Als Architekt, der als Projektleiter für Stadtentwicklung und Raumplanung auf der Gemeindeverwaltung in Allschwil tätig ist, vertritt er seit fünf Jahren die SP im Grossen Rat: Stefan Wittlin ist sein Name. Er fordert eine neue Umbaukultur: «Das Bauen im Bestand sollte gefördert werden, weil es auf unterschiedlichen Ebenen sinnvoll ist: baukulturell, ökologisch und sozial.» Ausserdem setzt er sich für eine kantonale Solarpflicht, die Stärkung von Stadtbildkommission und Denkmalpflege ein. Wittlin ist im Grossen Rat in den vergangenen Jahren zu einer wichtigen Stimme für dir Basler Baukultur geworden.
Architektur Basel: Welche Kompetenzen wollen Sie in den Grossen Rat einbringen?
Stefan Wittlin: «Als Grossrat und Mitglied der Bau- und Raumplanungskommission bringe ich mein Wissen und meine Erfahrung als Architekt vor allem in der Kommissionsarbeit ein. Dass ich mit unterschiedlichen Planungsprozessen vertraut bin, hilft mir, die Gesetzgebung praxistauglich zu gestalten. In meiner Arbeit als Grossrat kann ich den Fokus auf grosse Zusammenhänge legen, aber auch mal auf Details. Das ist hilfreich bei der Breite an Themen, die ein Parlament mit kantonalen und kommunalen Aufgaben mit sich bringt.»
Was zeichnet die Basler Baukultur Ihrer Meinung nach besonders aus?
«Jede Generation Basler Architektinnen und Architekten brachte prägnante und herausragende Werke hervor. Zudem hinterliessen auch namhafte internationale Architekturschaffende hier ihre Spuren. Qualität ist aber keine Selbstverständlichkeit. Neben den engagierten Planenden braucht es Bauherrschaften, die gewillt sind, hohe Qualität zu schaffen und es braucht Behörden, die befähigt und gewillt sind, einerseits die Planenden partnerschaftlich zu unterstützen und andererseits auch einzuschreiten, wenn dies nötig ist. Deshalb stehe ich nach wie vor für eine Stärkung von Stadtbildkommission und Denkmalpflege ein.»
«Schon einer meiner ersten Vorstösse forderte, was ich noch immer für zentral halte: Das Bauen im Bestand sollte gefördert werden, weil es auf unterschiedlichen Ebenen sinnvoll ist: baukulturell, ökologisch und sozial.»
Inwiefern können die Rahmenbedingungen für Architektur- und Planungsbüros in Basel verbessert werden?
«Schon einer meiner ersten Vorstösse forderte, was ich noch immer für zentral halte: Das Bauen im Bestand sollte gefördert werden, weil es auf unterschiedlichen Ebenen sinnvoll ist: baukulturell, ökologisch und sozial. Hier müssen wir die Voraussetzungen schaffen, dass Umbauten einfacher bewilligt werden und nicht mehr gleich hohe Messlatten gelten wie bei Neubauten.»
Stichwort: Wohnschutz. Braucht es Anpassungen im Gesetz oder der Verordnung? Und wenn ja: Welche?
«Im Bewilligungsprozess gibt es eindeutig Optimierungspotenzial: Einfache Mängelbehebungen oder der Ersatz von Geräten sollten bewilligungs- und meldefrei möglich sein, Sanierungen im vereinfachten Verfahren schneller bewilligt werden. Aber: Am grundsätzlichen Mechanismus, dass nur notwendige bauliche Massnahmen auf die Miete überwälzt werden können, müssen wir unbedingt festhalten.»
Die Bewilligungsverfahren in Basel dauern überdurchschnittlich lang. Die gesetzlich vorgeschriebenen drei Monate werden kaum eingehalten. Was muss sich im Bauinspektorat ändern?
«Das Bauinspektorat ist offensichtlich personell unterbesetzt. Ich hoffe, dass sich diese Situation bald normalisiert. Viel wichtiger ist aber, dass das Bauinspektorat künftig auch seinen Ermessensspielraum stärker ausschöpft und mutige Entscheide trifft, die auch unkonventionelle und innovative Lösungen ermöglichen.»
«Ich befürworte die Solarpflicht und ich bin überzeugt, dass unsere Baukultur diesen neuen und zukunftsgerichteten Anforderungen gerecht werden wird. Während Solaranlagen auf den Dächern längst erprobt sind, stellen Anlagen an Fassaden eine grosse gestalterische Herausforderung dar.»
Wie beurteilen Sie den regierungsrätlichen Vorschlag zur Solarpflicht in Basel?
«Ich befürworte die Solarpflicht und ich bin überzeugt, dass unsere Baukultur diesen neuen und zukunftsgerichteten Anforderungen gerecht werden wird. Während Solaranlagen auf den Dächern längst erprobt sind, stellen Anlagen an Fassaden eine grosse gestalterische Herausforderung dar. Deshalb ist es wichtig, dass qualitätssichernde Massnahmen im Genehmigungsprozess enthalten sind. Zudem müssen die Eigentümerschaften über alternative Finanzierungsmodelle aktiv informiert werden, denn nicht alle haben die nötigen finanziellen Reserven.»
Frage zum Schluss: Welchen Ort oder welches Haus in Basel mögen Sie besonders und weshalb?
«Oft spaziere ich an einem Wohnhaus im untersten Abschnitt der Florastrasse im Kleinbasel vorbei, 1912 erstellt von Widmer, Erlacher, Calini (Quelle: Heimatschutz Basel). Jedes Mal, wenn ich das Haus sehe, beglückt es mich mit den warmen Farbtönen seiner Fassade, den kunstvoll geschmiedeten Brüstungen, den filigranen Eichenfenstern mit charakteristischen Verzerrungen gegossener Gläser und mit seinem eleganten Eckrisalit, der die Lücke zum Rhein sucht. Einfach schön!»
Danke für das Interview – und viel Erfolg bei der Wahl.
Stefan Wittlin (bisher)
kandidiert auf der Liste 5 für die SP in Grossbasel-West
Geboren 1984 studierte er Architektur an der HSLU in Luzern. Seit 2019 politisiert er im Grossen Rat, wo er sich insbesondere in der Bau- und Raumplanungskommission engagiert. in der Als Architekt ist er vertraut mit Planungsprozessen und Projektmanagement. Er ist fokussiert auf grosse Zusammenhänge und die Schönheit im Detail. Als Politiker ist er engagiert für eine nachhaltige Entwicklung und eine solidarische Gesellschaft. Als Ehemann und Vater ist er leidenschaftlich und involviert. Als Mensch trifft man ihn gerne auf dem Velo, im Fussballstadion und im hohen Norden.