Das Neubauprojekt von Morger Partner für einen Kindergarten am Siegwaldweg in Riehen sorgt für politische Diskussionen. Die Gegner werfen dem Projekt vor, dass es «pädagogisch unsinnig» und nicht «kindergerecht» sei. Sie haben deshalb das Referendum ergriffen. Am 27. November entscheidet die Stimmbevölkerung an der Urne. In seinem Gastkommentar widerlegt Architekt Meinrad Morger die Argumente der Gegner und zeigt auf, wieso der Kindergarten für Riehen ein Gewinn – und eine Ablehnung «unverantwortlich» wäre.
«Nachdem umfangreiche Untersuchungen ergeben haben, dass der bestehende Kindergarten am Siegwaldweg in Riehen nicht mehr saniert werden kann, wurde 2017 ein Wettbewerb ausgeschrieben, denn unser Architekturbüro 2018 gewonnen hat . In der Jury sassen neben SachpreisrichterInnen, ArchitektInnen auch PädagogInnen. Bei der Entwicklung des Projektes standen für uns zeitgemässe pädagogische Überlegungen und das Wohl der Kinder im Vordergrund und nicht wie böswillig von den Gegnern behauptet eine Architektur die scheinbar nur Prestige sucht, teuer ist und nicht kindergerecht. Nachdem das Appellationsgericht das Rekursverfahren von zwei Nachbarn abgelehnt hatte, wurde gegen den bereits bewilligten Kredit über 4.2 Mio. Franken das Referendum ergriffen. So muss am 27. November über den Beschluss abgestimmt werden.
Manipulativ werden vom Referendumskomitee Falschaussagen, irreführende Behauptungen und aus dem Zusammenhang genommene Zitate verbreitet, um den dringend benötigten Kindergarten zu verhindern. Sie lehnen das Projekt ab, weil in Ihren Augen eine 3-Meter-Beton-Mauer nicht im Sinne der Kinder ist, das Tageslicht abhält, zum Widerhall innerhalb des Areals führt und dadurch zu Stress für Kinder und Betreuer, weil Kleintiere (Igel, Molche, Kröten) vom Passieren des Areals abhält, weil das Projekt einem Kloster gleicht und nicht zum offenen Charakter des Quartiers passt und weil die Gegner suggerieren, dass ein neuer Kindergarten ohne jegliche Veränderung der Umgebung realisierbar sei, obwohl das vorgegebene Raumprogramm eine 2 ½ x so grosse Fläche wie der bestehende Kindergarten verlangt.
In Wirklichkeit gibt es weder ein Kloster noch eine drei Meter hohe Betonmauer, die die Kinder einsperrt, Widerhall, Lärm und Hitze verursacht, ihnen das Licht wegnimmt, das Austoben verunmöglicht und sie vom sinnvollen Lernen abhält. Das dieses Schreckensgespenst von der SP so unkritisch übernommen wird, zeugt weder von Projektkenntnis noch von Sachverstand! Die Gegner haben nicht verstanden, wie gross die Flächen und Abstände in Wirklichkeit sind. Denn die Fakten sind ganz andere: Die U-förmige Anordnung der Unterrichtsräume entlang der Grenze schafft überhaupt erst den grösst möglichen zusammenhängenden Freiraum von 1000 m2, der den Freiheitsdrang der Kinder unterstützt, den Gemeinschaftssinn fördert und den Kindern den notwendigen Schutz und die erwünschte Geborgenheit gibt.
Der nach Süden offene und transparente Grünraum ist mit Rasenflächen, Hügeln, Matschbereichen, Schleichwegen, Pflanzen, Sträuchern und mit den erhaltenen schützenswerten Bäumen vielfältig und abwechslungsreich gestaltet. Der Abstand der gegenüberliegenden Unterrichtsräume ist mit 16 Meter so gross, dass sich die Kinder dadurch nicht ablenken lassen. Im Vergleich: die Reihenhäuserzeilen am Siegwaldweg 15-39, wo u.a. die Einsprecher wohnen, stehen mit 15 Metern einen Meter weniger weit auseinander. Ist da wohnen nicht mehr möglich, weil die gegenseitige Ablenkung zu gross? Der Grundriss schafft Räume, die einfach und klar organisiert sind. Je nach pädagogischem Konzept können unterschiedliche Raumsituationen wie Spielecke, Nische, Werkstatt, Atelier oder Bewegungsraum eingerichtet werden. Das Raumkonzept ist zudem so flexibel gestaltet, dass der Mehrzweckraum bei Bedarf ohne bauliche Massnahmen zu einem dritten Kindergarten umgewandelt werden kann. Die inneren Fassaden aus raumhohen Fenstertüren, die, wie bei jedem vernünftig geplanten Schulzimmer, von der einen Längsseite her die vielfältig nutzbaren Innenräume optimal belichten. Sie schaffen eine direkte Beziehung zum Aussenraum. Das eingeschossige Gebäude, dass weder Treppe noch Lift beansprucht, ist komplett in primär einheimischem Holz konstruiert. Einzig die äussere begrünte Fassade ist aus Stampfbeton.
Das von uns entworfene Projekt entspricht architektonisch, pädagogisch und energetisch den heutigen Ansprüchen eines modernen Kindergartens. So gesehen ist die doktrinäre Ablehnung befremdlich und sicher nicht zum Wohle der Kinder! Denn ein Nein würde vor allem den Kindern schaden, da sie nochmals über viele Jahre in ungenügenden Unterrichtsräumen ausharren müssten. Das ist unverantwortlich!»
Meinrad Morger, Architekt, Riehen