bründler im Vorwort ihrer zweiten, kürzlich erschienenen Monografie. «Bauten II» umfasst ihre Arbeiten von 2007 bis 2020. Beides – sowohl Momentum als auch Komposition – spielen bei ihrer neuen Monografie eine Rolle. Wir haben einen neugierigen Blick in das 526 Seiten starke Werk geworfen.

Fotografische Interpretation zum Auftakt © Park Books
Wir beginnen mit einem schönen Detail: Das Buchzeichen fungiert zugleich als Inhaltsverzeichnis. Damit hat man die Übersicht zu allen im Buch dokumentierten Bauten stets zur Hand. Wir erinnern uns an den ersten Band «Bauten», wo das Buchzeichen als Massstab-Lineal fungierte. Der Vergleich der beiden Monografien – Band 1 im gta Verlag und Band 2 bei Park Books – zeugt einerseits von Kontinuität und andererseits von ungebrochener Experimentierfreude. Das Format ist mit 27 mal 23 Zentimetern exakt dasselbe geblieben. Ebenso wurde Ludovic Balland erneut mit der Gestaltung betraut. Auch der übergeordneten Gliederung – Theorie, Fotografie, Katalog – bleibt der zweite Band der Monografie treu. Ansonsten ist der zweite Band bunter, komplexer, vielschichtiger. Eine «Wunderkammer», wie es Tibor Joanelly nennt: «… in der sich Gross und Klein, Neu und Alt, Fremdes und Vertrautes oder Nahes und Fernes unmittelbar begegnen.»

Ausgewählte Bauten: Beispielsweise der Umbau in Nuglar © Park Books
Der Auftakt ins Buch gelingt lustvoll: Die ausgewählten Bauten werden mit ganzseitigen Fotografien vorgestellt. Sei es ein Fotogramm des Garden Towers, Holzfragmente aus Nuglar, ein Aushubmodell in Graukarton oder Bewohnerportraits der Genossenschaft Stadterle auf der Erlenmatt. Das Buch ist klar gegliedert: Dem theoretischen Einstieg von Ludovic Balland, Tibor Joanelly und Urs Stahel folgt mit der «Werkstatt» die fotografische Reflektion. Hier werden die Projekte mit teilweise überraschenden und unkonventionellen Fotografien künstlerisch interpretiert. Es handelt sich um eine intuitive, spielerische Annäherung an den Werkkatalog. Besonders faszinierend sind die Fotogramme: «Das Fotopapier dient einerseits als Grundstück oder Grundriss des Gebäudes. Ausserdem ist das Fotogramm ein Lichtabdruck – vergleichbar mit einer Gussform. Alle Sorten von durchsichtigen Oberflächen lassen sich höchst präzise abbilden und vermitteln somit eine sehr feine Auflösung der Lichtkörnung.»

Ausführungspläne bereichern den Katalog © Park Books
Die zweite Hälfte der Monografie ist den Bauten und deren sorgfältiger Dokumentation gewidmet. Wie von Buchner Bründler gewohnt, kriegt man die ungeschminkten Ausführungspläne serviert, diesmal mit dunkelblauem Stift gezeichnet. Das Vertrauen in die grafische Kraft von vermassten und beschrifteten Plänen – im Massstab 1:50 und abwärts – sieht man in Monografien hierzulande viel zu selten. Zu bestaunen sind auch wunderbare Detailzeichnungen, beispielsweise vom Holzfenster des Wohnhauses Kirschgarten in Binningen. Neben der technisch-grafischen und fotografischen Dokumentation werden die «Zeitschichten» der Bauten freigelegt. Isabel Koellreuter, Oliver Schneider und Franziska Schürch beschreiben in ihren Texten die Vorgeschichte, sowie regionale, soziale und wirtschaftliche Zusammenhänge des Ortes. «Das Interesse, eine solche Betrachtung zu leisten, war davon geleitet, eine neue Kontextualisierung zu schaffen, die versucht zu verstehen, wie ein Ort geworden ist, was er heute ist – und sich zu erlauben, rückwärts auf der Spirale der Zeit zu laufen.»

Architektur ist Teamwork: Der Büroalltag wird ebenso dokumentiert © Park Books
«Durch die ausgewählte Postproduktion werden hauptsächliche Wesenszüge und konzeptuelle Treiber eines jeweiligen architektonischen Projekts vertieft dargestellt. Die Untersuchungen aus der Aussenperspektive zu den ausgewählten Bauten erweitern die klassischen Bildfolgen zu einem dialogischen Prinzip.» Es gibt nicht viele Büros am Rheinknie, die derart beharrlich und konsequent zum architektonischen Diskurs beitragen. Für alle, die die erste, inzwischen leider vergriffene Monografie «Bauten» aus dem Jahre 2012 besitzen, ist der Kauf von «Bauten II» ein Muss. Für alle, die sich ernsthaft mit der Basler Architektur auseinandersetzen, ebenso.
Text: Lukas Gruntz / Architektur Basel

© Park Books
Buchner Bründler – Bauten II
Herausgegeben von Ludovic Balland
Park Books, 1. Auflage, 2022
Gebunden
528 Seiten, 295 farbige und 816 sw Abbildungen und Pläne
23 x 27 cm
ISBN 978-3-03860-251-4