Sightseeing in der Architekturstadt Basel

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Seit etwas mehr wie einem Jahr bietet ein Sightseeing-Bus Touristen einen Überblick über Basel. Solche Angebote kannte man bis anhin nur von ausländischen Grossstädten. Nicht immer schaffen es die Sightseeing-Fahrten inhaltlich zu überzeugen; zu allgemein sind die Informationen. Architektur Basel war im heimischen Bus mit auf Tour. Dabei haben wir natürlich ein Augenmerk auf die Architektur geworfen.

Wir beginnen die Fahrt beim St.Johannspark als einziger Gast an Bord. Der Bus fährt in Richtung Dreirosenbrücke, macht vorher aber einen Zwischenstopp auf dem Parkplatz des Novartis-Campus. Der Audio-Guide nennt Namen wie Frank O. Gehry, SANAA, aber auch das lokale Architekturbüro Diener und Diener. Zu gerne wäre man durch den Campus hindurchgefahren. Ein erstes Mal überqueren wir den Rhein und durchfahren das Klybeck in Richtung Dreiländereck. Im Fokus liegt die internationale Vernetzung des Hafens und dessen Bedeutung für Basel, aber auch die industrielle Vergangenheit der chemischen Industrie wird erwähnt. Als wir beim Stücki vorbeifahren, versorgt uns das iPad überraschenderweise mit zusätzlichen Informationen zur genauen Entwicklung des Areals.
Weiter gehts vorbei an der Matthäuskirche in Richtung Messe. «Leider verdecke der futuristisch anmutende Messe-Neubau von Herzog und de Meuron etwas die Sicht auf den Messeturm von Morger und Degelo», so der Audio Guide. Thematisiert wird in diesem Zusammenhang der Wettstreit zwischen Basel und Zürich, wer wohl die höheren Türme bauen könne. Deshalb fährt uns der Bus via Wettsteinplatz am Roche-Turm vorbei. Inzwischen sind mehrere Leute zugestiegen. Das nächste Highlight ist zweifelsohne das St.Alban-Quartier mit seiner Wehranlage und der Papiermühle. Vorbei am Kunstmuseum und dessen Neubau, sowie der Elisabethenkirche fahren wir zum Bahnhof SBB. Es folgen einige architektonische Details über das Kuppeldach der Markthalle, bevor wir vorbei am Lohnhof und dem Spalentor etwas über die universitäre Vergangenheit der Stadt erfahren. Auswärtige dürften sich da an den übel riechenden Titanwurz aus dem Botanischen Garten erinnern. Einen Abstecher in die Altstadt gibt es leider nicht, es wird aber ein Spaziergang zu Fuss empfohlen. Bevor die zweistündige Fahrt wieder im St.Johann endet, werden wir auf die «spektakuläre Architektur» (Zitat Audio-Guide) an der Spitalstrasse aufmerksam gemacht, etwa die grün-schimmernde Spitalapotheke.

Obwohl das Angebot zu Beginn heftige Kritik einstecken musste – für Touristen, die Basel das erste Mal erleben, dürfte sich eine Bus-Tour mit Sicherheit lohnen, bricht der Guide die Informationen auf ein verständliches Mass hinunter ohne dabei dem Kitsch zu verfallen. Für Interessierte liefert das iPad am Sitz teilweise tiefergreifende Tipps zum Objekt oder nahen Sehenswürdigkeiten abseits der Route. Neben den Schwerpunkten der industriellen Vergangenheit oder der Internationalität der Stadt Basel, widmet sich die Tour ungewöhnlich häufig der Architektur. Wenngleich immer die selben Namen fallen, so dürfte man damit Auswärtige abholen, kennen sie doch das Architekturbüro vermutlich aus ihrer eigenen Stadt. Dank GPS weiss der Besuchende mithilfe der Karte auf dem Tablet immer, wo sich der Bus gerade befindet.
Wir bemängeln, dass die Gebiete jenseits des Bahnhofs dem Gast verborgen bleiben. Das Bruderholz wird immerhin erwähnt, das Gundeli bleibt inexistent. Erzählt wird nur, was der Besuchende unmittelbar mit Gesehenem verbinden kann, die neuere Geschichte Basels fehlt, etwa die populäre Seidenbandproduktion oder die Querelen um die Kantonstrennung, ebenso ein Ausblick in die Zukunft. Aus architektonischer Sicht allerdings hält die Tour grösstenteils was sie verspricht. Und wer vergessen hat, wie «z’Basel an mym Rhy» klingt; die App gibts auch fürs eigene Smartphone.

Text und Foto: © Simon Heiniger / Architektur Basel

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