Die vier Hochhausscheiben im Lehenmattquartier von Suter + Suter aus den 1960er-Jahren haben ikonografische Qualität. Jeder kennt sie. Neu haben diese an Länge gewonnen – und tragen so zur Verdichtung bei. Ob der Städtebau dadurch gewonnen hat? Darüber lässt sich streiten. Von Birsfelden aus gesehen verschmelzen die Hochhäuser zu einem kompakten Block, einer Hochhauswand. Andererseits stellt sich die Frage, wie man die geforderte, substanzielle Verdichtung filigraner hätte lösen können. Die intelligent konzipierten Anbauten von Morger Partner Architekten nutzen im Vergleich zum Bestand auch die Stirnfassaden und ermöglichen so Ecktypologien. Wir haben eine Wohnung besonders genau unter die Lupe genommen: Eine 65m2 grosse 2.5-Zimmerwohnung im 15. Stockwerk.
Mit dem Betreten der Wohnung fällt unser Blick sogleich an die gegenüberliegende Fensterfont und die damit verbundene Aussicht. Wir stehen in einem kleinen mit dem Wohnraum verbunden Entrée, welches über eine praktische Einbaugarderobe verfügt. Schnell legen wir den Mantel ab und schreiten weiter in den grössten Raum und Mittelpunkt der Wohnung: Das Wohn- und Esszimmer. Dieses misst knapp 30m2 und wird über die gesamte Längsseite über ein brüstungshohes Fenster belichtet. Am Ende führt eine Fenstertür zum Balkon. Dieser ist knapp 7m2 gross und liegt in der Gebäudeecke. Von hier hat man den besten Ausblick. Die Grösse des Balkons reicht für einen kleinen Tisch und zwei Stühle. Die offene Küche liegt gleicht hinter dem Balkon und wird ebenfalls vom Wohn- und Esszimmer aus erschlossen. Die zweizeilige Küche ist durch die grosse Verglasung über Eck sehr hell und für die Grösse der Wohnung mit elf Elementen grosszügig bemessen. Man kriegt etwas fürs Geld: Hier lässt es sich gut kochen und gleichzeitig die Aussicht geniessen; Kochen mit Ausblick könnte man sagen. Die Wohnung sei ambitionierten HobbyköchInnen also wärmstens an Herz gelegt.
Vom Wohn- und Esszimmer führt ein kleiner Vorplatz in den privaten Bereich der Wohnung. Das Bad ist für eine 2.5-Zimmerwohnung ebenfalls gross geschnitten: Es verfügt neben einer Badewanne auch über eine eigene Waschmaschine. Praktisch ist dies ja, aber nicht unbedingt schön. Hinter einer zweiten Türe verbirgt sich ein kleines, äussert beliebtes Reduit. Man fragt sich, wieso die Wachmaschine nicht hier untergebracht wurde. Zu guter Letzt betreten wir das Schlafzimmer. Es ist ebenfalls an der Längsseite komplett verglast und bietet Platz für einen grossen Schrank. Mit 14 Quadratmetern verfügt es über eine ideale Grösse, wirkt nicht klein oder gedrückt. Die Materialisierung der Wohnung ist klassisch und schlicht: Ein Eichenparkett in den Wohnräumen, das Bad und die Küche in schwarz und weiss.
Die helle Wohnung ist perfekt für Paare oder Singles, welche gerne kochen und dabei den Weitblick ins Birstal geniessen wollen. Die Bruttomiete beträgt pro Monat CHF 1’780. Der brutto Quadratmeterpreis pro Jahr beträgt stolze CHF 328. Wer es gerne etwas günstiger hätte, muss in die unteren Geschosse schauen: Im 1. OG gibt es dieselbe Wohnung – allerdings ohne Aussicht – für einen Quadratmeterpreis von CHF 273. Im Monat sind dies knapp 300 Franken weniger. Auf einmal erscheinen die Wohnungen im Gellert von Miller & Maranta für einen Quadratmeterpreis von brutto CHF 290 gar nicht mehr so teuer.
Am Rande sei angemerkt, dass wir etwas enttäuscht über die doch eher banalen Marketingvisualisierungen der Wohnungen sind, welche die Ästhetik und Liebe zum Detail vermissen lassen. Sie werden den Wohnungen unserer Meinung nach nicht gerecht. Auf den Visus kommen die Innenräume fast etwas billig rüber. Aber lieber so als umgekehrt: Die Realität kann nur besser werden.
Text: Céline Dietziker / Architektur Basel
Mehr Infos zu den Wohnungen >
https://www.lehenmatt284.ch/