Meinrad Morger in den Grossen Rat!

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Er gehört in unserer Architekturstadt seit vier Jahrzehnten zu den festen Grössen: Meinrad Morger. Er kandidiert für die LDP in Grossbasel Ost und fordert eine Reduktion der behördlichen Auflagen: «Zeitgemässes und nachhaltiges Planen und Bauen geht auch mit viel weniger Baugesetzen, Auflagen und Normen.» Seine grosse Erfahrung und sein langjähriges Engagement für die Architektur am Rheinknie wären für den Grossen Rat eine echte Bereicherung.

Architektur Basel: Welche Kompetenzen wollen Sie in den Grossen Rat einbringen?

Meinrad Morger: «Als Architekt möchte ich mich für eine lebenswerte Stadt einsetzen. Die Beschäftigung mit der Stadt umfasst alle Bereiche der Gesellschaft. Mein zentrales Anliegen ist die Schaffung von wertvollen Räumen: Von Häusern, Wohnungen, Strassen, Plätzen, Freiräumen, von Orten, die allen Menschen ein Zuhause geben. Mir ist bewusst: alle ist einfacher gesagt als getan, den hinter der Gestaltung der Stadt verbergen sich unterschiedlichste Beweggründe. Sie sind ideologischer, politischer, sozialer, ökonomischer, ökologischer, funktionaler oder technischer Natur. Sie können auch mit lokaler Tradition, Lebensgewohnheiten, Mentalitäten oder gesellschaftlichen Strukturen zu tun haben. Jedenfalls ist ein allfälliges politisches Engagement verbunden mit komplexen Herausforderungen und nie enden wollenden Veränderungen und Prozessen.»

Gymnasium Kirschgarten © Staatsarchiv Basel-Stadt

Was zeichnet die Basler Baukultur Ihrer Meinung nach besonders aus?

«Eine jahrhundertalte Tradition mit einer die heutige Stadt prägenden hohen Baukultur und mit immer wiederkehrenden Hochphasen wie dem Klassizismus und Historismus, der Moderne oder den letzten 30 Jahren. Kennzeichnend sicherlich auch die gegenseitigen, inspirierenden, referenziellen Bezüge wie zum Beispiel dem Realgymnasium von Hans Bernoulli, Ernst Mummenthaler und Otto Meier von 1957 und dem Wohn- und Bürohaus Schwitter von Herzog & de Meuron von 1987/88.»

«Die gleichen Probleme bestehen beim Architekturwettbewerb. Die immer aufwendigeren Verfahren werden eine nicht mehr finanzierbare Belastung vor allem für jüngere Architekturbüros. Weniger wäre auch da mehr!»

Inwiefern können die Rahmenbedingungen für Architektur- und Planungsbüros in Basel verbessert werden?

«Grundsätzlich sind die baukulturellen Rahmbedingungen für Architektur- und Planungsbüros in Basel ausgezeichnet. Hingegen wird das Planen und Bauen durch die ungünstigen bürokratischen Entwicklungen nicht nur in Basel immer aufwendiger und leider zum Teil auch willkürlicher. Zeitgemässes und nachhaltiges Planen und Bauen geht auch mit viel weniger Baugesetzen, Auflagen und Normen. Die gleichen Probleme bestehen beim Architekturwettbewerb. Die immer aufwendigeren Verfahren werden eine nicht mehr finanzierbare Belastung vor allem für jüngere Architekturbüros. Weniger wäre auch da mehr!»

Stichwort: Wohnschutz. Braucht es Anpassungen im Gesetz oder der Verordnung? Und wenn ja: Welche?

«Ja, es braucht unbedingt eine Korrektur, denn das viel zu rigide Wohnschutzgesetz blockiert nachhaltiges Sanieren von bestehenden Wohnungen wie auch das Bauen von neuen Wohnungen. Je radikaler die Bestimmungen, desto mehr verringert sich das Wohnungsangebot. Für die Mieter:innen wird es zum Bumerang. Wir müssen Deblockieren, indem wir aufhören die Wohnbaugenossenschaften zu verherrlichen und alle anderen Investoren zu verteufeln. Immerhin sind anständige Renditen die finanzielle Basis unserer Pensionskassen. Wir müssen fordern, dass Kosten für nachhaltige Sanierungen wieder viel angemessener den Mieten angerechnet werden können. Und wir müssen durch substantielle Vereinfachungen der Baugesetze und SIA-Normen die Baukosten senken. Nur so entsteht genügend Wohnraum für alle.»

«Durch die zeitlichen Verzögerungen und unverbindlichen baugesetzlichen Beratungen seitens Bauinspektorat entsteht Planungsunsicherheit. Planungsunsicherheit ist Gift für alle Bauvorhaben.»

Die Bewilligungsverfahren in Basel dauern überdurchschnittlich lang. Die gesetzlich vorgeschriebenen 3 Monate werden kaum eingehalten. Was muss sich im Bauinspektorat ändern?

«Durch die zeitlichen Verzögerungen und unverbindlichen baugesetzlichen Beratungen seitens Bauinspektorat entsteht Planungsunsicherheit. Planungsunsicherheit ist Gift für alle Bauvorhaben. Überfällig ist die digitale Einführung effizienzsteigernder Baugesuche und dringend notwendig eine professionelle, wiederum gebietszuständige persönliche und vor allem verbindliche Beratung.»

Wie beurteilen Sie den regierungsrätlichen Vorschlag zur Solarpflicht in Basel?

«Klar ist, dass wir soviel Solarenergie wie möglich produzieren müssen. Klar ist auch, dass sich nicht jeder Ort, jedes Gebäude durch seine Lage, durch seinen denkmalpflegerischen und historischen Wert oder durch seine Architektur für das Anbringen von Solarpanels gleich gut eignet. Unser gesellschaftlicher Anspruch an eine hohe Baukultur wäre durch eine indifferente gesetzliche Verpflichtung in Frage gestellt! Es gibt genügend alternative Flächen an Schallschutzwänden, an Autobahnen und an Gewerbe-, Industrie- und Infrastrukturbauten, um den notwendige Bedarf abzudecken. Deshalb stehe ich dem Vorhaben sehr kritisch gegenüber.»

Podium im Foyer Public © Architektur Basel

Frage zum Schluss: Welchen Ort oder welches Haus in Basel mögen Sie besonders und weshalb?

«Für mich persönlich ist das Theater Basel – im speziellen das Foyer Public ein besonderer Ort in der Stadt. Angedacht in den 1970er Jahren mit der Idee den öffentlichen Raum der beiden Stadtebenen durch das Theaterfoyer zu führen, substantiell umgesetzt überraschender Weise erst 2022. Ein architektonisch aufregender Raum für alle – inmitten der Stadt!»

Danke für das Interview – und viel Erfolg bei der Wahl.


Meinrad Morger
kandidiert auf der Liste 3 für die LDP in Grossbasel-Ost

Meinrad Morger

Geboren 1957 absolvierte er eine Lehre als Hochbauzeichner und studierte Architektur an der HTL Winterthur und ETH Zürich. Er arbeitet seit 1988 selbständig (Morger & Degelo, Morger + Dettli, Morger Partner) in Basel. Daneben Gastdozenturen an der EPF Lausanne und ETH Zürich; Professuren an der RWTH Aachen und TU Darmstadt. Seit 2017 ordentliche Professur für Gebäudelehre am Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Stiftungsratspräsident S AM und Verwaltungsrat Theater Basel.

 

 

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