Die Geschichte ist bekannt. Der FC Basel hadert mit seinem in die Jahre gekommenen Stadion. Punkto Sicherheit und Infrastruktur entspricht der St. Jakob-Park nicht mehr den heutigen Anforderungen. Nun präsentiert der Verein seine Pläne für ein neues Stadion. Es ist ein veritabler Befreiungsschlag: Eine hochmoderne, multifunktionale Arena an neuem Ort soll es werden. Es ist eine Idee, die David Degen schon vor zwei Jahren leise andeutete: «Ich würde aus dem Stadion ausziehen. Sofort», sagte er damals im Interview mit der bz Basel. Nun konkretisieren sich die Pläne für den Auszug. An einer Medienkonferenz gaben die Protagonisten Auskunft zu den neuen Stadionplänen, die erneut aus der Feder von Herzog & de Meuron stammen. Die Finanzierung scheint gesichert: Die Realisierung soll dank gütiger Unterstützung der Roche gelingen.

Situationsplan © Herzog & de Meuron
SBB-Pläne bodigen «Stadion+»
Schlusspfiff! Das Projekt «Stadion+» ist nach drei Jahren bereits wieder Geschichte. Der geplante Ausbau der Zulaufstrecken zum Bahnhof SBB hat den ursprünglichen Plänen zur Erneuerung des St. Jakob-Parks den finalen Todesstoss versetzt. In einer rechtsverbindlichen Stellungnahme vom Januar 2025 gewichtet das Bundesamt für Verkehr (BAV) die künftigen «optionalen Ausbaumöglichkeiten» der Bahninfrastruktur von übergeordnetem, nationalem Interesse, wobei sich die Ausbaupläne «eines privatrechtlichen Fussballvereins» unterordnen müssen. Ausserdem seien die Verhandlungen zur Finanzierung des Stadion-Ausbaus mit den beiden Kantonen Basel-Stadt und Baselland äussert harzig verlaufen. Damit wird der Weg frei für eine neue Stadionlösung. Schon vor zwei Jahren sagte FCB-Präsident David Degen im Interview mit der bz Basel: «Ich habe mir oft überlegt: Wie würden wir den FCB auf der grünen Wiese bauen? Klar ist: Ich würde aus dem Stadion ausziehen. Sofort. Der St. Jakob-Park in allen Ehren, das Joggeli ist das schönste und tollste Stadion der Schweiz. Aber: Es ist für uns nicht finanzierbar. Ein Stadion mit 25’000 Plätzen wäre eine perfekte Grösse für den FCB.»

© Herzog & de Meuron
Zurück zum Ursprung im Kleinbasel
Die grüne Wiese ist es nicht geworden, sondern der blaue Rhein. In der Vormittagssonne glitzert er sanft. Der Blick über Basel ist grandios – zumindest in der «Pebbles Lounge» des Roche-Turms. Hier findet Medienkonferenz für die neuen Pläne namens «Stadion++» statt. «Fussball war ein Teil meines Lebens, lange bevor ich Architekt wurde. Als ich in Basel aufwuchs, lag unsere Wohnung neben dem Stadion des FC Basel, dem Landhof», eröffnet Jacques Herzog die Runde. Es sei ihm immer schon am Herzen gelegen, dass sein FCB wieder «näher an den Ursprung im Kleinbasel» zurückkehre. Dass dies dank der engen Zusammenarbeit mit der Roche gelingen könne, sei ein «grosser Glücksfall und eine einmalige Chance für Basel.» Das Stadion mit rund 25’000 Plätze schaffe eine «symbolische und räumliche» Verbindung zwischen Gross- und Kleinbasel. Die Message ist klar: «Der FCB gehört uns allen.» Er sei ein verbindendes Element über alle Gesellschaftsschichten hinweg. Das neue Stadion «schwebt über dem Rhein». Dank einer vielfältigen, gastronomischen Mantelnutzung mit vier Bars und zwei Restaurants, die auch unter der Woche geöffnet haben, soll ein lebendiger Ort entstehen. «Das Stadion wird die grösste und beste Buvette der Stadt», erklärt Herzog. Die organische Form des weit auskragenden Dachs orientiere sich an der fliessenden Figur des Rheins, «der Lebensader unserer wunderbaren Stadt». Noch geprüft werde die Option, dass man den Rasen aus dem Stadion schieben könne. «Wie in Gelsenkirchen», so Herzog: «Dann würde das Stadion während spielfreien Tagen zusätzlich zum grössten Rheinbad der Stadt.»

© Herzog & de Meuron
Stadion als «Brückenkonstruktion»
Bewilligungstechnisch sei das Stadionprojekt eine «Herausforderung» betont die an der Medienkonferenz anwesende Baudirektorin Esther Keller. Der Rhein sei Hoheitsgebiet des Kantons Basel-Stadt, wobei Bauten im Gewässerraum aufgrund der Naturschonzone grundsätzlich nicht bewilligungsfähig seien. Es gibt eine Ausnahme: «Brückenkonstruktionen dürfen wir auch über dem Gewässerraum bewilligen.» Das Stadion sei faktisch eine Brücke: Es verbinde für Fussgänger und Velofahrer die Breite mit dem Wettsteinquartier. Entsprechend befahrbare Rampen sind zwingende Auflage für das Bauprojekt. Bauingenieur Nico Ros erklärt die statische Umsetzung: «Die Tribünen funktionieren als grosse Fachwerkträger, an denen das Fussballfeld sozusagen aufgehängt ist. Sie stehen auf vier runden Brückenpfeilern in den Tribünenecken, die bis Tief in den Untergrund des Rheins gebohrt werden, um den Lastabtrag und die Erdbebensicherheit zu gewährleisten.» Das blaue Dach liefert zudem Strom: Als Teil der kantonalen «Solaroffensive» werde es «genügend Strom für das ganze Wettsteinquartier und die Kühlung der Roche-Türme liefern», erklärt Esther Keller.

Grundriss 1. Niveau © Herzog & de Meuron
Roche sichert Finanzierung
Auf die obligate Frage nach den Kosten für das Stadion, gibt man sich (noch) bedeckt. «Wir rechnen mit einem mittleren dreistelligen Millionenbetrag», lässt es sich Jacques Herzog entlocken. Als Bauträgerin und künftige Eigentümerin ist die «JP Stadion++ AG» gegründet worden. Dank grosszügigen Privatspenden sei bereits ein substanzieller Anteil der Finanzierung gedeckt. Bereits bekannt ist zudem der Name der Hauptsponsorin: Die Roche. Sie werde einen Beitrag von «symbolischen» 189.3 Millionen Franken an den Erstellungskosten bezahlen. Im Gegenzug nutzt sie das Stadion für Firmenanlässe – und alle Roche-Mitarbeiter:innen erhalten künftig ein Gratis-Saisonabo. Auch der Kanton beteiligt sich an den Baukosten – dank Geldern aus dem übervollen Mehrwertabgabefonds-Topf. Esther Keller bestätigt: «Ein Fussballrasen trägt schliesslich zur Biodiversität bei. Zum Beispiel als Habitat für Schwalben.» Das Stadion leiste einen wichtigen Beitrag zur «Schaffung und Aufwertung öffentlicher Freiräume sowie generell der Verbesserung der Lebensqualität im städtischen Raum.»

© Herzog & de Meuron
«Seppe Hügi-Stadion»
Zum Schluss der Medienkonferenz betont Stararchitekt Herzog die Wichtigkeit der neuen Stadionidee: «Das Projekt Stadion++ ist enorm wichtig für die ganze Region. Es schafft einen Ort, an den man gerne geht. Ein grosses Dach für alle – für Fussballfans genauso wie Familien mit Kindern.» Noch offen ist der Name. «Stadion++» dient nur als Arbeitstitel. «Wir planen einen Ideenwettbewerb für den Stadionnamen, an dem alle Fans teilnehmen können», sagt David Degen. Die Roche habe trotz grosszügigem Sponsoring keinen Anspruch darauf erhoben. «Sie übt sich in gutbaslerischer Zurückhaltung.» Man darf also gespannt sein, wie die Heimstätte des FC Basel künftig heissen wird. Einen Vorschlag gibt es bereits. Er stammt von Jacques Herzog: «Mein Vorschlag wäre Seppe Hügi-Stadion. Er war in meiner Kindheit mein grosses Idol!»
Artikel: Richard Meier / Architektur Basel
WICHTIGER HINWEIS:
Der vorliegende Artikel kann Spuren von Satire enthalten. Bei Fragen oder Unklarheiten wenden Sie sich bitte an Ihren Sinn für Humor oder konsultieren Sie das Erscheinungsdatum.