Ausstellungseröffnung: Food Shaping Kyoto

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In Zusammenarbeit mit den Architekten Shadi Rahbaran & Manuel Herz sowie dem KYOTO Design Lab präsentiert das Vitra Design Museum in Weil am Rhein die Ausstellung «Food Shaping Kyoto». Vom 7. – 17. Juni 2019 werden die Ergebnisse mehrjähriger Forschungsprojekte und Workshops gezeigt, die seit 2015 in Kyoto stattfinden – einem der weltweit wichtigsten Zentren für Esskultur. 

Eröffnungsrede von Food Shaping Kyoto

Wir haben die Eröffnung besucht und uns an diesem verregneten Pfingstsonntag nach Japan entführen lassen. Die Einführungsreden von Marc Zehntner (Vitra),  Eizo Okada (Kyoto Institute of Technology) sowie Shadi Rahbaran und Manuel Herz zeigten ihre Begeisterung für die Thematik auf.

Neben der Ausstellung war Kumiko Tanaka, die als Chefköchin im «Nishiki Market» kocht, das Highlight. Sie bereitete vor Ort traditionelles «dashimaki» zu. Das japanische Omelette besteht aus einer Mischung aus Ei und «dashi», einem Sud aus braunem Seetang und Bonitoflocken, und wird in einer «makiyakinabe» genannten grossen Raclettepfanne unter konstantem Falten und Wenden hergestellt.

Kumiko Tanaka bereitet traditionelles dashimaki zu

Aber zurück zur Ausstellung, sie befasst sich mit den einzigartigen Umweltbedingungen und der historische Entwicklung der Region. Sie prägen bis heute die Ernährungsgewohnheiten der Stadt und darüber hinaus Kultur, Design, Architektur und physische Struktur Kyotos. Die Ausstellung »Food Shaping Kyoto« analysiert zudem die Zirkulation von Nahrungsressourcen innerhalb der Stadtgrenzen sowie die wesentliche Verbindung zur ländlichen Umgebung und stellt dabei die oftmals getrennte Wahrnehmung von Stadt und Land in Frage: Wie ernährt sich eine Stadt? Wie werden Lebensmittel in einer Stadt produziert und verteilt? Und wie wirken sich diese Prozesse konkret auf die Stadt aus? Die Ausstellung umfasst eine Videoprojektion und Installationen, die speziell für den einzigartigen Präsentationsraum des Buckminster Fuller Dome entworfen und gebaut wurden.

Kyoto gilt als eine der globalen Hauptstädte der Esskultur. Ihre lange Geschichte als Sitz des japanischen Kaisers und eine außergewöhnliche Umwelt haben zur Herausbildung einer reichen Tradition und Kultur der Produktion und Distribution von Lebensmitteln geführt. Spezielle Gemüsesorten oder Speisen wie »yuba« (Tofublätter) und »saba sushi« (Sushi mit in Salz eingelegter Makrele) haben hier ihren Ursprung, ebenso die Produktion von hochwertigem Sake, dessen außerordentliche Qualität auf das weiche Grundwasser zurückzuführen ist. Als Sitz des kaiserlichen Hofes entwickelte die Stadt zudem einzigartige Rituale der Esskultur: Die leichten Gerichte der »Kaiseki Cuisine« werden zum Beispiel zur traditionellen Teezeremonie gereicht. Für die Lebensmitteldistribution in Japan spielte der 1927 eröffnete »Kyoto Wholesale Market« eine bedeutende Rolle und wurde zum Vorbild für andere Städte. Der »Nishiki Market« im historischen Stadtzentrum Kyotos versorgt seit Generationen die breite Bevölkerung: Er ist nicht nur ein wichtiger lokaler Handelsplatz, sondern auch Produktions- und Exportzentrum für regionale Spezialitäten. So wird »bonito« (eine Fischart) auf dem Markt geräuchert, getrocknet und von hier aus weltweit exportiert.

Die abgehängte Decke aus «shoji»-Papier

Die Videoprojektion in der Ausstellung auf dem Vitra Campus lässt die Besucher in Orte wie den »Wholesale Market« oder den »Nishiki Market« eintauchen. Auf großen, kreisförmig angeordneten Tischen wird die Geschichte und Tradition der Lebensmittelproduktion in Kyoto und ihre Auswirkung auf die physische Gestalt der Stadt nachgezeichnet, grosse Regale präsentieren materielle Zeugnisse dieser Esskultur. Eine abgehängte Decke aus japanischem »shoji«-Papier verweist auf die transparenten Tofublätter, die in den traditionellen »yuba«-Produktionsstätten im »Nishiki Market« zum Trocknen aufgehängt werden.

Sputet euch, ihr habt leider nur noch bis zum 17. Juni Zeit! Ansonsten verpasst Ihr eine gut recherchierte und sorgfältigst präsentierte Ausstellung zur Verknüpfung von spannenden Themen, die alleine schon ein Besuch wert wären.

Text und Bilder: Armin Schärer / Architektur Basel
Quelle: https://www.design-museum.de/

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