Es war ein klares Verdikt an der Urne. Mit 54% Nein-Stimmen schickte die Basler Stimmbevölkerung das Ozeanium-Projekt von Boltshauser Architekten den Bach ab. Aus architektonischer und städtebaulicher Sicht ist das bedauernswert. Der Heuwaage hätte ein städtebaulicher Akzent in Form des Ozeaniums gut getan. Nun stellt sich die Frage: Wie geht’s weiter? Der Zolli hat, wie mehrfach betont, keinen Plan B in der Schublade. Das schafft Raum für neue Ideen. Zum Beispiel für ein Architekturhaus an der Heuwaage …
Ob es sinnvoll und zeitgemäss ist, Meeresbewohner an die Heuwaage zu verfrachten, diese Frage hat sich erübrigt. Ein kulturelles Gut, das man in Basel zur Genüge an (fast) jeder Strassenecke antrifftt, ist die hochstehende Baukultur. Um es mit Goethes geflügelten Worten zu sagen: „Warum in die Ferne schweifen? Sieh, das Gute liegt so nah.“ Am vergangenen Wochenende wurde «das Gute» im Rahmen des zweiten „Open House Basel“ einmal mehr eindrücklich zelebriert. Viele Besucherinnen und Besucher kamen an diesem Wochenende aus einem einzigem Grund nach Basel: Die hohe Dichte an guter Architektur, egal ob Melchior Berri, Karl Moser, Herzog & de Meuron, Rhabaran Hürzeler oder Buchner Bründler. Hier in Basel ist die Baukultur eine besondere Publikumsattraktion.
Mit einem „Haus der Baukultur“ könnte in Basel ein Treffpunkt, ein Ort des Austauschs, für alle Akteure aus Architektur und Ingenieurwesen, sowie die breite Öffentlichkeit und Architekturfans entstehen. Ein Ort, der in Basel bislang fehlt. Hier würden Diskussionen über Arealentwicklungen, neue Hochhäuser und Verdichtung stattfinden, Vorträge über innovative Holzkonstruktionen und preisgünstigen Wohnungsbau gehalten oder die neusten Wettbewerbsresultate der Öffentlichkeit präsentiert werden. Zudem sollte im Haus das Basler Stadtmodell (oder ein Duplikat dessen) ausgestellt werden. Der Stadtmodellraum an der Dufourstrasse ist für Fachpersonen zwar eine tolle Errungenschaft, für das breite Publikum jedoch wenig attraktiv.
Im Architekturhaus sollten sich neben einem Café – wo selbstredend der beste italienische Kaffee der Stadt serviert würde – auch ein Architekturbuchladen (ja genau, den gibt’s in der Architekturstadt Basel seit zwei Jahren nicht mehr) und eine Dauerausstellung zur Basler Architekturgeschichte, basierend auf dem unvergleichlichen und genauso grossartigen Architekturführer von Dorothee Huber, Platz finden. Wünschenswert wären zudem eine Bau-Bibliothek mit Fachliteratur und eine Mustersammlung mit Baustoffen. Vielleicht liesse sich ja auch das S AM zu einem Umzug an die Heuwaage bewegen…
Die Investitionskosten für ein solches Haus müssten möglichst tief sein. Die Architekturszene hat kaum so grosszügige Donatoren, wie der Zolli sie hat. Es müsste sich also um einen innovativen, modularen Bau handeln, vielleicht aus vorfabrizierten Betonteilen gefertigt. Oder ein industrieller Stahlbau, der mit Holzelementen „ausgefacht“ würde. Oder wie wärs mit dem ersten 3D-gedruckten Haus in Basel? Eine Struktur, die sich den Anforderungen mit der Zeit anpassen könnte. Die Idee ist hiermit lanciert. Wir rufen die vereinigte Basler Architektenschaft dazu auf: Lasst uns an der Heuwaage das neue Basler Architekturhaus bauen!
Text: Lukas Gruntz / Architektur Basel